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Heimkehr der Vorfahren

Heimkehr der Vorfahren

Titel: Heimkehr der Vorfahren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eberhardt del'Antonio
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wohl keinen Zweifel mehr.«
»Sprechen Sie Russisch in der alten Sprachform?«
»Ich habe es mir in Rak 8 angeeignet – für den Funkspruch reicht es.«
»Fein! Dann schlage ich vor, Sie sprechen den Text auf Band. Wir überspielen ihn dann der Raumstation, sie kann ihn an das Raumschiff senden.«
Sie entwarfen den Text, und Vena ging unverzüglich daran, ihn zu übersetzen und auf Band zu sprechen.
»Hier spricht die Erde… Wir rufen Raumschiff Kosmos, meldet euch in russischer Sprache… Wir verstehen euren Funkspruch nicht…«
»Eine Antwort kann frühestens in zwanzig Stunden eintreffen«, sagte der Sekretär, als die Raumstation den Empfang des Spruches bestätigt hatte. »Wir haben also Zeit, uns über Ihre Vorschläge zu unterhalten.«
    Als Vena am nächsten Morgen ans Fenster trat, traute sie ihren Augen nicht. Es schneite.
    Alle Unruhe fiel von ihr ab. Selbstvergessen wie ein Kind verfolgte sie den Tanz der Flocken. Es zog sie hinaus in den Zauber der verschneiten Straßen und Anlagen.
    Als sie das Gebäude verließ, plätscherte und gurgelte es draußen wie aus tausend Quellen. Auf Straßen und Gehwegen schmolz der Schnee dahin. Vena bedauerte den menschlichen Eingriff in das Naturgeschehen, sie sehnte sich hinaus in die Landschaft, in tiefverschneite Wälder und Täler, in denen der Fuß Spuren in eine unberührte Schneedecke drückt. Sie glaubte den Geruch von Kiefern und den Rauch aus einer Skihütte zu spüren. Unversehens geriet sie in eine Schneeballschlacht, die Kinder in einem Park ausfochten. Sie stäubte einige verirrte Schneebälle vom Mantel und flüchtete vergnügt in den benachbarten Klub.
    Während des Frühstücks blickte sie hinaus, wo noch immer die Kleinen tobten.
Wie würde es sein, wenn sie einmal ihren eigenen Kindern zuschaute… Warum eigentlich hatte sie noch keine?
Die Stunden tauchten vor ihr auf, in denen sie vor der gleichen Frage gestanden hatte. Erst noch diese Aufgabe erfüllen, dann jene. Schließlich wollte sie sich ungeteilt auf ihr Kind vorbereiten. Die letzten Monate vor der Geburt gedachte sie auf einer der Mütterinseln zu verbringen, ganz der Erwartung hingegeben. Aber da war noch etwas anderes gewesen – Raiger! Er hatte kein rechtes Verhältnis zu Kindern, nicht so, wie sie es von Onkel Maro gewohnt war. Noch nie war ihr das so deutlich bewußt wie jetzt. Raiger – was er wohl sagen würde, wüßte er, worum es in Universia ging!
Es hielt sie nicht mehr im Klub. Mit der Einschienenbahn fuhr sie zurück. Noch immer lag kein Funkspruch vor. Obwohl das zu erwarten gewesen war, hatte sie Mühe, ihre Enttäuschung zu verbergen.
»Sie hätten sich getrost noch in der Stadt umsehen können, vielleicht wird sie für einige Zeit Ihr Wohnort«, sagte der Sekretär.
Vena freute sich. Das klang ganz so, als würde sie in den Kreis der Betreuer einbezogen! Aber sie fragte nicht danach.
Das Rufzeichen des Bildfernsprechers ertönte. An der Hast, mit der Broß zum, Fernsprecher griff, erkannte Vena, wie sehr auch er auf die Antwort wartete.
Tatsächlich meldete sich die Leitung der Raumzentrale. »Wir haben einen neuen Funkspruch empfangen. Bitte übernehmen Sie ihn auf Band.«
Broß schaltete das Überspielgerät ein. »Fertig, Band läuft!«
Knattern aus dem Lautsprecher. Und Pfeifen. Dazwischen rassische Sprachfetzen, einmal lauter, einmal leiser – aber verständlich. Da der Spruch mehrmals wiederholt wurde, vermochte Vena zusammenhängend zu übersetzen. Ihre Stimme bebte, sie zitterte am ganzen Körper.
»… Hier spricht Raumschiff Kosmos… Wir rufen die Erde… Hier spricht Raumschiff Kosmos… Wir rufen die Erde… Startjahr zweitausend… Kehren aus dem Sternbild Hyaden zurück… Expedition erfolgreich verlaufen… Fliegen in den Bereich des Sonnensystems ein… Besatzung wohlauf… Besatzungsstärke zweihundertachtunddreißig Mann… Keine Krankheiten an Bord… Hallo, Erde, bitte melden…« Und wieder: »Hier spricht Raumschiff Kosmos…«
Vena sank in einen Sessel. Die Knie verweigerten den Dienst.
Sie schloß die Augen, um die Tränen zu verbergen. Ein tiefes Glücksgefühl nahm ihr den Atem.
»Jetzt bekommen Sie Arbeit!« sagte Broß. »Zweihundertachtunddreißig Betreuerinnen vorbereiten auf zweihundertachtunddreißig Heimkehrer…« Als sie ihn ungläubig ansah, erhob er sich und zog seine Jacke zurecht.
»Ihr Einverständnis vorausgesetzt, bin ich im Namen des Astronautischen Rates ermächtigt, Sie als verantwortliche Leiterin der gesamten Betreuung der

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