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Heimat Mars: Roman (German Edition)

Heimat Mars: Roman (German Edition)

Titel: Heimat Mars: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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Figur von Menschen anzudeuten, die für interstellare Reisen vorgesehen waren. »Macht es dir was aus?«
    Das war der Fall, aber die marsianische Höflichkeit siegte. Ich sagte ihr, natürlich könne sie mitkommen. Sie tat’s und lächelte dabei.
    Sie kannte sich mit dem Gerät aus und vermasselte mir alles, indem sie innerhalb weniger Minuten alle von mir angepeilten Objekte fachkundig aufspürte. Ich drückte meine Bewunderung aus.
    »Das ist noch gar nichts«, sagte sie. »Meine Eltern haben meine Fähigkeiten insgesamt siebenmal erweitern lassen. Wenn ich will, kann ich nach ein paar Tagen Praxis fast alle Musikinstrumente spielen – natürlich nicht meisterhaft, aber doch so gut, dass ich als begabte Amateurin durchgehe. In einigen Jahren könnte ich einen Mini-Denker bei mir installieren lassen, wenn es erst einmal gesetzlich erlaubt ist.«
    »Stört es dich nicht, so viele Begabungen zu haben?«, fragte ich.
    Orianna rollte sich zu einer Kugel zusammen und stieß sich mit einem Finger ab, so dass sie von mir aus gesehen auf dem Kopf stand. Mit einem Zeh hielt sie sich an einer Stange fest und hörte auf, sich im Kreis zu drehen. »Ich bin ja daran gewöhnt. Selbst auf der Erde meinen manche Leute, meine Eltern und ich seien zu weit gegangen. Ich habe sie um Dinge gebeten, sie haben sie mir gewährt … Ich muss mein Licht wirklich unter den Scheffel stellen, wenn ich Freundschaften schließen will.«
    »Tust du das auch jetzt?«, fragte ich.
    »Klar doch. Ich gebe nicht an. Nie. Denn sonst würde ich mir jede Chance verbauen, Kontakte zu knüpfen. Bei dir ist alles Natur, nicht?«
    Ich nickte.
    »Manche meiner Freundinnen und Freunde würden dich darum beneiden. Um die Chance, einfach du selbst zu sein. Aber es würde mich zu sehr verlangsamen. Hast du je das Gefühl, langsam zu sein?«
    Ich lachte. Sie war so schräg, dass man ihr nicht richtig böse sein konnte. Jedenfalls nicht lange. »Dauernd«, antwortete ich.
    »Warum lässt du deine Fähigkeiten dann nicht erweitern? Ich meine, es ist doch möglich, selbst auf dem Mars. Und du stammst aus der Familie Majumdar, aus der Finanz-BG … Stimmt doch, oder?«
    Der Unterton ihrer letzten Frage verriet mir, dass sie ganz genau über meine Zugehörigkeit informiert war.
    »Ja. Wie lange bist du auf dem Mars gewesen?«
    »Nur so lange, dass ich mich mal umsehen konnte. Zwei Monate. Wir haben die schnelle Route gewählt, innerhalb der Venusbahn. Meine Eltern waren vorher noch nie auf dem Mars gewesen. Meine Leute meinten, wir sollten mal mit eigenen Augen sehen, wie Mars und Mond wirklich sind. Leibhaftig.«
    »Hat der Mars dir gefallen?«
    »Ganz wunderbar. Eine solche Trotzhaltung. Wirklich schön. Als gerate der ganze Planet gerade in die Pubertät.«
    Eine solche Beschreibung des Mars hatte ich noch nie gehört. Die Marsianer neigten dazu, sich selbst für alt und etabliert zu halten. Vielleicht verwechselten sie dabei unsere kurze Siedlungsgeschichte mit dem offensichtlichen Alter des Planeten. »Was habt ihr euch angeguckt?«
    »Wir waren in einem halben Dutzend kleiner und größerer Städte eingeladen. Wir sind sogar zu ein paar Stützpunkten weit draußen gefahren, neuen Stützpunkten, in denen sich Einwanderer von der Erde niedergelassen haben. Mein Vater und meine Mutter kennen ziemlich viele Eloi. Wir sind allerdings nicht bis nach …« (wieder die nachdenklich Pause) »… bis nach Ylla oder Jiddah gekommen. Da stammst du doch her, nicht?«
    »Woher weißt du das?«, fragte ich. Meine Heimatadresse war auf der Passagierliste nicht angegeben.
    »Ich hab mir die öffentlichen Adressbücher reingezogen«, erwiderte Orianna. »Die hab ich noch immer nicht gelöscht.«
    »Warum hast du das denn getan? Jedes Kommunikationsgerät kann dir die Adressen vermitteln.«
    »Ich benutze kein Kom«, antwortete sie. »Ich nehme es direkt auf. Ohne Zwischeninstanz. Es macht mir Spaß, einzustippen.«
    »Einzustippen?«
    Sie schlang die Arme um sich. »Einstippen, eintauchen. Das ist so, als sei ich persönlich unterwegs. Da gibt es nur Informationen und Informationsverarbeitung. Ganz einfach und schnell.«
    »Oh.«
    »Das Lernen wird auf das Wesentliche reduziert. Bildung bedeutet Existenz.«
    »Oh.« Ich hielt den Mund.
    »Ich glaube, ich bin bei den meisten Marsianern gut angekommen. Ich hab sogar mit ziemlich vielen Gleichaltrigen geflirtet. Die Marsianer sind ziemlich auf Trends fixiert, nicht?«
    »Manche glauben das.«
    »Und du?«
    »Ich bin ziemlich

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