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Heimaturlaub

Heimaturlaub

Titel: Heimaturlaub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Bande kriegt es fertig und hebt dich hier aus. Am besten ist, du verduftest. Wie wäre es mit St. Vith?«
    Er warf Wüllner eine Karte hin, die er in der Hand hielt und in die der Verlauf der eigenen und der feindlichen Frontlinie eingezeichnet war, und ging wieder zu seiner Befehlsstelle.
    Wüllner und von Stohr beugten sich über die Karte. Mit einem Bleistift zeichnete Wüllner einen kleinen Kreis um einen Frontbogen und eine krumme Linie nach Volhagen. Dann rollte er stumm die Karte zusammen, steckte sie in seine Rocktasche und ging zum Fenster.
    Still war es im Zimmer, ganz still. Weder Hilde noch von Stohr sprachen ein Wort, nur vom Fenster tönte das Trommeln nervöser Finger … tack-tacktack … tack … tacktack …
    Kriegsberichter Heinz Wüllner sah aus dem Fenster in die beginnende Nacht. Seine Finger trommelten an die Scheiben, unentwegt, immer schneller, immer unregelmäßiger, je mehr sich die Dämmerung über die Häuser senkte. Er suchte Antworten auf so viele Fragen.
    Tacktacktack … tack … tacktack … tacktack-tack …
    In der gleichen Nacht schlichen drei Menschen der vordersten deutschen Linie zu, zwei Kriegsberichter und eine kleine, zarte blonde Frau.
    Je näher die drei den deutschen Linien kamen, um so heftiger steigerte sich das Trommeln der Artillerie und das Emporzischen von Leuchtraketen, die die ganze Umgebung in ein blendendes Licht tauchten. Dann warfen sich die drei platt auf den zerwühlten Boden. Das letzte Stück legten sie nur noch im Sprung zurück, und endlich, nach einem Anmarsch von drei Stunden, plumpsten sie in den halbzerschossenen ersten Graben des deutschen Verteidigungssystems.
    Ein blutjunger Leutnant mit verbundenem Kopf trat ihnen entgegen und fragte sie, ob sie die Leute von der Propaganda seien – man habe sie von der Division aus telefonisch angemeldet.
    Wüllner und von Stohr begrüßten ihn und fragten ihn nach der Lage.
    »Hier im Abschnitt ist es verhältnismäßig ruhig«, meinte Leutnant Wirtz und schlug ein Kreuz in die Luft. »Aber es wird nicht lange dauern, und es rumst auch hier. Der Amerikaner greift mehr nördlich an, er soll ungeheure Panzermassen konzentriert haben. Uns gegenüber liegen Negertruppen, von Panzern konnte unsere Beobachtung noch nichts feststellen. Abgesehen von einigen Artillerieschüssen und einem Granatwerferüberfall war es hier bisher still.«
    Wilhelm von Stohr, der mit der Linken den schweren Aufnahmekoffer Wüllners trug, setzte das gewichtige Gerät nieder und meinte dann trocken:
    »Na, dann warten wir mal. Bisher war es immer so, daß da, wo wir auftauchten, ein wüster Rummel in Gang kam. Was, Heinz?«
    Wüllner nickte, obwohl er keinen Rummel wünschte. Er dachte an Hilde und an die Unverantwortlichkeit, sie mit in die vorderste Linie zu nehmen. Aber zu einer langen Überlegung und innerlichen Strafpredigt kam es gar nicht, denn plötzlich war ein helles Pfeifen in der Luft, ein Orgeln und Brausen.
    »Achtung!« schrie der Leutnant, »Deckung!!« Eine Lage schwerer Granaten schlug in der Nähe des Grabens ins freie Feld. Hohe Erdfontänen standen auf einmal gegen den Himmel, die Splitter surrten mit leisem Pfeifen scharf an ihren Häuptern vorbei. Da folgte schon die nächste Lage, kurz darauf die dritte, und immer näher kam das Huiii und das krachende Bersten der Eisenbrocken im harten Lehmboden.
    »Wir müssen hier weg!« schrie Stohr durch den Lärm Heinz in die Ohren. »Sie tasten das Gelände ab. Die nächsten Lagen sitzen mitten zwischen uns!«
    Er nahm den schweren Koffer auf und rannte dem Leutnant nach, der um ein Grabenstück herum verschwand. Wüllner folgte ihnen, in langen Sprüngen hetzte er ihnen nach, duckte sich vor einem verdammt nahen Einschlag und hastete dann weiter.
    Da blieb er plötzlich stehen. Wo war Hilde? Sie hatte hinter ihm gekauert, als die ersten Granaten in den Graben schlugen. Jetzt war sie plötzlich weg.
    Mit einer Angst ohnegleichen rannte er den Weg zurück, als er beim Sprung um eine Grabenecke gegen einen menschlichen Körper prallte, der im vollsten Lauf ebenfalls um die Ecke bog.
    »Oh!« sagte dieser Körper. »Entschuldigen Sie!«
    »Hilde!!« schrie Wüllner in den Lärm hinein.
    »Ja, ich bin's!« tönte es zurück.
    Er nahm sie am Arm, rannte mit ihr durch die surrenden Splitter, stolperte über einen Toten, der vor einer Minute noch nicht da gelegen hatte, und erreichte atemlos einen Erdbunker, der etwas geschützt unter einem kleinen Gehölz verborgen lag.
    Wilhelm

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