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Heimkehr der Vorfahren

Heimkehr der Vorfahren

Titel: Heimkehr der Vorfahren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eberhardt del'Antonio
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Leiter ihn erkannt hatte, obwohl er keine Uniform trug.
Ich muß unbedingt zu Mika Grabeu, dachte er, am besten morgen schon.
    »Als die Sahara noch Wüste war«, hatte Jacquelaine gesagt.
    Nun war Romain auf den schwarzen Erdteil gespannt. In ihm lebte noch die alte Vorstellung: Sandmeer und Urwald, Wasserfälle und Durststeppe, Kamelreiter und Straßenkreuzer, Wolkenkratzer und Lehmhütten – ein Erdteil, in dem Vergangenheit und Gegenwart einen krassen Gegensatz bildeten. Das alles ließ sich nicht mit einigen Worten ausradieren. Zwar wußte er, daß Afrika inzwischen ein neues Antlitz trug, aber auf dieses Anderssein war er gespannt. Nach dem Abendbrot nahm Romain eine Einladung des Raststättenleiters zu einer Flasche Wein an.
    Der Leiter war ein älterer Mann. Romain, im Schätzen der Lebensjahre bereits versierter, schrieb ihm einhundertzwanzig Jahre zu. Doch es war ein Mittelwert, vorsichtig gewählt: Die lebhaften Bewegungen, die lustigen Augen sprachen für hundert – die welke Lederhaut für einhundertvierzig. Ein interessanter Greis.
    Sie tranken sich zu, behaglich in weichen Sesseln ausgestreckt, und sprachen von allgemeinen Dingen, mit deren Hilfe man ein persönliches Gespräch anzubahnen sucht.
    Romain wartete, daß der nette Alte das förmliche Gespräch durchbrach, bis er bemerkte, daß der andere ihm mit dem gleichen Respekt begegnete. Richtig, er war ja dreihundertfünfundsiebzig Jahre alt! Seltsam, jetzt machte ihn das sicher.
    »Wie alt sind Sie, wenn ich fragen darf?«
»Einhundertsechzig, beinahe…«
»Und da arbeiten Sie noch?«
»Kann man das hier Arbeit nennen?« fragte der Greis. »Untätig herumsitzen könnte ich nicht. Hier bin ich zu etwas nütze. Und mittendrin im Leben, das erhält jung.«
    »Sie wohnen hier?«
»Natürlich. Wenn mir’s mal zu laut wird, fahre ich hinüber ins Reservat, nach dem Rechten sehen.« Er zeigte nach Süden. »Über den Staudamm nach Afrika ins Tierschutzgebiet. Dort leben die Tiere in freier Wildbahn: Elefanten, Löwen, Affen, Giraffen… Ich war Zoologe.«
    »Hochinteressant.« Romain richtete sich auf. »Stimmt es, daß Versuche gemacht werden, um Tiere zu vergrößern? Ich meine«, Romain zeigte unwillkürlich mit der Hand, »ihr Wachstum zu beschleunigen, ihre Größe zu erhöhen, verstehen Sie?«
    Der Greis winkte ab. »Das gibt’s – aber was soll’s? Was nützen uns größere Affen?«
»Aber Kühe und Schweine!«
»Wozu? Milch wird künstlich hergestellt. Fleisch wächst in Nährlösung. Dachten Sie, wir töten und entmilchen noch? Vor zweihundert Jahren vielleicht, aber heute nicht mehr.«
»Und Schafe?«
»Da hätte es vielleicht Sinn, wenngleich die Wolle nur noch begrenzte Einsatzgebiete hat«, gab der Greis gutmütig zu.
»Kennen Sie Mika Grabeu?« fragte Romain plötzlich.
»Mika? Selbstverständlich! Vor zehn Jahren trafen wir uns manchmal im Reservat. Aber jetzt ist er ein Sonderling geworden. Hat sich im Ahaggar vergraben, will an den Südhängen Riesenweintrauben züchten. Hörte das von Bekannten. Interessiert er Sie?«
»Ich wollte ihn aufsuchen«, sagte Romain.
Der Greis überlegte ein Weilchen und sagte dann: »Wo er ist, wissen nur der Leiter des Lumumba-Kombinats und einige Vertraute. Halten Sie sich an den Leiter, wer die Vertrauten sind, weiß ich nicht. Aber sagen Sie nicht, daß Sie zu Grabeu wollen. Er darf keinem verraten, wo der ist.«
Beiderseits der Straße zogen sich Plantagen dahin. Dattelpalmenarmeen standen, in endlosen Reihen ausgerichtet, wie zur Parade. Seit Stunden fuhr Romain ihre Front ab. Die Bäume glichen sich wie ein Ei dem anderen. Romain mochte schon gar nicht mehr hinsehen. Sie waren gleich groß, gleich breit und trugen sogar die Früchte an den gleichen Stellen. Es sah aus, als wären sie am Fließband gefertigt worden. Furchtbar langweilig – aber Maßarbeit für die maschinelle Ernte.
Endlich ging die Palmenmauer zu Ende. Am Horizont erschien ein Gebirgszug, davor lag eine Stadt mit schneeweißen Häusern. In einer Senke glitzerte ein segelbetupfter See.
Romain hielt am Stadtrand. Im Nu war er von einer Schar Kinder umringt. Zögernd stieg er aus. Wie sollte er sich verhalten? Wie lange war es her, daß er sich mit Kindern unterhalten hatte? Ein hochaufgeschossener Krauskopf, der einen Ball unter dem Arm trug, trat auf ihn zu, gab ihm die Hand und fragte, ob er dem Genossen Kosmosheld irgendwie helfen könne. »Kennst du mich denn?«
»Natürlich«, sagte der Junge unbefangen. »Vom

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