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Heimaturlaub

Heimaturlaub

Titel: Heimaturlaub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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besuchte jeden, untersuchte sie genau und gab einem jeden eine kleine Spritze zur Kräftigung. Dann wurden die Juden beobachtet, regelmäßig Visiten, das Essen wurde gut, man konnte aufatmen … aber plötzlich zeigten sich am Körper Flecken, eigenartige Beulen, rote und blaue Kreise, die Beulen wurden schwarz, und innere Eiterungen stellten sich ein. Der Oberstabsarzt und seine Assistenten liefen umher, untersuchten, nickten … man war auf dem richtigen Wege … die Pestimpfung hatte Erfolg … man konnte jetzt weitere Versuche anstellen und das Serum finden … gegen die schwarze und die Beulen-Pest!
    So starben sie dahin. Männer und Frauen, Kinder und Greise. Sogar Säuglinge wurden infiziert, bekamen Keuchhusten, Diphtherie, Scharlach und eine nette kleine Cholera.
    Leutnant Wirtz, der zum ersten Mal diese Greuel sah, schien der Boden unter den Füßen zu wanken. Er wußte nicht, ob dies alles nur eine Fata Morgana oder die Ausgeburt eines kranken Gehirns war. Er hielt sich für irrsinnig und konnte es einfach nicht glauben. Er verlor den Glauben an Deutschland, dem er mit ganzem Herzen gedient hatte, den Glauben an das Gute im Menschen.
    Als ich ihm sagte, daß es falsch sei, die Hoffnung aufzugeben und daß immer in der Geschichte aus einem Zusammenbruch eine neue Welt entstehe, da sah er mich traurig an und schüttelte in müder Resignation den Kopf:
    »Diese neue Welt, wenn sie wirklich kommt, erleben wir nicht mehr!«
    Und er hat recht, so recht …
    Es ist nun später Abend. Der Gegner trommelt. Es sollte mich wundern, wenn er diese Nacht nicht angreift. Es ist jetzt 23 Uhr. Ich will etwas schlafen, um 3 oder 5 Uhr morgens werden sie kommen. Bis dahin gute Nacht, alle meine Lieben in der Heimat. Lebe ich auch heute noch – wer weiß, ob ich nicht morgen schon ein Teil der Erde bin. Wir leben von Sekunde zu Sekunde … aber trotzdem – es ist ein besonderer Reiz, den Tod bei sich zu wissen und sagen zu können: Alter Knabe, heute gibt es hier nichts für dich!
    Ich werde schlafen. Wenn die Wände nur nicht so tropfen würden. Es ist nicht angenehm, im Kalten und Feuchten zu liegen. Dabei habe ich einen Arm, der Kälte überhaupt nicht verträgt – und die Schulterwunde dazu. Es zuckt im Arm, aber was macht das schon aus. Sollten wir hier lebend herauskommen, so zeigen sich die Folgen doch erst nach Jahren. Meine arme Frau! Ich werde ihr für wenige Tage hier im Dreck Jahre der Fürsorge und der Mühe machen … und alles für ein Nichts!
    Ich will nun endlich schlafen …
    Freitag, den 2. Februar 1945
    Rückzug. Die Stellung wird geräumt. Schnell, am Grabenrand, schreibe ich diese Zeilen. Der Druck von St. Vith her in unsere Flanke ist zu stark. Der Amerikaner hat neue Panzer herangezogen und greift ununterbrochen an. Seit gestern 20 Uhr bis heute 22 Uhr keine ruhige Minute. Immer Trommelfeuer, Panzerangriff, Jabofeuer, Angriff, Angriff! Wir ziehen uns auf Volhagen zurück, den ehemaligen Kampfraumstützpunkt des Oberst Luchwitz. Wo mag der Oberst jetzt sein?
    Wir müssen zurück. Sie greifen schon wieder an. Ihr Nachschub scheint unerschöpflich zu sein, und wir werden immer weniger.
    Samstag, den 3. Februar 1945
    Wir sind in der neuen Stellung am Dorfrand von Volhagen. Alles ist tief eingeschneit, gestern nacht fiel Neuschnee in großen Mengen. Man geht wie auf Samt.
    Der Amerikaner folgt uns. Ich muß zu der MP greifen und zu den Handgranaten. Das Mikrofon ist zertrümmert. Die Leitung durchschossen. Es wird jetzt wohl aus sein! Ich zähle 18 Panzer. Von allen Seiten, auch von hinten! Es ist vorbei …
    6 Stunden später.
    Der Angriff kam nicht zur Entwicklung. Die Panzer stellten sich nur in Bereitschaftsräume und lagen außerhalb unserer Schußweite. Jetzt sind sie wieder untergetaucht im abendlichen Nebel, der alle Sicht raubt.
    Ich habe Zeit gehabt, Volhagen anzusehen und machte den Vorschlag, das Dorf selbst als Verteidigungsstellung zu benutzen. Oberst Luchwitz' Haus ist zusammengeschossen, aber das Bürgermeisterhaus steht noch mit seinen großen, weiträumigen Kellern.
    Wir haben den Kompaniegefechtsstand in den Keller verlegt und unsere Waffen in Stellung gebracht. Es sind 10 schwere MGs, eine Wagenladung nasser Panzerfäuste, 2 kleine Infanteriegeschütze und Munition für etwa eine Woche. Verpflegung ist ein Problem, aber solange wir Brotrinden haben, an denen wir kauen können, wollen wir Gott danken für diese Gabe.
    Momentan ist es still, und ich kann auf meiner Maschine ungestört

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