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Heimat Mars: Roman (German Edition)

Heimat Mars: Roman (German Edition)

Titel: Heimat Mars: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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und sein Kollege, der für die gegenüberliegende Einheit zuständige Steward, organisierten aus Anlass des ›Tags des Halben Grades‹ eine Party. Acre war groß darin, Parties zu organisieren. Nie wirkte er gelangweilt, nie fehlte es ihm an Gesprächsstoff für eine höfliche Unterhaltung. Allein war er nur dann, wenn alle übrigen Passagiere schliefen. Seine einzige Reserviertheit schien in einer gewissen Hohlheit zu bestehen, die längere Gespräche nicht gerade ermutigte. Ich war mir ziemlich sicher, dass er kein auf der Erde hergestellter Android war, aber der Verdacht ließ mich nie ganz los.
    Die Passagiere beider Zylinder versammelten sich in buntem Durcheinander in der Lounge und sahen zu, wie der Mars die Größe des Erdmondes (aus Sicht der Erde) annahm. Die Erdenbürger fanden den Anblick hinreißend, es wurden Lieder wie Harvest Mars, voller Mars, gesungen, obwohl der Planet nur zu einem Drittel zu sehen war. Der Kapitän machte eine gläserne Flasche mit französischem Champagner auf – eine von fünf Flaschen, wie er sagte.
    An unserem dritten Tag im Raum machte sich beim Frühstück das junge Mädchen mit mir bekannt. Sie hieß Orianna. Ihre Eltern waren Bürger der Vereinigten Staaten und von EUROCON. Ihr Gesicht faszinierte mich. Ihre Augen waren mandelförmig geschnitten und leicht asymmetrisch, die Pupillen hatten die feurige, rotbraune Farbe von Arcadia-Opal. Ihre makellose braune Haut deutete auf ein Gemisch vieler Rassen hin. Die geringe Schwere schien ihr überhaupt nichts auszumachen, sie glitt mit der Eleganz einer Katze dahin. Sie empfahl mir die besten der auf dem Schiff verfügbaren Simulationen und wirkte belustigt, als ich ihr erzählte, ich sei an Simulationen gar nicht interessiert.
    »Marsianer sind auf liebenswerte Weise komisch«, stellte sie fest. »Auf der Erde wirst du schwer Eindruck schinden. Die Erdenbürger lieben Marsianer.«
    Ich ging davon aus, dass ich Orianna nicht gerade ins Herz schließen würde.
    Während der ersten Woche wandte Bithras viel Zeit für seine Gymnastik auf, arbeitete in seiner Kabine oder wartete ungeduldig auf die Nachrichtenverbindung zum Mars. Er sprach nur selten mit uns. Anfangs verbrachte Allen und ich einige Zeit miteinander, machten gemeinsam Gymnastik oder gingen zusammen die Unterlagen durch. Aber wir hatten keinen besonderen Draht zueinander und wandten uns bald anderen Passagieren zu, wenn wir uns unterhalten wollten.
    Ich kannte die öffentlich zugänglichen Innenräume unseres Zylinders in- und auswendig und hatte trotz meiner Zurückhaltung mit fast allen Leuten gesprochen. Schlechte Chancen für eine Schiffsromanze. Die Männer waren älter als ich, und keiner wirkte interessant. Alle waren, genau wie Bithras, umtriebige Männer und gingen völlig in Dingen auf, über die sie wohl tatsächlich nicht reden durften.
    Ich malte mir aus, ich sei an Bord eines Einwandererschiffes, zusammen mit Männern unterschiedlicher Herkunft. Und plötzlich verspürten diese Männer den Drang, mir die Geheimnisse ihrer Vergangenheit zu offenbaren … Gefährliche Menschen, fesselnde, leidenschaftliche Männer.
    Auf dem Rumpf war ein vier Meter hohes Teleskop montiert, das während der ersten Millionen Kilometer zusammengesteckt und verborgen gewesen war. Inzwischen war es ausgezogen worden und konnte von den Passagieren benutzt werden. Ich hatte mich für einige Stunden am Teleskop vormerken lassen. Die freien Stunden an Bord der Tuamoto konnte ich wunderbar dazu nutzen, mich wieder mit Gebieten zu beschäftigen, die ich vernachlässigt hatte, darunter Astronomie.
    Der Ausguck unseres Zylinders war in der Aussichtslounge untergebracht und bestand aus einem kleinen Kubus mit Platz für vier Personen. Ich hatte gehofft, mich allein mit der Astronomie befassen zu können, hatte mich in der astronomischen Navigation und im Auffinden von Objekten üben wollen. Vielleicht konnte ich einige der näheren Sterne aufspüren, Sterne, von denen man wusste, dass sie Planetensysteme hatten. Zumindest wollte ich die bekanntesten und am nächsten gelegenen Sterne wiederentdecken. Aber in der Lounge traf ich Orianna.
    Ohne Umschweife fragte sie mich, ob sie sich mir anschließen dürfe. »Ich hab mich nicht vormerken lassen, und die ganze nächste Woche ist schon ausgebucht!«, jammerte sie. »Ich liebe die Astronomie. Ich würde mich gern verwandeln und zu den Sternen reisen …« Sie bewegte ihre Hände einige Zentimeter nach rechts und nach links, um die ideale

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