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Heimkehr der Vorfahren

Heimkehr der Vorfahren

Titel: Heimkehr der Vorfahren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eberhardt del'Antonio
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beschränkt werden können, und schlug vor, die Öffentlichkeit mehr noch als bisher mit den Heimkehrerproblemen vertraut zu machen.
Wieder meldete sich die Präsidentin. »Vena Rendhoffs Ausführungen beweisen, daß sie sehr gut mit der Expeditionsleitung zusammenarbeitet. Ich glaube, daß wir darauf nicht verzichten können. Ich möchte mich revidieren und vorschlagen, daß sie kommissarisch mit dem Vorsitz der Kommission betraut bleibt.«
    Raiger Sajoi saß vor dem Gedächtnisspeicher und überprüfte seine letzten Gedanken. Das Zimmer war hermetisch von der Umwelt abgeriegelt, kein Lichtstrahl und kein Laut drangen hier hinein. Ein diffuses grünliches Licht erhellte den Raum.
    Wenn die Überprüfung positiv verlief, dann würde er die Gedanken vom Schnellschreiber fixieren lassen, würde sie korrigieren und schließlich dem Forschungsrat für Physik als Manuskript zur Diskussion übergeben.
    Aber was ihm der Gedankenspeicher zurückvermittelte, war alles andere als reif zur Notiz.
»Ausgehend vom Korpuskelcharakter der Gravitonen und dem Wellencharakter der Nahewirkung im Gravitationsfeld und unter Berücksichtigung der Erfahrungen der Quantenphysik kam ich zu der Überzeugung, daß es Antigravitonen geben müsse, wie es zu allen Elementarteilchen Antiteilchen… haarscharf noch einmal an Vena vorübergegangen, wie mag ihr jetzt zumute… gelang mir nun, bei kleineren Experimenten auf dem Pluto, Antigravitonen zu entdecken… Weltraum-Opa hat sich ja brillant benommen, Manieren hatten die Leute… Soll der Weg gezeigt werden, wie Antigravitonen künstlich herstellbar… Muß ja bis zum Irrsinn für Vena entbrannt sein, daß er so wenig auf sein Ansehen… Das führt zur Aufhebung der Schwerkraft… Davon geblendet, daß sie alles vergißt, was uns beide… Neue Wege in der Raumfahrt… Oder hatte sie sich gar dazu verstiegen, aus diesem Anthropoiden einen Menschen zu machen?«
Raiger riß sich die Haube mit den Biotastern vom Kopf und lief ärgerlich auf und ab. Da sollte man sich vorbereiten können. Warum auch hatte er sich die Übertragung der Ratssitzung angesehen? Aber nach diesem Schock würde Vena sicher wieder zu sprechen sein, ohne Vorzimmerjüngling. Doch sollte er den ersten Schritt tun? Sie würde ihn gewiß nicht abweisen. Allerdings müßte er vermeiden, darauf anzuspielen, daß er recht behalten hatte. Eigentlich war er verpflichtet, jetzt großzügig zu sein. Ließ er sie allein, liierte sie sich womöglich mit diesem Pithekanthropus – nicht auszudenken! Nein, er mußte sich zusammennehmen, das Manuskript schnellstens fertigmachen und zu ihr gehen. Am besten eine baldige Diskussion seiner Arbeit herbeiführen – sie sah gewiß ein, was er trotz seiner damaligen Leichtfertigkeit wert war!

XIV
    Vena und Romain flogen nach der Ratsdebatte nicht wie die anderen mit dem Flugzeug zur Heimkehrersiedlung zurück. Sie machten die weite Reise in einer Schwebekabine.
    Maro hatte sie darauf gebracht. Er nahm Romain beiseite und sagte: »Vena Rendhoff hat den Hauptteil der Debatte bestritten, sie muß ausspannen. Das kann sie am besten im Straßenrutscher, ich kenne sie. Aber allein fährt sie nicht gern. Und ich muß sie doch in der Siedlung vertreten. Würden Sie so liebenswürdig sein und sie begleiten?« Romain hatte sofort zugesagt.
    Vena war in einer eigenartigen Verfassung. In Gedanken weilte sie noch bei der vergangenen Debatte. Sie sah Romain vor sich, wie er auf die Taste drückte, wie er zögerte, als er bevorzugt wurde, und schließlich verlegen das Wort ergriff, wie er aufbrauste, als man ihr Versagen vorwarf, zornig, ja explosiv, wenn auch nicht gerade diplomatisch. Raiger hätte mit geschliffenen Formulierungen brilliert, hätte nach mehreren Seiten gezielt, elegant und überlegen – aber hätte er sich eindeutig auf ihre Seite gestellt? Wäre er wie George mit seiner ganzen Persönlichkeit für sie eingetreten, bedingungslos, ohne Rücksicht darauf, ob es ihm Nachteile brächte? War es das, was ihr Raiger so ferngerückt hatte? Richtete sich seine Ironie nicht gegen alles, was ihm nicht selbst entsprang, im Grunde also auch gegen sie? Hatte seine ironische Distanz nicht auch zwischen ihnen gestanden und verhindert, daß sie sich ergänzten und zu einer echten Gemeinsamkeit fanden?
    Raigers Ironie erschien ihr nicht mehr imponierend, sondern kalt und oberflächlich, ohne menschliche Wärme.
Sie betrachtete Romain, der noch immer aus dem Fenster sah, als gäbe es für ihn nichts

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