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Heimkehr der Vorfahren

Heimkehr der Vorfahren

Titel: Heimkehr der Vorfahren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eberhardt del'Antonio
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Schirm, der das Bild übertrug, das vom Teleskop des Observatoriums der Kosmos aufgefangen wurde. Zwölf blitzende Pünktchen schnellten hinter dem Erdball hervor und jagten der Kosmos entgegen.
Nun pfiff Canterville durch die Zähne. Welche unglaubliche Präzision der Geschwindigkeit und der Steuerung war erforderlich, wenn die Raketen millimetergenau auf die Kosmos treffen sollten. Und das in dieser Entfernung von der Erde!
Da leuchtete der große Bildschirm in zwölf Sektoren auf. Eigenartig, dachte Canterville. Zwölf Raketen, zwölf Sektoren – bestand da ein Zusammenhang?
Seine Spannung stieg, als auf den Sektoren die Kosmos erschien und zusehends größer wurde.
»Zwölfmal die Kosmos«, knurrte er mit innerem Widerstreben. »Jede Rakete sendet für einen Sektor. Damned, ich weiß ja, daß ich vom Mond komme!«
»Vom Titanus!« raunte Romain ihm zu. »Sollen sie deinetwegen ihren Fortschritt über Bord werfen? Diesen Aufwand treiben sie nicht, um deine Galle zu strapazieren. Es sind ihre Kontrollschirme – und die blenden sie für uns ein, damit wir genau im Bilde sind, was mit uns geschieht. Man könnte es Höflichkeit nennen, gewiß ist es mehr als nur das.«
Canterville schwieg. Hatte Romain eine Ahnung, wie nahe ihm das alles ging. Jahrzehntelang hatte er im Bewußtsein gelebt, daß er über die modernste Technik verfügte. Und jetzt ging sein ganzes Selbstbewußtsein zum Teufel…
Dennoch nötigte ihm das Raummanöver Hochachtung ab. Obwohl er es am Bildschirm verfolgte und es schließlich mit der bordeigenen Apparatur überprüfte, er konnte es nicht fassen, daß schließlich die zwölf Raketen am genau berechneten Punkt auf die Kosmos trafen und sich maßgerecht, wie auf dem Reißbrett, dort an den Raumschiffskörper anlegten – und dazu behutsam wie an ein rohes Ei –, wie es ihm vorausgesagt worden war.
Er stöhnte, rieb sich die Augen und schüttelte unaufhörlich den Kopf.
»Ich kannte mal einen, der hat sich totgeschüttelt«, sagte Romain.
»Sicher Genickbruch«, meinte Nasarow. »Aber mir wäre es lieber, Canterville käme wohlbehalten auf die Erde.«
Canterville drehte sich schwerfällig um. »Ich bitte um den nötigen Ernst, Genossen. Offensichtlich ist euch nicht klar, was sich hinter dieser Präzision verbirgt. Meßgeräte, gegen die unsere Museumswert haben, Treibstoff und Triebwerke, von deren Brennschlußgenauigkeiten wir nicht einmal träumen. Neue Werkstoffe, neue Konstruktionen, neue Reglersysteme, neue Steuergeräte, neue Erkenntnisse – und was ich am meisten fürchte: eine Mathematik, von der wir kaum die Grundregeln beherrschen…«
»Und ich dachte, ohne uns wäre kein Fortschritt möglich«, sagte Romain.
Canterville überhörte es. »Eines steht fest, George: Mag die Erde noch so verlockend sein, ich habe nur ein Ziel. Ich muß wissen, wie man zu dieser Präzision gekommen ist. Ich studiere Astronautik! Vielleicht kann ich ein Jahr überspringen?« Fast trotzig fügte er hinzu: »Die sollen nicht glauben, Canterville ließe sich vor Schreck in den Ruhestand versetzen.«
»Hast recht«, sagte Romain. »Sobald unser alter Eimer«, er lachte, »in seinen Hafen geschleppt ist, müssen wir uns überlegen, wie wir das fehlende Wissen aufholen und uns die Erde neu erobern wollen.«

IX
    Ratssitzungen, Kommissionsbesprechungen, Gespräche mit Betreuerinnen, Funksprüche, Studienpläne. Vena kam nicht mehr zur Besinnung. Täglich stürmten so viele Verpflichtungen auf sie ein, daß sie das beklemmende Gefühl beschlich, den Abstand zu den Dingen verloren zu haben.
    Sie hatte es durchgesetzt, daß die Heimkehrer die uneingeschränkten Bürgerrechte erhielten; es war eine heiße Diskussion gewesen. Dennoch vermochte sie nicht, sich über ihren Sieg zu freuen, denn nachträglich kamen ihr Zweifel. Zweihundertachtunddreißig Männer, lange Jahre ohne Frauen, wahrscheinlich erfüllt von einem unstillbaren Bedürfnis nach Frauenschönheit und Zärtlichkeit, trafen auf ebensoviel gutaussehende Betreuerinnen, die sich manchmal geradezu schwärmerisch auf ihre Aufgabe vorbereiteten. Konnte es nicht zu unvorhergesehenen Konflikten kommen?
    Pala, der sie sich anvertraute, lachte. »Pessimistin! Die Heimkehrer sind Männer von Charakter. Hätten sie sonst diesen Flug gewagt? Sie werden nichts tun, was ihrer Betreuerin Unannehmlichkeiten bereitet. Und wenn sie sich verlieben – die zartesten Bande sind oft die festesten!«
    Vena blickte stumm aus dem Fenster. Das war leicht gesagt…
Pala legte

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