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Heimaturlaub

Heimaturlaub

Titel: Heimaturlaub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Stühlen und Sofas, hinter der Hausbar und spanischen Wänden. Auch Oma Bunitz suchte schnell Deckung unter einem japanischen Schirm, nachdem sie die Tür geöffnet hatte. Hilde aber legte sich auf die Couch im Hintergrund, direkt unter einem feurigen Drachen, und wirkte so in ihrem Zaubergewand wie eine Verkörperung der Schönheit und der Liebe.
    Heinz stand vor der offenen Tür. Keiner hieß ihn eintreten. Und alles so still! Sein untrüglicher Instinkt sagte ihm: Junge, das ist eine Falle. Aber was sollte man mit ihm vorhaben? So trat er keck in den Vorraum, zog den Mantel aus, nahm den großen Blumenstrauß und wickelte ihn aus. Dann öffnete er langsam die Türe zum Atelier, nicht ohne sich hinter der Türfüllung in Deckung zu bringen.
    Als nichts geschah, trat er ein und blieb im gleichen Augenblick stehen.
    Auch Hilde, die voller Erwartung auf sein Erscheinen lauerte, starrte ihn an.
    Da stand er, Heinz Wüllner, Hauptschriftleiter und bekannter Autor des Europaruf, ganz in seiner Würde, in einem feierlichen dunklen Anzug mit einer Rose im Knopfloch, und in der Hand trug er einen großen Strauß langstieligen weißen Flieders – wie ein Graf, der sich in eine Räuberhöhle verirrt hatte.
    Die gleiche Wirkung übte die Aufmachung des Ateliers und Hildes auf Wüllner aus. Nur arbeitete sein Gehirn dabei. Was sollte das hier sein? Ein Mummenschanz? Oder ein Ball zu zweien? Oder war er der erste Gast? Aber wer hatte ihm die Türe aufgemacht?
    Da sah er den Zipfel eines Kleides unter einem Sessel. In diesem Moment wußte Heinz alles. In Sekundenschnelle überlegte er, wie er seiner Niederlage, die Hilde sicherlich vorbereitet hatte, entgehen könnte. Da erlosch auch das letzte Licht im Raum. Nur ein großer Drachen an der Wand flimmerte rot und gelb.
    Wüllner sprang mit einem Satz an die Wand, um den Rücken frei zu bekommen. Und keinen Augenblick zu früh. Im gleichen Moment brachen aus dem Hintergrund mit katzenartigen Schritten sechs Hexen, umkreisten ihn und versuchten, ihn mit wilden Gebärden anzuspringen. Eine ganz abscheuliche Hexe – es war Oma Bunitz – fuhr ihm mit einem Besen ins Gesicht – aber Heinz riß ihr den Besen aus der Hand und fuhr den tanzenden Hexen damit kurzerhand unter die flatternden Röcke.
    Ein lautes Gequietsche entstand, eine heillose Aufregung, die alte Hexe flüchtete in den dunklen Raum, und die Schar der Tanzenden stob nach allen Richtungen auseinander.
    Kaum war der Hexenspuk vorbei, brachen aus den verschiedenen Ecken die Zauberer hervor. Nun wußte Wüllner, daß es ernst wurde. Männern konnte man nicht unter die Röcke fahren, da war das Kinn ein besserer Blitzableiter.
    Er zog also schnell sein Jackett aus, ging in Anschlagstellung und empfing den ersten Hexenmeister mit einem wohlgezielten rechten Aufwärtsschwinger.
    Der so Beglückte – es war Ernst, der Maler – machte einen Satz zur Seite, um Rolf, dem Chirurgen, Platz zu geben. Rolf, der Wüllners Schwinger mit Neid betrachtet hatte, wollte ihn unterlaufen, aber da lief er in einen exakten Haken, der ihn über den Teppich rollte.
    Hilde, die auf ihrer Couch die Wirkung ihrer Inszenierung sah, wurde es ein wenig schuldbewußt zumute. Da fiel auch schon Lutz, der Bildhauer, neben Rolf auf den Teppich und kroch auf allen vieren aus dem Bereich der überraschend schnellen Fäuste.
    Hilde verhinderte einen mehrfachen K.O. indem sie einen Pfiff ausstieß. Sofort war völlige Dunkelheit im Raum, der große Drache erlosch, Wüllner fühlte etwas über sein Gesicht fahren, dann flammten die Deckenleuchter wieder auf.
    Der Raum war leer. Selbst Hilde war verschwunden, und nur das in der Ecke liegende Jackett und einige zerbrochene Gläser zeugten von dem Kampf, der soeben hier getobt hatte.
    Heinz sah sich um, zog sein Jackett wieder an, ging zu dem großen Spiegel an der Wand, um seine Krawatte zu richten – und prallte zurück:
    Er war schwarz im Gesicht. Pechschwarz.
    Mit einem leisen Fluch begann er zu reiben, aber je mehr er versuchte, mit dem Taschentuch die Farbe fortzuputzen, um so mehr verteilte er sie nur über das Gesicht.
    Heinz nickte gottergeben. Wohlan denn … spielte er heute einmal Geburtstag als Neger. Aber dieses Luder von Hilde sollte ihr blaues Wunder erleben.
    Er ging zurück zum Tisch, nahm ein Glas, goß sich an der Hausbar einen Sherry ein, trank, begab sich zum Tisch zurück, setzte sich und drückte auf den Klingelknopf, der in die Küche führte, dabei rief er:
    »Bedienung! Die

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