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Heimkehr der Vorfahren

Heimkehr der Vorfahren

Titel: Heimkehr der Vorfahren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eberhardt del'Antonio
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hob die Schultern. »Wir waren in unerforschten Räumen. Bei den zur Verfügung stehenden Bezugssystemen… Wissen wir, ob unsere Berechnungen die nötige Genauigkeit hatten? Dazu die Reparatur am Elektronenhirn… Vielleicht läßt sich alles erst nach der Landung ermitteln?«
»Mir wäre es lieber, du wärst schon vorher im Bilde!« sagte Nasarow.
»All right!« Canterville verbeugte sich. »Ich tue mein Bestes. Vergeßt aber nicht«, er wies auf den Bildschirm, »daß wir antworten müssen! Ihr habt euch dem kritischen Auge der Kamera und damit den Blicken jener Dame auszusetzen.« Er verfiel in Nasarows Tonfall. »Besucht vorher unseren Schönheitssalon – ihr steht für die ganze Besatzung! Ich werde indessen einen Vergleich der Fernsteuerungsdaten vorbereiten, sonst landen wir womöglich auf der Venus!«
James Stafford beendete seinen Rundgang durch das Kraftwerk der Kosmos. Seine Empfindungen waren voller Widerspruch. Ihn erfüllte Abschieds- und Ankunftsstimmung. Teils Freude, teils Wehmut, teils Hoffen, teils Bangen. Es war eine Rückkehr in fremdes Land. Man kannte die Erde – und kannte sie noch nicht.
Von der Tür zum Fahrstuhlschacht blickte er noch einmal zurück.
Der diensthabende Ingenieur nickte ihm zu. Kannst beruhigt gehen, ich bin in Form, las Stafford aus dieser Geste. Ihm wurde warm ums Herz.
»Okay, Propow!« rief er ihm zu. »Sie nehmen den Ersatzkompressor schon immer ’rein! Die Mechaniker kommen gleich. Lassen Sie die Dichtungen vorsichtshalber gleich mit auswechseln!«
»In Ordnung, Chef!«
Diese oft gebrauchte und längst gewöhnte Antwort rührte ihn an. Chefingenieur der Kosmos – damit war es nun bald vorbei. Ob er jemals wieder eine solche Aufgabe bekam? Es war die erste, die ihn voll erfüllte, in der er ganz aufgegangen war, ohne Vorbehalte, ohne Widerspruch!
Er liebte diese diarongepanzerte Konservendose wie eine Mutter ihr Kind. Überall stieß er auf Dinge, für die er verantwortlich war. Ob im Stockwerk der Institute mit den Tausenden von Leuchtröhren, mit den Labors, Prüfständen, Sälen und Arbeitsräumen oder im Stockwerk der Magazine, auf dessen breiten Wegen Transportfahrzeuge das Material beförderten, das nicht auf die automatischen Transportbänder paßte, von denen normalerweise die Regale der ladenähnlichen Lager gefüllt wurden, ob in den Gassen der Wohnstockwerke, in den Klubs, den Werkstätten oder in der Kraftzentrale – überall war sein Verantwortungsbereich. Alles, was energiebelebt war, schien ihn vertraulich zu grüßen. Wehmütig wandte er sich um, trat in die Liftkabine und fuhr hinauf ins Wohnstockwerk.
Als er durch die Gassen schritt, zwischen den Vorgärten hindurch, begegnete ihm Dr. Sandrino, der dunkelhaarige, untersetzte Italiener. »Hallo, Maschinendoktor«, rief er schon von weitem. »Machst ein Gesicht, als läge deine Weltraumwunderkerze in den letzten Zügen!«
Er schüttelte Stafford die Hand.
»Müde? Jetzt, wo es zum Endspurt kommt? Was sollen die Frauen sagen, die dich erwarten?«
Stafford rang sich ein Lächeln ab.
»Bist ganz schön grau geworden im Dienste deiner energetischen Pferde«, sagte Dr. Sandrino. »Hast du Schmerzen? Du gehst so gebeugt!«
Stafford straffte sich und lachte unwillig. »Ihr Mediziner wittert auch überall einen Befund. Ich lege mich eine halbe Stunde hin, dann bin ich wieder okay!« sagte er und verabschiedete sich kurz.
Aber er ging nicht nach Hause. Er schlenderte eine schmale Gasse entlang. Sie führte an einem der Klubräume vorüber, denen wie einem Gartenrestaurant eine Sommerterrasse vorgelagert war. Gartenstühle, buntgedeckte Tische – fehlten nur die Sonnenschirme. Das war die andere Seite der Heimkehr: Sonne, Wind, Regen, Schnee, Gewitter – Seen und Wälder und Berge!
Stafford stieg hinaus zum Park, wie sie ihr kleines Erholungszentrum nannten. Er folgte einem Seitenweg und suchte nach einer verborgenen Bank.
Hier war Gelegenheit, zur inneren Klarheit zu finden. Der Mensch braucht auch Stunden, in denen er allein ist. Die Erde kam immer näher, es war Zeit, sich innerlich darauf einzustellen. Von der Kosmos zu gehen würde ihm nicht leichtfallen. Hier war er Mensch geworden, in des Wortes tiefster Bedeutung. Hier hatte er seine schönsten Jahre verbracht.
Was war er gewesen, damals, als er auf die Kosmos kam? Einsam, Ständig auf der Flucht vor Intrigen, Niedertracht, Ungerechtigkeit, Mißgunst – und vor sich selber. Immer in Abwehr, oft ungerecht, egoistisch. Was war er heute? Teil eines

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