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Heimkehr am Morgen (German Edition)

Heimkehr am Morgen (German Edition)

Titel: Heimkehr am Morgen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexis Harrington
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Tür und ließ die Türglocke ertönen. Doch dieses Signal wäre gar nicht nötig gewesen. Der Husten des Besuchers war laut genug, um ihn anzukündigen. Jess wollte aufstehen, aber Amy legte ihr die Hand auf den Arm und ging selbst zum Treppenabsatz.
    Jessica hörte sie rufen: »Oh, Mr. Driscoll, Dr. Layton wird sich gleich um Sie kümmern. Bitte nehmen Sie doch einstweilen Platz.«
    Bevor Amy zu ihrem Stuhl zurückkehren konnte, schrillte die Türglocke erneut. »Dr. Layton ist gleich bei Ihnen, Mrs. Lester.« Zurück am Tisch sagte sie leise: »Du musst in Ruhe essen, Jessica. Du siehst erschöpft aus.«
    Und Jessica
war
auch erschöpft. Ihre Praxis hatte sich in ein rund um die Uhr geöffnetes Hospital verwandelt. Einige Leute hatten angerufen und um einen Hausbesuch gebeten, aber das war praktisch nicht durchführbar. Schließlich hatte sie kein Transportmittel, und wenn jemand sie abholte, fand sie bei ihrer Rückkehr stets neue Patienten vor, die bereits auf sie warteten. So ging es Tag und Nacht. Und wenn Jessica sich für ein paar Stunden hinlegen konnte, war ihr Schlaf unruhig, durchsetzt von Albträumen von bedürftigen, graugesichtigen Patienten oder Träumen von Cole.
    Sie gab einen Schuss Sahne in die eigene Tasse. »Amy, du bist weiß Gott eine große Hilfe, aber so kann es nicht weitergehen. Wir beide allein schaffen es einfach nicht, so viele Patienten zu versorgen, und wir brauchen mehr Platz. Es gibt Menschen, um die sich zu Hause niemand kümmert, und die können wir nicht sich selbst überlassen. Jemand muss ihnen etwas zu essen machen, sie waschen und pflegen. Ich muss mir was einfallen lassen. Gibt es irgendetwas Neues von Dr. Pearson?«
    Amy schluckte ihr Essen hinunter und schüttelte den Kopf. »Soweit ich weiß, hat niemand was von ihm gehört.«
    »Vor ein paar Tagen hat mir das Rote Kreuz angeboten, eine Krankenschwester zu schicken, und ich habe abgelehnt. Jetzt ist es zu spät, und ich könnte mir die Haare raufen über meine Dummheit. Ich habe mit ihrem Büro in Portland telefoniert, aber sie haben selbst mit einer Epidemie zu kämpfen und können keinen der Helfer entbehren. Würdest du bei den Frauen, die du kennst, nachfragen, ob sie vielleicht hier aushelfen könnten?«
    »Natürlich, obwohl ich glaube, dass die meisten von ihnen selbst kranke Familienmitglieder zu pflegen haben. Ich schlage es ja nicht gern vor, aber …« Amy brach ab.
    »Was?«
    »Granny Mae musste ihr Café auf Geheiß des Bürgermeisters schließen. Ich könnte mir vorstellen, dass sie abkömmlich wäre.« Genüsslich verzehrte Amy den letzten Bissen ihres Sandwiches.
    Jess stützte die Stirn in die Handfläche. »Ich weiß. Ich habe auch schon an sie gedacht. In meiner Lage kann ich nicht wählerisch sein, aber ich weiß nicht, ob sie mit mir zusammenarbeiten würde.«
    »Oh doch, das glaube ich schon.«
    Jess sah auf. »Du meinst, die Genugtuung, dass ich vor ihr zu Kreuze krieche, würde sie sich nicht entgehen lassen?«
    Ein Hauch von Missmut flog über Amys Gesicht. »Tja, vermutlich.«
    »Das kümmert mich nicht. Darf mich nicht kümmern. Das ist wirklich mein geringstes Problem.«
    Ihre Schwester träufelte noch ein paar Tropfen Sahne in ihren Kaffee. »Wie dem auch sei, ich weiß, dass sie bereits einige Leute behandelt, die auch sonst immer zu ihr gehen, wenn sie krank sind. Da könntet ihr euch doch zusammentun.«
    Das Husten im Erdgeschoss veranlasste Jess, ihren lauwarmen Kaffee mit einem großen, wenig damenhaften Schluck hinunterzukippen. Die Arbeit wartete. »Ich gehe in der nächsten freien Minute zu ihr.« Sie stand auf und spülte ihre Tasse ab. »Ich hoffe bloß, der alte Dragoner wird nicht gar zu hämisch grinsen.«

    Am späten Nachmittag war Adam Jacobsen auf dem Weg zu Jessicas Praxis. Seine Hände umklammerten eine Pralinenschachtel und einen weiteren Strauß Chrysanthemen, die letzten aus seinem Garten. Nettie Stark hatte sie für den Esstisch gepflückt, und Adam hatte sie einfach aus der Vase stibitzt.
    Kurz fragte er sich, ob Pralinen nicht vielleicht zu gewagt waren. Er wollte nichts überstürzen. Schließlich war es erst ein paar Tage her, dass er Jessica Blumen geschenkt hatte. Ein zweiter Strauß mochte vielleicht noch angehen, aber ob es nicht doch zu früh für Süßigkeiten war? Er hatte nicht viel Übung darin, Frauen zu umwerben. Er wusste, dass Jessica nur für einen kurzen Aufenthalt in Powell Springs war. Ihm blieb nicht viel Zeit, sie für sich zu gewinnen und sie

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