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Heimaturlaub

Heimaturlaub

Titel: Heimaturlaub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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diese Zeilen schreiben. Wenn auch die Lage noch so ernst ist, der Humor läßt nicht nach.
    Vor zwei Stunden gab es im Dorf Alarm – ein Schwein lief auf der Dorfstraße herum! Ein richtiges Schwein mit Grunzen und lappigen Ohren, fett und wohlgemästet. Beim Satan – ein Schwein!
    Aus allen Kellern krochen sie hervor, aus allen Hausecken lugten Köpfe, von allen Seiten wurde gelockt, geschnalzt, gebrüllt und gezischt. Aber die Sau war melancholisch. Sie grunzte auf der Straße umher und war nicht bereit, sich abstechen zu lassen.
    Da kam Bewegung in die Landser. Auf den Bäuchen arbeiteten sie sich an das Schwein heran, schön vorsichtig, Stück für Stück, denn erstens war die Sau scheu, und zweitens liegt die Dorfstraße unter Feindeinsicht. Aber die Panzer merkten bald die Bewegung auf der Dorfstraße und hielten mit ihren langen Rohren dazwischen. Es fauchte und splitterte … so hatten wir durch das Schwein vorerst drei Leichtverletzte.
    Aber die Sau quiekte so lieblich, daß es den Landsern schwerfiel, ruhig zu bleiben. Selbst mich ergriff ein eigentümliches Jagdfieber. Weiß der Himmel, wo das Schwein jetzt noch herkam … aber das war ja auch gleichgültig … die Hauptsache, es lief in unserer Stellung herum! Es sollte uns nicht entwischen!
    Wilhelm von Stohr, ein besonderer Liebhaber fetter Schinken, sah mich an. Ich sah ihn an, und wir wußten, was wir zu tun hatten. Eine kurze Lagebesprechung mit Leutnant Wirtz. Wenn wir auch von weitem auf das Schwein schießen konnten – es mußte geholt werden … aus der Deckung der Häuser mußten wir in jedem Fall heraus. So sprang also Stohr in kurzen Sprüngen mitten auf die Straße und legte sich in einen Trichter, während ich gleichzeitig mit langen Sätzen zum anderen Ende der Straße lief. Dem Schwein war der Weg verlegt … es war eingeschlossen! Die Amerikaner, die uns beobachteten, gaben jetzt nur Störfeuer, aber wir lagen schon längst in unseren Löchern und verfolgten die Attacken der erstaunten Sau. Da sie keinen anderen Weg nehmen konnte, denn hinter den Häusern an den Seiten der Straße lauerten unsere Landser, nahm sie im Trab ihren Weg auf Stohrs Loch zu, der mit aller Ruhe seine Pistole anlegte und dem Schwein in die dicke Schwarte feuerte. Die Sau schrie auf, warf sich herum und sauste im Eiltempo auf meinen Trichter zu. Es war ein wundervolles Bild. Ruhig zielte ich und drückte ab. Nach einem akrobatischen Satz legte sich die Sau langsam auf die Seite und starb ruhig und ergeben. Nur noch einmal grunzte sie tief und voller Resignation.
    Aber was nun? Das Blut durfte im Körper nicht gerinnen! Ich kletterte also aus meinem Trichter, kroch zu dem Schwein, deckte mich gegen eventuelle Schüsse der Amis mit dem Körper der Sau und schleifte sie zentimeterweise meinem Trichter zu. Um mich herum brüllten die Landser, schrien hauruck und wollten mir nicht zu Hilfe kommen, weil sie an die amerikanischen Panzer dachten. Endlich, nach einer Viertelstunde, hatte ich das Schwein am Trichterrand und plumpste mit ihm auf den Boden.
    Abstechen und ausbluten lassen war das Werk von Minuten. Da höre ich ein Keuchen und Stolpern, die Amis schießen wieder mal, schon denke ich an einen Feuerüberfall – da fällt Stohr in meinen Trichter. Er hatte es in seinem Loch nicht mehr ausgehalten. Er mußte bei dem Schwein sein! Bezahlt hat er diesen kulinarischen Drang mit einem netten Schläfenstreifschuß – aber er lächelte und streichelte über den fetten Schinken des Schweins. Dann begann dieser Stohr, ein Freiherr und Dr. phil. ein Kriegsberichter und Sonderpressefotograf der ›Transatlantik‹, das Schwein so gut es ging auszuweiden, während rund um den Trichter die Geschosse einschlugen.
    Wir trennten die beiden Schinken ab und winkten aus dem Trichter zu Leutnant Wirtz, der wie auf Kohlen stand und sich nervös die Hände rieb. Unter dem Feuerschutz aller MGs und unserer zwei Infanteriegeschütze sprangen wir in Etappen zu unserem Keller zurück. Da, kurz vor dem Eingang, fühlte ich einen Schlag im Rücken – den typischen Schlag, als wenn ein Geschoß in den Körper dringt.
    Aus! sagte ich mir, das war der dritte! Und ich wunderte mich, daß ich weiterspringen konnte und nicht einfach zusammenbrach. Im Keller aber erlebte ich eine große Überraschung – die Kugel war im Schinken des Schweines steckengeblieben –, das Schwein hatte mir das Leben gerettet! Es wäre ein glatter Lungenschuß geworden. Schwein muß der Mensch haben!
    Und nun

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