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Heimkehr am Morgen (German Edition)

Heimkehr am Morgen (German Edition)

Titel: Heimkehr am Morgen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexis Harrington
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sagte Collier. »Aber so lautet unsere Order nun mal. Abmarsch ist am späten Nachmittag.«
    Während sich der Krieg hinzog und die Opfer in die Millionen gingen, mussten die Männer immer öfter an die Front.
    »Dann schreibe ich den Brief an meine Leute lieber schnell.« Stig Ostergards blonder Kopf hatte die Größe eines Kürbisses, sodass es keine Kleinigkeit gewesen war, einen Helm für ihn zu finden. Er war ein netter junger Bursche aus Wisconsin, verlobt mit einer hübschen Schwedin, die kein Englisch sprach.
    »Richtig. Wir wollen ja nicht ewig hier hinten rumhängen. Die Pflicht ruft. Der Fritz wartet schon auf uns.«
    »He, unser Hund daheim heißt Fritz. Ich sehe ihn manchmal, wenn ich auf Patrouille bin«, warf Stoney ein. Alle starrten ihn an. Er war ein grüner Junge, ein Farmerssohn aus Ohio. Bis er nach Übersee eingezogen wurde, war er noch nie weiter als fünfzehn Meilen von seinem Zuhause entfernt gewesen. Riley begann sich Sorgen um ihn zu machen, er wirkte, als wären ein paar Schrauben bei ihm locker. Seit den letzten Monaten litten einige an einer Kriegsneurose. Die Opfer endeten entweder als plappernde Idioten oder stumme Zombies. Oder sie saßen einfach nur da, schaukelten vor und zurück und weinten. Keiner war fähig, Befehlen zu folgen oder irgendetwas anderes zu tun, als in den Gräben zu kauern oder auf alles zu schießen, was sich bewegte, Verbündete eingeschlossen.Ein paar hatten es sogar geschafft, sich den Gewehrlauf in den Mund zu stecken.
    »Die Freiheit hat einen Feind namens Fritz, Jungchen«, erwiderte Collier feierlich und überging damit die seltsame Bemerkung. »Wenn wir diesen Krieg gewinnen, werden weder du noch deine Kinder oder Enkel je wieder in einem Krieg kämpfen müssen. Dieser eine Krieg wird das Ende aller Kriege sein. Er wird die Welt sicher machen und Demokratie bringen. Und alles hängt von uns ab. Die Welt verlässt sich auf uns.«
    Das Murren erstarb.
    »Sergeant?« Collier gab Riley einen Stoß.
    Der nickte. »Also, ihr habt den Leutnant gehört. Esst und trinkt noch einmal ordentlich. Wir müssen in ein paar Stunden bereit zum Abmarsch sein.«
    Whippy, der mit der Zigarette fertig war, sprang auf. »Erst die Briten, dann die Yankees, und jetzt das. Sieht so aus, als sei es das Schicksal der Fourniers, in jeder Generation eine Waffe zu tragen und die Ehre ihres Landes zu verteidigen.«
    »Welches Land haben die Fourniers gegen die Yankees verteidigt?«, wollte Kansas Pete wissen.
    »Na, die Konföderierten Staaten von Amerika natürlich. Weißt du nicht, Pete, der Bürgerkrieg? Lernt man das denn nicht mehr in der Schule?«
    »Der was?«
    »Der Krieg zwischen den Nordstaaten und den Südstaaten.«
    »Meine Güte, Pete ist doch nie über die dritte Klasse rausgekommen«, bemerkte Stig.
    »Oh doch! Nur zu deiner Information, du Klugscheißer, ich hab es sogar bis zur siebten geschafft.«
    »Wie dem auch sei, Gentlemen, hier sind wir nun.« Die Zigarette hing lässig in Whippys Mundwinkel. »
C’est la vie
. Hoffe ich.«
    Die Männer waren erschöpft. Keiner von ihnen bekam genug Schlaf, und es war kein Geheimnis, dass die Zahl der Gefallenen auf beiden Seiten enorm war. Riley begann das ganze patriotische Gerede in Frage zu stellen, mit dem man sie geködert hatte. Würdees wirklich die Welt verbessern, wenn Millionen von Menschen bei diesem schrecklichen Blutbad umkamen? Und dabei waren die Männer, die Arme, Beine oder beides verloren, noch nicht mitgerechnet. Stimmte es, dass kein Preis zu hoch, kein Opfer zu groß war? Würde es nach dem Ende dieses Krieges überhaupt noch Kinder oder Enkel geben?
    Riley war inzwischen zum Sergeant befördert worden, doch die Komplexität der Weltordnung war zu hoch für ihn. Trotzdem gingen ihm die Zweifel an seiner Rolle in diesem Konflikt und die Frage, was genau sie durch ihr »Opfer« gewinnen würden, nicht aus dem Kopf, sie waren wie Hintergrundgemurmel, zu leise, um es zu verstehen. Seufzend schulterte er sein Gewehr und suchte sich einen Platz, wo er sich eine Weile hinsetzen konnte.
    Die ungefähr zwei Stunden, die man ihnen gegeben hatte, nutzten die Männer, um sich zu rasieren, zu waschen und Briefe nach Hause zu schreiben. Riley verzog sich in einen Unterstand, in dem es so düster wie in einer Höhle war. Einige nackte Glühbirnen spendeten nur trübes Licht. Er hatte nicht die Zeit, an jedes Familienmitglied eine Nachricht zu schicken, also adressierte er seinen Brief an Susannah, um ihr so viel wie

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