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Heimkehr der Vorfahren

Heimkehr der Vorfahren

Titel: Heimkehr der Vorfahren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eberhardt del'Antonio
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Kosmos-Expedition in den Astronautischen Rat zu berufen!«

VIII
    Die Kosmos flog – mit dem Triebwerk voran – in das Sonnensystem ein. Unaufhörlich schleuderte sie ihre Lichtquanten der Erde entgegen.
    Romain saß in der Kommandozentrale des Raumschiffes und starrte, in Gedanken verloren, auf den Bildschirm.
Romain war von kleiner Gestalt und feingliedrig. Er trug einen Mittelscheitel, und seine Kleidung saß korrekt, als befände er sich vor einer Fernsehkamera und wäre den Blicken vieler Menschen ausgesetzt. Dabei war er keineswegs pedantisch, sondern verband Verständnis für andere Menschen und Einfühlungsvermögen mit einem großzügigen Arbeitsstil. Im allgemeinen energisch und manchmal auch hartnäckig, bewahrte er jedoch stets Gelassenheit. Seine Fähigkeit, verworrene Angelegenheiten zu klären, das Wesentliche vom Unwesentlichen und die Ursache von der Folge zu trennen, hatte ihm das Vertrauen der Besatzung errungen. Er urteilte nicht voreilig oder oberflächlich, und er verurteilte nie.
In der Bordliste stand über ihn: Dr. George Romain, vierzig Jahre, Gesellschaftswissenschaftler und Sekretär der Gruppe der Vereinten Arbeiterparteien des Staatenbundes, stellvertretender Expeditionsleiter. Die Männer nannten ihn den Politchef, während sie Nasarow, den Leiter der Expedition, als Premier bezeichneten.
»Stell dir vor, Wassil«, sagte Romain zu Nasarow, der neben ihm im Sessel saß und den Bildschirm, auf dem unzählige Sterne leuchteten, betrachtete, »uns würde ein Mensch aus dem siebzehnten Jahrhundert begegnen. Er kennt weder Eisenbahn noch Kraftfahrzeuge, noch Flugzeuge, ja nicht einmal Fahrräder; keine Elektromotoren, Turbinen, Glühlampen, Radios, Fernseher und Telefone. Ein Zeitgenosse Isaac Newtons, ein Mann, dem du das Fotografieren, den Blitzableiter und die Nähmaschine erklären müßtest.«
»Einfach wird es nicht für uns, bestimmt nicht«, erwiderte Nasarow. »Und wird unsere wissenschaftliche Ausbeute so wertvoll sein, wie wir es uns einbilden?«
Canterville, Chefastronaut der Kosmos, der auf dem großen Elektronenhirn den Kurs überrechnet, schwang sich jungenhaft aus dem Sessel.
»Sorgen habt ihr!« sagte er. »Es hat sich gelohnt – auf jeden Fall. Zehntausende von Zeugnissen einer fremden Zivilisation; Tausende von Kilometern Film von fremden Lebewesen; wissenschaftliche Erkenntnisse, die niemand außer uns sammeln konnte, denn wir sind die ersten, die von den Hyaden zurückkehren, die ersten, die von den Titanen berichten. Und ihr laßt die Ohren hängen.«
»Wir sind Vertreter einer längst vergangenen Epoche, vom heutigen Bildungsstand weit entfernt«, entgegnete Romain.
»Und kommen trotzdem nicht aus der Arche Noah – zum Hilfsastronauten reicht’s immer noch.«
»Ich schätze, man wird uns ernst nehmen, in gewissem Sinne fürchte ich es sogar«, widersprach Romain.
»Wir müssen uns ständig dessen bewußt sein, daß man nach uns das zwanzigste Jahrhundert beurteilen wird«, sagte Nasarow und warf Canterville einen tadelnden Blick zu.
»Macht mir ja keine Schande, ihr Banausen!« sagte Canterville im predigendem Tonfall. »Wascht euch immer die Hände und spuckt nicht auf den Teppich – in Nasarows Namen, Amen!« Er verschränkte die Arme und musterte die anderen beiden belustigt. »Sauertöpfe!«
»Eine Nachricht von der Erde!« brüllte der Funker, bevor Nasarow etwas erwidern konnte. Canterville lief zur Zentrale. Der Funker rief ihm auf halbem Wege etwas zu.
»Gut, umschalten!« schrie Canterville und kam sofort zurück. »Fernsehübertragung von der Erde!« stieß er hervor und sank in den Sessel. Das erste Bild von der Erde! Alle bangen Fragen zerplatzten wie Seifenblasen, es blieben nur Freude und Erwartung. Insgeheim hoffte jeder der drei, auf dem Schirm würde jenes Mädchen erscheinen, das die ersten irdischen Worte zu ihnen gesprochen hatte. Ihre Stimme hatte weich und voll geklungen und Saiten in ihnen zum Schwingen gebracht, die auf der langen Reise in Vergessenheit geraten waren.
Der Bildschirm begann zu flimmern. Striche und Wellenlinien irrten darüber hin, unruhig, flackernd.
»Hier meldet sich die Erde.«
Es war ihre Stimme! Die Männer beugten sich vor, sie fieberten fast vor Erregung. Nach all den Jahren die erste Frau… Sie hörten, daß sie ergriffen war, spürten ihr Lächeln.
»Wir grüßen euch…«
»Zum Teufel, was ist denn los?« brüllte Canterville. »Wo bleibt das Bild?« Er sprang auf, stürzte schimpfend zur Funkzentrale. Mit

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