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Heimat Mars: Roman (German Edition)

Heimat Mars: Roman (German Edition)

Titel: Heimat Mars: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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Anlage war immer noch funktionsfähig, wurde aber nur noch von Robotern bewohnt.
    Falls die Mercury angegriffen wurde, standen unsere Überlebenschancen besser, wenn wir uns unter der kalten grauen Oberfläche des kleinen Mondes versteckten.
    »Da ist es«, sagte Leander. Charles setzte sich auf. Auf einer Hangseite der unregelmäßigen Schüssel des Stickney-Kraters blitzte alle paar Sekunden eine kleine Landebake auf, wie sie es wohl schon seit Jahrzehnten tat. Die Mercury änderte ruckartig ihren Kurs. Wir näherten uns der Bake mit alarmierender Geschwindigkeit.
    »Suche nach Landepunkten«, verkündete der Denker.
    Noch einmal kreischten die Bremstriebwerke, ein leichter Ruck, und die Mercury war gelandet. Wir überprüften alle Systeme der Siedlung, fanden alles in zufriedenstellendem Zustand vor und fuhren die Verbindungsschleuse des Raumschiffs aus.
    Charles schnallte sich von der Liege los, ich folgte ihm frei schwebend. »Vorräte für drei Tage«, bemerkte Charles mit schiefem Grinsen, als er an mir vorbei zum Frachtraum ging.
    »Wird das reichen?«, fragte Galena Cameron mit Sorgenmiene.
    »Wir hoffen, dass wir in weniger als fünf Stunden wieder weg sind«, rief Leander vom Oberdeck.
    Hergesheimer verzog das Gesicht. »Wir könnten das planetare System da draußen zehn Jahre lang untersuchen und immer noch nicht genügend wissen.«
    »Die Tunnel werden kalt und ungemütlich sein«, kündigte Leander an. »Sie sind hier nicht an Besucher gewöhnt.«
    Als ich hinter Charles durch die Verbindungsschleuse kroch, wäre ich fast mit einem alten staubverfilzten Roboter zusammengestoßen. Seine Größe und undefinierbare Farbe erinnerten mich an einen zu Tode geliebten Teddybär. Er glitt in eine Ecke, seine uralte Sensortechnik quietschte schwach, während er uns musterte.
    »Dieses Gerät ist reparaturbedürftig«, krächzte er.
    Charles drehte sich in der Schleuse nach mir um. Zum ersten Mal seit Wochen musste ich lächeln, weil der alte Roboter mich an Très Haut Médoc erinnerte. Charles erwiderte das Lächeln und zuckte zusammen, als die gespannte Haut auf seine Nano-Pflaster drückte. »Wir sollten uns wirklich besser um unsere Waisenkinder kümmern«, sagte er.
    Hergesheimer fluchte, weil geeignete Sensoranschlüsse fehlten. Leander befahl einem kleinen, für Probebohrungen zuständigen Roboter, für neue Anschlüsse zu sorgen. Wir hatten Reparatursätze mitgebracht und konnten die meisten Roboter der Siedlung aufrüsten oder zusammenflicken. Galena Cameron koordinierte die Sensoren und Teleskope. Sie saß allein in einer kalten würfelförmigen Kammer und testete alles in Probeläufen, für die sie simulierte Daten und Ziele benutzte.
    Vorläufig hatte ich wenig zu tun. Ich half Leander, indem ich in dem sternförmigen zentralen Kontrollraum auf den richtigen Luftdruck achtete. Wir konnten den Notsystemen der Siedlung nicht trauen, bis die Reparaturen abgeschlossen waren. Während ich in einer Zacke des Sterns saß, befasste sich Charles in einer anderen Zacke mit dem QL-Denker. An seinem Hinterkopf waren Lichtleiterkabel befestigt. Er lugte um die Ecke und bemerkte: »Er ist besoffen.«
    »Wer?«
    »Der Denker. Ich hätte ihm vor unserem Aufbruch den Befehl zur Konzentration geben sollen. Er ist irgendwo anders und tut etwas, von dem wir vielleicht nie erfahren werden.«
    »Kannst du ihn zurückholen?«
    »Natürlich. Es dauert nur eine Weile, bis ich all seine durchgegangenen Pferdchen wieder eingefangen habe. Wie läuft’s mit deiner Erweiterung?«
    »Eigentlich recht ruhig. Ich glaube, ich hab sie endlich unter Kontrolle.«
    »Gut.« Er blickte auf die Wand hinter mir, als könne irgend jemand dort stehen. Ich hätte mich am liebsten umgedreht, aber ich wusste, dass wir allein im Kontrollraum waren. »Casseia, ich weiß nicht, wie sich das hier auf mich auswirken wird. Jedesmal, wenn ich den QL-Denker steuere, reagiere ich anders. Es ist ganz bestimmt nicht …« Anscheinend fehlten ihm die richtigen Worte. Er wedelte mit den Fingern.
    »Angenehm?«
    »Vielleicht allzu angenehm. Als wenn man eine Art Sucht entwickelt. Als wenn man in eine rauschende Party von verrückten Genies hineingerät. Es passiert stets irgendwas Tolles, und für alles gibt es eine Lösung …«
    »Das müsste dir doch eigentlich Spaß machen.«
    »Das ist es ja gerade. Meine Schwäche. Auf so etwas bin ich ja aus. Und die wahren Dinge verschwinden wie Gespenster und lassen nur das Gefühl von Perfektion zurück. Der QL geht

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