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Heimkehr der Vorfahren

Heimkehr der Vorfahren

Titel: Heimkehr der Vorfahren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eberhardt del'Antonio
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urteilen, fuhren sie eine sehr hohe Geschwindigkeit. Die Aufbauten waren geschlossen, kein Mensch zeigte sich an Bord.
    Ein großer Ring kam ins Bild, silbergrau und breit, mit zahlreichen Aufbauten.
»Ein Schiff?« Romain war verwundert.
»Insel aus Schaumbeton«, erklärte Nasarow. »Projekte dieser Art gab es damals schon.«
»Verkehrsstützpunkte?«
Jetzt schaltete sich der Beobachter ein. »Auch. Aber vor allem Arbeits-, Beobachtungs- und Wohnstützpunkte für Meereswirte, Verladehäfen für Planktonwirtschaft und Tiefseeplantagen, Stützpunkte für submarine Forschung, Klimasanatorien und meteoromatische Stationen.«
Canterville musterte das Mikrophon. Fang einer mit diesen Bezeichnungen was an! Aber sollte er Fragen stellen, die jedes Kind dieser Zeit beantworten konnte? Unentschlossen sah er Nasarow an.
Romain war unbekümmert. »Was ist Meereswirtschaft? Ich meine, was gehört alles dazu?«
»In unterseeischen, durch Melonnetze begrenzten Reservaten werden Fische und Pflanzen gezüchtet, auch Tang. Durch nuxylare Bestrahlung wird er besonders aufnahmefähig für seltene Metalle. Er baut sie in seinem Zellgerüst an«, erläuterte der unsichtbare Beobachter. »Verbrennt man die Pflanzen, bleiben Metalle zurück. Auch Jod und andere Elemente. Ebenso werden Fische gezüchtet, die seltene Metalle in ihren Organen ablagern.«
»Und woher kommt die Energie, die man dazu benötigt?«
»Energie gibt es genug auf diesen Inseln. Windgeneratoren oder kompressibilaterale Hydroturbalkaskaden liefern sie. Außerdem Heliopentanzellen auf den Dächern oder polypolare Elemente, die Temperaturdifferenzen zwischen Tiefenwasser und Oberflächenwasser ausbeuten. Die Inseln sind nämlich an unterirdischen Gebirgen verankert. Dann plasmahydrogene Aggregate – Wasser gibt es ja genug. Kurz, alles, was Energieausbeute verspricht, steht zur Verfügung.«
Romains Gedanken schweiften ab. Stimmten ihre Vorstellungen vom wissenschaftlichen Niveau der Erde? Nasarows Stimme riß ihn aus seinen Gedanken.
»Wie groß sind die Inseln?«
»Die größten haben fünfzehn Kilometer Durchmesser. Man muß ja Verladeanlagen, Wohnungen, Institute, Lagerräume und die vielen Produktionsstätten unterbringen. Die Inseln sind fast unabhängig vom Festland. Nahrungsmittel, Kleidung, Kunststoffe, Chemikalien, Treibstoffe, Metalle und vieles andere gewinnt man aus den Rohstoffen der Meereswirtschaft. Etwa zweitausend Menschen leben auf einem solchen künstlichen Atoll, überwiegend Wissenschaftler.«
»Zweitausend? Wo wohnen die?« entfuhr es Canterville.
»Auf der Innenseite der breiten Ringe, dem ruhigen inneren See zugewandt, bis zu mehreren Stockwerken in die Tiefe…«
»Wie im Aquarium, bei ewiger Dämmerung«, sagte Canterville. »Sehr romantisch.«
Romain hätte ihm am liebsten den Mund zugehalten. Auch Nasarow sah man an, daß ihm Cantervilles Art mißfiel. Aber der Beobachter schien es für eine historische Auffassung zu halten.
»Wenn Sie mir eine Bemerkung gestatten, Genosse Heimkehrer«, sagte er, und Romain hatte den Eindruck, der Erklärer spräche mit einem ehrfurchterheischenden Greis, »wir würden niemandem solche Wohnverhältnisse zumuten. Natürlich ist für genügend Licht gesorgt. Allenthalben sind durchsichtige Kuppeln vorgewölbt, und das einfallende Tageslicht wird durch tolganische Leuchtkreise ergänzt.«
Das Teleskop schwenkte. Festland war zu sehen. Interessante Objekte, die bei diesem Streifzug auftauchten, brachte der Beobachter den Männern so nahe, daß sie wähnten, unmittelbar davor zu stehen.
Nasarow schaute aufmerksam, aber mit sachlicher Neugier. Canterville dagegen sog die Bilder förmlich auf, obwohl er sich bemühte, unbeteiligt zu erscheinen. Romain bemerkte es wohl, aber er ging nicht darauf ein. Jeder mußte auf seine Weise mit den Eindrücken fertig werden.
Eine Küste tauchte auf, und ein Damm lief ins Meer hinaus.
»Wir verlassen Sibirien«, erläuterte der Beobachter. »Ich folge dem Staudamm Beringstraße.«
Ein formschöner Betonkoloß zwischen zwei Meeren. Auf seiner Krone trug er eine durchsichtige Haube. Darunter war ein fahrender Zug zu erkennen.
»Das ist der Interkontinentalexpreß London – Kanaltunnel – Brüssel – Berlin – Warschau – Moskau – Beringstaudamm – Ottawa – New York. Er hat Anschluß an viele interkontinentale Strecken, wie Kapstadt – Timbuktu – Gibraltarstaudamm – Paris oder Nairobi – Kairo – Bagdad – Taschkent. Sie kommen aus allen Gegenden des Erdballs und

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