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Heimkehr am Morgen (German Edition)

Heimkehr am Morgen (German Edition)

Titel: Heimkehr am Morgen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexis Harrington
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vor ihr, niedergestreckt von einer Krankheit, über die Jess keine Macht besaß. Sie ballte die Hände zu einer einzigen Faust und legte sie an den Mund. »Oh mein Gott … warum? Warum Amy?«
    »Du wirst alles in deiner Macht Stehende für sie tun, Jess. So wie du es für all die anderen hier getan hast.«
    Die Augen heiß und die Kehle schmerzend von all den ungeweinten Tränen, wurde Jessica erst bewusst, dass Cole auf der anderen Seite des Feldbetts stand, als er zu sprechen begann. Er hatte das Tuch von seinem Gesicht gezogen, und seine Stimme war tief und rau vor Rührung.
    Als sie zu ihm aufblickte, glaubte sie im Spiegel seiner Augen ihre eigenen Gefühle von Schuld und Verzweiflung zu erkennen. Ihr erster Instinkt war, angesichts der unsäglichen Katastrophe den Arm nach ihm auszustrecken. »Ich hätte sie zwingen sollen, hierherzukommen, sobald ich den Verdacht hatte, dass sie krank ist. Aber ich habe meinen Stolz und meine verletzten Gefühle über mein besseres Urteil gestellt. Wir haben gestritten, über …« Da hielt sie inne, als ihr wieder einfiel, mit wem sie gerade sprach, und ihre Wut verlagerte sich.
    »Über was?«
    »Über dich«, platzte sie heraus.
    »Mich!«
    »Sie hat gesagt, deine Gefühle für sie hätten sich geändert, und es sei meine Schuld. Meine! Dabei wissen wir beide, dass es daran liegt, dass du
niemandem
dein Herz schenken kannst!« Sie wollte an irgendjemandem auslassen, wie ungerecht das alles war – die allzu menschlichen Fehler und falschen Entscheidungen, die Schicksalswendungen und der ungünstige Zeitpunkt, durch die sie drei, hoffnungslos miteinander verstrickt, in diese Situation geraten waren. Es war ja so viel leichter, jemand anderen dafür verantwortlich zu machen, als das Undenkbare zu akzeptieren.
    Es funktionierte. Nun wich jede verbliebene Farbe aus Coles Gesicht, was die rotblonden Bartstoppeln noch stärker hervortretenließ. Er sah aus, als hätte sie ihm über das Bett hinweg eine Ohrfeige gegeben. Aber Jessica fühlte sich nach ihrem Ausbruch auch nicht besser. Er hatte ihr eher noch das letzte bisschen Kraft geraubt. Als er den Mund aufmachte, um zu einer Antwort anzusetzen, war ihr Zorn schon verpufft, und sie sank neben Amy auf die Knie und nahm ihre heiße Hand. Ein verunglückter Schluchzer wollte sich ihrer Kehle entringen, doch er blieb ihr im Hals stecken.
    »
Dr. Layton
.« Adam Jacobsen tauchte hinter der Abtrennung auf. »Alle können zuhören«, raunte er ihr missbilligend zu, »und du möchtest doch sicher keine Szene machen.« Cole starrte er finster an, was diesen allerdings vollkommen ungerührt ließ.
    Adam packte sie an der Schulter und zog sie auf die Füße. »Du kannst jetzt nichts mehr für Amy tun. Geh lieber nach Hause.«
    Er versuchte sie vom Bett wegzuzerren, aber Jess, nur einen einzigen Gedanken im Sinn, rührte sich nicht vom Fleck. »Hast du den Verstand verloren? Ich kann sie und all die anderen doch nicht alleinlassen!« Alles, der Raum, die Szene, sogar die Farbe der Dinge wirkte irreal, wie im Traum.
    »Du kannst jetzt für keinen von ihnen noch etwas tun. Ich begleite dich in die Praxis. Du brauchst Ruhe.«
    Jess wollte sich ihm entwinden, aber sein Griff verstärkte sich. Seine Berührung hatte nichts Tröstliches, sie war ihr unangenehm, genauso wie sein Hilfsangebot. »Adam, lass mich los. Ich möchte mich nicht ausruhen.«
    »Du kannst nicht klar denken.«
    Erneut versuchte sie ihn abzuschütteln. »Adam …«
    Da umrundete Cole das Bett und befreite Jess von ihm. »Wer macht hier eine Szene, Jacobsen? Die Lady hat nein gesagt. Geh deine Schäfchen im finstern Tal hüten oder was immer du sonst tust und misch dich nicht ein. Das hier ist eine Familienangelegenheit.«
    Adam lief vor Ärger rot an, wodurch seine Adlernase mehr denn je seinen Mund zu berühren schien. »
Du
gehörst nicht zur Familie.«
    »Wie du es auch drehst und wendest, jedenfalls mehr als du. Also verschwinde!« Cole wurde nicht laut, doch seine Autoritätließ keinen Widerspruch zu. Selbst in ihrem verängstigten, wütenden Zustand empfand Jessica Coles Eingreifen als Erleichterung.
    An Adams zusammengebissenem Kiefer zuckte ein Muskel. Seine Lippen waren nur noch ein weißer Strich, als er sich umdrehte und davonstiefelte.
    Sobald er außer Hörweite war, sagte Cole: »Jess, du solltest wirklich nach Hause gehen, und sei es nur ein Weilchen. Die Frauen kümmern sich um Amy. Du hast selbst gesagt, dass die Kranken vor allem gute Pflege

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