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Heimkehr der Vorfahren

Heimkehr der Vorfahren

Titel: Heimkehr der Vorfahren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eberhardt del'Antonio
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Sie gehen schon in die Zehntausende. Ist Ihr Gespräch wirklich so wichtig – können Sie nicht in einer Woche noch einmal anrufen?«
»Dann ist es zu spät. Ich erwarte, schnellstens verbunden zu werden!« sagte Raiger ungehalten.
»Ich verbinde mit dem Vorzimmer, versuchen Sie es dort.«
Raiger holte tief Atem. Himmel, hatte sich Vena eingekapselt!
Ein junger Mann meldete sich, sehr höflich, sehr korrekt. »Vena Rendhoff weilt auf einer Besprechung…«
»Dann holen Sie sie heraus!« forderte Raiger energisch. »Das ist leider nicht möglich, augenblicklich ist jede Minute entscheidend. Eine neue Erkenntnis, sagten Sie? Wollen Sie sich mir anvertrauen? Ich richte es gern aus.«
Raiger preßte die Lippen aufeinander. Was hätte Fluchen genützt? »Verstehen Sie doch«, begann er nach kurzer Überlegung. »Ich bin…….« ihr Mann, hatte er sagen wollen, aber konnte er das noch? »Ich bin ein alter Bekannter und muß sie dringend sprechen!«
Das Gesicht des jungen Mannes verschloß sich. »Ich bedauere sehr und bitte Sie um Verständnis. Persönliche Dinge müssen vorläufig zurückstehen, das legt uns Vena Rendhoff selber täglich ans Herz. Zweihundertachtunddreißig Männer fliegen auf uns zu – da zählt jede Minute. Bitte rufen Sie in zehn Tagen noch einmal an. Bis dahin hat sich der Ansturm gewiß gelegt. Aber ich richte gern etwas aus.«
»Danke!« sagte Raiger und unterbrach die Verbindung. Bitterkeit stieg in ihm auf. Sie war einfach nicht mehr da für ihn! Und alles wegen der lebenden Fossilien. Hatten sie sich dreihundertfünfzig Jahre im All herumgedrückt, kam es jetzt auf fünf Minuten auch nicht an. Aber für die Neandertaler hatte Vena Zeit…
Die Einsamkeit überfiel ihn mit Wucht. Ringsum erschien ihm alles leer und bedrückend.
Wenn er ehrlich sein wollte: Er hatte sich ja selber aus ihrem Leben hinausmanövriert, hatte ihr sogar ein Bein gestellt! Durfte er sich jetzt wundern, daß sie nicht auf seinen Anruf wartete?
Aber sollte er sich gedulden, bis dieser lackierte Vorzimmerjüngling von ihr die Weisung bekam, Privates sei wieder zugelassen? Hatte er es nötig, sich aufs Abstellgleis schieben zu lassen?
Mit aufsteigendem Trotz griff er zum Bildtelefon. »Wir wollten uns näher kennenlernen. Hätten Sie Lust, heute abend mit mir ins Klubhaus zu gehen?«
Die junge Frau lächelte. »Und welche Farbe wird Ihr Anzug haben? Nur, daß mein Kleid damit harmoniert…«
»Rot würde am besten dazu passen«, sagte er. Ihr Lächeln verstärkte sich. »Mal sehen – vielleicht!«
    »Von Ihnen, meine Damen, hängt es ab, ob sich die Männer wohl fühlen«, sagte Maro Lohming, als Venas Stellvertreter in die Heimkehrerkommission berufen, zu den zweihundertsiebzig Frauen, die in ansteigendem Halbkreis vor ihm saßen. »Ganz gleich, ob sie als persönliche Betreuerin oder in der Medizin und Gastronomie eingesetzt werden – Ihnen steht eine verzwickte Aufgabe bevor. Die Heimkehrer sind Ihre Urururahnen. Obwohl vor dreihundertfünfundsiebzig Jahren geboren, sind sie noch in Ihrem Alter und dennoch, relativ gesehen, doppelt so alt wie Sie, weil sie mit Vierzig die Mitte ihres Lebens erreicht haben. Sie sind Spitzenkräfte ihrer Zeit, Männer mit Erfahrungen aus fernen, uns unbekannten kosmischen Räumen, und doch bleiben ihre Kenntnisse weit hinter unserer Allgemeinbildung zurück. Sie verdienen Ihre ganze Ehrfurcht, aber auch Ihre Fürsorge. Bitte verstehen Sie deshalb, daß die Kommission Sie, entsprechend Ihren Voraussetzungen, bereits bestimmten Heimkehrern zuteilte. Jede von Ihnen bekommt noch heute ausführliche Unterlagen über ihren Schützling. Von dieser Einteilung kann nicht mehr abgewichen werden – es sei denn, es gäbe familiäre Interessen.«
    Er nickte den erheiterten Frauen zu, verbeugte sich galant und verließ den Saal. Doch er kam nicht weit.
»Genosse Lohming!« Eine hellblonde, schlanke Frau trat auf ihn zu. Sie trug das graublaue Kostüm der Betreuerinnen.
Maro musterte sie verstohlen. Eine gute Idee von Vena, diese Kostüme. Sie entsprachen den Anzügen der KosmosBesatzung und würden sicher dazu beitragen, daß sich die Männer bald heimisch fühlten. »Sie wünschen?«
»Romeda Tarsa. Ärztin und Biologin der ersten Grade. Ich möchte Wassil Nasarow betreuen.«
»Ausnahmen können leider nicht…«
Romeda Tarsa ließ ihn nicht aussprechen. »Wenn familiäre Interessen vorliegen, doch – sagten Sie. Und das ist bei mir der Fall.«
»Sie kennen Nasarow persönlich?« Maro war

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