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Heimat Mars: Roman (German Edition)

Heimat Mars: Roman (German Edition)

Titel: Heimat Mars: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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ihre Atomprobe auf dem absoluten Nullpunkt hielten, auf die Anweisungen des QL-Denkers.
    Charles schloss die Augen.
    »Sollen wir uns anschnallen?«, fragte Galena nervös. Ihre Stimme war kaum mehr als ein Flüstern.
    »Nicht nötig«, antwortete Leander und befeuchtete die trockenen Lippen. »Macht es euch so bequem wie möglich.«
    »Wir starten«, sagte Charles.
    Ich blickte auf die Außenansichten, die übereinander auf den Schirmen des Steuerpults zu sehen waren: Direkt unter uns der Mars, dessen Rand mit der Corona der Sonne im schwarzen Raum aufflammte. Stecknadelkopfgroße Sterne in Haufen. Die graphische Darstellung der galaktischen Zielregion. Die graphische Darstellung des Tweaker-Zustandes.
    Der QL-Denker war jetzt dabei, menschliche Messungen und Koordinaten in Deskriptor-›Sprache‹ zu übersetzen. Die Übersetzung sprach mit klarer weiblicher Stimme. »Re-Deskription der Partikel abgeschlossen. Erster Bestimmungsort erreicht. Erste Annäherung abgeschlossen.«
    Die Übersetzerin präsentierte ihre persönliche Einschätzung des Verlaufs: rote Linien, die größer wurden, als der QL-Denker die Deskriptoren innerhalb der superkalten Probe ansprach, umwandelte und danach die sich verändernden Eigenschaften der Probe auf alle Teilchen innerhalb der Masse und der nahen Umgebung des Mondes anwandte.
    »Wir brauchen mindestens eine halbe Stunde, um herauszufinden, wo wir sind, und um zu berechnen, wie weit entfernt wir sind«, kündigte Hergesheimer an.
    »Richtig«, sagte Leander. Die dem QL-Denker eingegebene Positionsbestimmung würde die Bewegung unseres Zielsterns während der letzten zehntausend Erdjahre automatisch einkalkulieren. Denn zehntausend Erdjahre waren vergangen, seitdem sein Bild sich mit Lichtgeschwindigkeit auf den Weg gemacht hatte. Allerdings gab es auch noch andere Faktoren, und die erschwerten die exakte Berechnung.
    Der Raum kam mir jetzt kälter vor. Die Displays wurden dunkel. Meine Arme wurden taub. Mein Blick trübte sich. Ich spürte keine Bewegung, überhaupt keine plötzliche Veränderung.
    Im Unterschied zu allen technischen Entwicklungen in der früheren Menschheitsgeschichte verlangte das Tweaken keine Maschinerie, verbrauchte keinen Treibstoff, verschwendete keine Energie in Form von Hitze oder Lärm. Der Vorgang war gänzlich undramatisch. Seine Ergebnisse würden uns wohl dafür entschädigen …
    Die Displays flackerten auf. Meine Arme kamen mir kalt vor, meine Beine heiß, aber ich fühlte mich nicht krank. Meine Gefährten zwinkerten mit den Augen und machten sie auf, als hätten sie ein kurzes Nickerchen gemacht.
    Charles stöhnte leise auf und entschuldigte sich kaum hörbar. »In einer Minute bin ich bei euch«, sagte er.
    »Wo sind wir?«, fragte Leander.
    Auf den Außenansichten erkannte ich nur Sterne. Der Mars war verschwunden. Aber der dunkle Hintergrund wurde von dicken, miteinander verwobenen blassen Streifen belebt. Manche der Sterne wirkten nebeltrüb, größer und weniger deutlich umrissen. In meinem ganzen Leben hatte ich noch nie einen solchen Himmel gesehen. Schön und erschreckend. Das Blut pochte mir in den Ohren, meine Kehle wurde mir trocken, und ich hustete in meine Faust. Einen Augenblick lang fühlte ich den Anflug von Platzangst. Dieser alte Tunnel war in einem Mond eingesperrt, der so winzig war, wie ein Mond nur sein konnte, aber gleichzeitig war der Mond so erhaben wie ein Felsengebirge.
    Und dieser ausgelaugte alte Felsen hatte sich tatsächlich sehr weit vorgewagt, unvorstellbar weit.
    Innerhalb von zehntausend Lichtjahren, fünfundneunzigtausend Billionen von Kilometern gab es keine menschlichen Wesen. Uns umgaben Abermilliarden Kilometer dieses vakuumdünnen Sternennebels und sonst nichts. Wir konnten nicht wissen, wo wir uns befanden, vielleicht waren wir verloren.
    Ich zwang meine Finger dazu, sich zu entkrampfen und holte ein paar Mal tief Luft.
    Hergesheimer und Cameron arbeiteten ruhig und schnell. Sie holten all ihre Instrumente zusammen, um die Bilder zu bearbeiten und die Position zu berechnen.
    Hergesheimer fluchte leise. »Wir brauchen genauere Daten zur Familienstreuung dieser Gruppe«, sagte er zu Cameron und wies auf fünf Sterne, die in blauen Nebel gehüllt waren. Sie erstellte auf ihrem Kom die Berechnungen schneller als die angeschlossenen Computer.
    »Das ist die Gruppe A-29, EGO 23-7-6956 bis 60«, sagte sie.
    »Dort ist das Ziel.« Hergesheimer fingerte an einem Schalter unterhalb des Display und veränderte

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