Heimkehr der Vorfahren
dazwischenrufen mögen, aber da Maro und die anderen Kommissionsmitglieder schwiegen, verhielt er sich ruhig. Immerhin wußte er, wie nahe Vena auch Maro stand. Ratsdebatte – ob man sich da einmischen durfte?
Ein junger Mann erhielt das Wort. »Es war unverantwortlich«, sagte er nicht ohne Schärfe, »dem Chefingenieur Stafford und seiner Betreuerin, dem Kommissionsmitglied Pala Benari, diese abenteuerliche Reise zu gestatten! Hier liegt nach meiner Ansicht der schwerste Fehler. Man hätte gewiß die anderen Heimkehrer davon überzeugen können, daß sie bleiben müssen, hätte ihnen nicht James Stafford und Pala Benari, beide Genossen in leitenden Funktionen, das Gegenteil demonstriert. Falls Vena Rendhoff jetzt die Bürgerrechte vorschiebt, die keine Freiheitsbeschränkung zulassen, möchte ich daran erinnern, daß es Vena Rendhoff selber war, die sich für die Gewährung der Bürgerrechte an die Expedition einsetzte! Sie kann sich also jetzt nicht beklagen, wenn diese wie ein Bumerang auf sie zurückkommen. Staffords Reise wäre zu verhindern gewesen, schließlich ist Pala Benari Kommissionsmitglied und somit weisungsgebunden! Angesichts des Schadens, den Vena Rendhoff der Gesellschaft in gröblich-nachlässiger Weise zufügte, halte ich ein gesellschaftliches Arbeitsverbot für angemessen!«
Im Saal entstand Unruhe. Es gab Zwischenrufe, ein allgemeines Raunen wurde laut.
Romain blickte sich überrascht um. Soweit ihm bekannt, verliefen solche Beratungen in größter Disziplin. Was mochte die Teilnehmer derart in Bewegung gebracht haben, daß sie ihre Zurückhaltung aufgaben und ihrer Erregung Ausdruck verliehen? Er blickte Vena an, die neben ihm saß, um sie zu fragen – und erschrak. Ihr Gesicht war aschfahl, ihre Hände umklammerten die Lehne, daß die Knöchel weiß hervortraten. Um Himmels willen – was war geschehen. Er legte ihr die Hand auf den Arm und nickte ihr beruhigend zu.
In diesem Augenblick schaltete sich die Ehrenpräsidentin ein: »Es sei mir gestattet, mich bevorzugt zu Wort zu melden. Ich sehe mich gezwungen, unser junges Ratsmitglied zur Sachlichkeit zu ermahnen. Sein Antrag entspricht in keiner Weise dem Vorfall. Gesellschaftliches Arbeitsverbot ist eine Erziehungsmaßnahme, die für böswillige Schädigung der Gesellschaft ausgesprochen wird. Es ist mir unverständlich, wie man in diesem Zusammenhang einen solchen Antrag ernsthaft erwägen kann – ich halte ihn für absurd. Und ich bitte den jungen Kollegen, seine Anträge künftig sachlich zu erwägen. Der Vorwurf wegen James Stafford und Pala Benari bleibt allerdings bestehen. Ich bitte Vena Rendhoff, dazu zu sprechen.«
Vena schilderte Staffords besondere Lage, seine Herkunft aus kapitalistischen Verhältnissen, seine Resignation, als er ihr die Kosmos zeigte, und Palas Begründungen. »Wohl keiner hat sich mit Staffords Psyche so vertraut gemacht wie Pala Benari – und wenn sie sicher ist, daß Stafford dort anknüpfen muß, wo er damals abbrach, soll er sich bei uns einleben können, dann habe ich ihr wenig entgegenzuhalten. Sie kennt Stafford, versteht ihn und weiß, was für ihn notwendig ist, dem mußte ich letzten Endes Rechnung tragen!«
»Die Flucht der anderen Heimkehrer beweist jedoch, daß es dennoch ein Fehler war. Zumindest hätte man die Wirkung voraussehen und ihr vorbeugen müssen«, stellte die Präsidentin fest. »Ich stimme dem Antrag des Sekretärs zu!«
Romain lauschte mit verhaltenem Atem. Er hatte gespürt, daß Venas Erklärung die Überzeugungskraft fehlte. Am liebsten hätte er ihr wieder den Arm um die Schulter gelegt, um ihr zu zeigen, daß sie nicht allein stand. Nun hielt es ihn nicht mehr. Entschlossen drückte er auf die Taste »Wortmeldung«, verwundert, daß sein Bild sofort auf dem Schirm erschien, obwohl noch zwölf Wortmeldungen vor ihm abgegeben worden waren.
»Sprich!« raunte ihm Vena zu. »Das ist in Ordnung.«
»Ich bitte um Aufmerksamkeit für den Helden des Kosmos, Genossen George Romain!« sagte der Sekretär über den Lautsprecher.
Romain erhob sich, seine Stimme klang unsicher.
»Ich bin noch nicht lange genug auf der Erde, um alle Gepflogenheiten oder alle Maßstäbe zu kennen. Dennoch bin ich der Meinung, daß wir Vena Rendhoff nicht für einen falschen Beschluß unseres Plenums verantwortlich machen können. Ich wußte selbst keinen Ausweg aus dieser Situation. Vielleicht hätte man kein fertiges Programm vorlegen, sondern den Plan zusammen mit den Mitgliedern der Expedition
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