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Heimkehr am Morgen (German Edition)

Heimkehr am Morgen (German Edition)

Titel: Heimkehr am Morgen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexis Harrington
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hinter den Spitzenvorhängen des Erkerfensters verschanzen und sich anhören, wie er über sie herzog.
    Als sie sich umdrehte, sah sie Cole lächeln. Es war ein vertrautes Lächeln, das an ihr Herz rührte. »Nicht schlecht, Jess.«
    »Immer noch das gleiche alte Raubein, oder?« Sie sah Muley nach, unter dessen Hufen der Staub aufwirbelte.
    »Tja, auch er ist mit dem Alter nicht besser geworden. Er behandelt uns immer noch wie Zehnjährige und versucht, die ganze Welt nach seiner Pfeife tanzen zu lassen.«
    »Ich mache mir nur Sorgen, dass er seine Wut an Susannah auslässt. Und vielleicht sogar an Amy, weil sie ihn verpetzt hat.«
    Er packte das eine Ende des Koffers und hievte es hoch. »Lass dich von ihm nicht zum Narren halten«, meinte er. Sein Hemd klebte ihm am Körper. »Er giert geradezu nach ihrer Aufmerksamkeit. Und Amy frisst er aus der Hand. Sie kann jedem um den Bart gehen. Das macht ihren Charme aus.«
    Während sie zusah, wie Cole und Winks den Koffer durch die enge Türöffnung bugsierten, fiel ihr Blick auf Coles Nacken, wo sich sein schweißnasses Haar über dem Kragen ringelte. Ohne es zu wollen, ließ sie die Augen weiter seinen muskulösen, breiten Rücken hinab und dann tiefer zum Hosenboden seiner Jeans wandern, bevor die beiden Männer im dunklen Innern der Praxis verschwanden.
    Energisch hob sie das Kinn. Auf keinen Fall würde sie sich Selbstzweifeln und Mutmaßungen hingeben. In diese Falle würde sie garantiert nicht tappen. Die letzten anderthalb Jahre waren schwierig genug gewesen.
    »Möchtest du die Bücher auspacken?«, hörte sie Cole aus dem Hinterzimmer rufen.
    Sie ging hinein, durchquerte das sauber aufgeräumte Wartezimmer und betrat das Untersuchungszimmer, wo er mit Winks auf sie wartete. Seine Miene war nicht mehr ganz so feindselig wie heute Morgen, aber das kurze Lächeln, das er ihr draußen zugeworfen hatte, war wie weggewischt. Als ob sich eine Wolke vor die Sonnegeschoben hätte und es plötzlich kühl geworden wäre. »Nein, das hat keinen Sinn. Wie du weißt, werde ich nicht bleiben.«
    Sein Blick verweilte auf ihr, dann richtete er seine Aufmerksamkeit wieder auf den Koffer. »Ja, ich weiß.« Aus der Vordertasche seiner Jeans fischte er einen Silberdollar, den er Winks reichte. »Hier, du alter Pferdedieb. Gib nicht gleich alles auf einmal aus.«
    Winks stürzte sich praktisch auf das Geld und zeigte sein einfältiges, fast zahnloses Grinsen. »Danke, Cole.« Er nickte Jessica zu und ließ die beiden allein und verlegen stehen.
    »Wahrscheinlich macht er sich sofort auf den Weg zu Tilly’s und versäuft alles«, sagte Cole. Sein Hemd war bis zur Brustmitte aufgeknöpft und enthüllte den Blick auf ein sonnengebräuntes V, das, wie sie wusste, im Winter ein wenig verblassen, aber nicht ganz verschwinden würde.
    »Wenn alle um ihn herum trinken, betäubt es vielleicht ihren Geruchssinn. Ich war bei Obduktionen von Leichen dabei, die man aus dem Hudson gezogen hatte, und die rochen weniger … würzig.«
    Wieder musste er lachen. Dann bedachte er sie mit einem angespannten, prüfenden Blick. Warum war er ihr immer noch so vertraut, nach all dem, was passiert war? Einen Moment lang erwartete sie, dass er einladend die Arme ausbreiten würde, und sollte er das tun, wäre sie stark in Versuchung, den kurzen Abstand zwischen ihnen zu überbrücken und sich seiner Umarmung zu überlassen.
    Irgendwo am Rand ihres Bewusstseins hörte sie das Geräusch von Schritten, doch sie konnte die Augen nicht von ihm abwenden. Die Luft zwischen ihnen begann zu knistern.
    »Ach, da seid ihr ja!« Amy stand in der Tür. »Ich hab’s geschafft, mich von den Verbänden loszueisen und …« Ihr Lächeln verschwand, als sie die beiden genauer beäugte. »Ist alles in Ordnung? Habt ihr den Umzug geschafft?«
    »Es … ja. Alles ist gut gelaufen«, sagte Jessica schließlich. »Ich sollte dir die Auslagen erstatten, Cole, die du mit Winks hattest.«
    Er trat einen Schritt zurück und tat es mit einer Handbewegung ab. »Schon gut.« Er sah von einer Frau zur anderen. »Ichmuss mich wieder an die Arbeit machen.« Damit drehte er sich auf dem Absatz um und verschwand.
    »Also, das war seltsam«, meinte Amy, die ihm nachblickte.
    Jess wandte sich ab. Das Gemisch aus dem Vanilleparfum ihrer Schwester und dem ihr ebenso vertrauten Geruch von Cole hing noch in der Luft.

    Obwohl sie damit beschäftigt war, sich einzurichten, zog der Klang von Musik Jess hinaus auf den Gehweg. Alles bewegte

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