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Heimaturlaub

Heimaturlaub

Titel: Heimaturlaub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Organisation ist miserabel!«
    Hilde, die sich mit ihren Freundinnen und Freunden hinter einer spanischen Wand im Schlafzimmer verborgen hatte, trat nun aus dem Zimmer in das Atelier:
    »Ah – mein lieber Heinz! Auch schon da?«
    »Wie du siehst!« war die ruhige Antwort. »Ich möchte dir zum Geburtstag gratulieren.« Dabei hielt er ihr den Fliederstrauß hin.
    »Danke. Aber sag mal – kommst du immer ungewaschen zu Geburtstagsfeiern?«
    Wüllner antwortete gar nichts. Er erhob sich und ging Hilde einen Schritt entgegen.
    »Was ist das eigentlich für ein Vieh da in der Ecke?« fragte er scheinheilig.
    »Wo?« fragte Hilde ahnungslos und wollte sich umdrehen.
    Darauf hatte Heinz nur gewartet. Mit einem Satz stand er neben ihr, nahm sie in seine Arme, küßte sie auf Augen, Stirn, Mund und Hals, rieb sein schwarzes Gesicht an ihren Wangen, bis Hilde ebenso schwarz war wie er selbst. Sie schrie und strampelte, biß und kratzte, aber es half ihr nichts.
    Seine Arme hielten sie mit aller Kraft so fest, daß es ihr fast die Luft nahm. Erst als er sie losließ, kamen aus dem Zimmer die Freunde herein und umtanzten mit wildem Geheul die vor Zorn zitternde Hilde.
    Wüllner aber trat vor und sprach mit dem hohlen Pathos eines politischen Redners:
    »Und so gratulieren wir unserer Hilde gemeinsam zu ihrem dreiundzwanzigsten Geburtstag und widmen ihr diesen Spruch:
    Ein Mädchen wollte einst mit List
den liebsten Mann zu Boden zwingen,
und sie erwählte für die Tat
die greulichsten von allen Dingen.
    Der Mann jedoch ahnt diese Tücke
und bannt das Weib mit Zauberblick,
die List zerbricht, das Mädchen jammert
und zittert um des Herzens Glück.
    Da reicht er ihr den Trank der Hexen
gebraut aus Liebes-Bröselchen.
Die Sonne scheint jetzt wieder heller
und sie küßt ihren Schnöselchen!«
    Unter dem allgemeinen Jubel – einige riefen auch »Aua, aua …!« – riß er sie in seine Arme, achtete nicht auf ihr wildes Sträuben und küßte sie so lange, bis die um sich schlagenden Arme sanft auf seiner Schulter landeten und eine Hand über seine nun wieder wirren Haare streichelte.
    Oma Bunitz mußte sich die Tränen aus den Augen wischen. Genauso wild waren ihre Söhne auch gewesen, und genauso verliebt.
    Der eine, der in Flandern blieb, war verlobt gewesen, der andere, der an der Somme im Gas erstickte, wollte heiraten … und der letzte, den Stalingrad fraß, führte eine glückliche Ehe und hatte drei kleine Kinder. Und alle drei waren so lustig, so ausgelassen in ihrer Jugend … da konnte Oma Bunitz nicht anders, als still in einer Ecke zu sitzen und sich fünf Minuten ganz ruhig auszuweinen.
    Währenddessen bereiteten einige der Mädchen den Geburtstagstisch für die köstlichen Leckereien vor, die zu beschaffen eine Portion Lebensmittelmarken und viele gute Beziehungen zu Lebensmittelhändlern gekostet hatten. Heinz und Hilde verschwanden zur Waschkommode im Schlafzimmer, um mit Abschminke die schwarze Farbe zu entfernen – und um sich zu küssen.
    Als kurz darauf die ganze Gesellschaft am Tisch versammelt war, hatte Wüllner nicht viel Zeit, die wilde Bande der Mediziner, Chemiker, Künstler und bunt kostümierten Mädchen zu betrachten – denn die ausgelassene Meute, die fantastisch zur Räuberschar eines Karl Moor gepaßt hätte, verlangte herrisch eine Tischrede. Rolf klopfte an sein Glas und rief:
    »Großer Zauberer, die Augen der Gemeinde ruhen auf dir und deinem Wort. Sprich und erfrische unsere Seelen! Salam!«
    Beifälliges Gemurmel. Wüllner stellte sich in Positur, räusperte sich und sprach:
    »Liebe Hexen und Hexenmeister. Wenn wir heute den Geburtstag unserer Oberhexe feiern, so möge man immer an das Wort unseres großen Meisters Abrakadabra denken, welcher beim Tanz auf dem Blocksberg in seiner Festrede sagte: Was eine richtige Hexe ist, die heißt Hilde und studiert die wahrhaft teuflischste aller höllischen Wissenschaften – nämlich Psychologie!«
    Ein Schrei ließ das Atelier erzittern. Hilde stieß ihn aus. Heinz fuhr unbeirrt fort:
    »Aber wie nun mal das Leben so spielt – auch bei Hexen und Hexenmeistern ist das Alleinsein eine Strafe des Teufels. Gerade bei solch einem Geburtstagsfest, wie wir es heute und hier feierlich begehen, erkennen die Einsamen, wie schön es wäre, wenn über der kurzen Freude des Tages die ewige Sonne der Liebe leuchtete. Denn auch Hexen sind durchaus zur Liebe fähig – wenngleich sich ihre Leidenschaft umfassender und wilder äußert als bei Sterblichen. Wohl

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