Heimkehr zu den Dakota
Büffelherde im Wege liegt!«
»Sofort, mein Herr. Der Zugleiter übernimmt die Verantwortung!«
Die beiden Bahnangestellten stiegen aus, um zur Lokomotive zu laufen. Herr Finley kramte. »Ann, wo hast du meinen Revolver hingepackt?«
»Ganz unten in der Tasche mußt du suchen.«
»Typisch. Das nächste Mal packe ich wieder selbst. Ann, so weine doch nicht. Ich kann nicht sehen, wenn du weinst. Du bist die beste, du bist die einzigartige Frau, und ich verteidige dich wie mein eigenes Leben! Da ist er ja, ein Glück auch die Munition «
Douglas wurde ungeduldig.
»Pa, die anderen Männer haben schon ihre Flinten bereit!«
»Aber sicher, Junge. Amerikaner lassen sich nicht so leicht unterkriegen! Diesen Rothäuten, denen werden wir es zeigen!«
Der eine Bahnangestellte kam wieder zu Herrn Finley, diesmal in Begleitung eines hochgewachsenen Indianers. Der Indianer hatte das Haar, durch das sich graue Strähnen zogen, in Zöpfe geflochten. Das Stirnband aus Schlangenhaut hielt am Hinterkopf zwei Adlerfedern. Das Gesicht war nicht bemalt und wirkte gealterter als die kräftige, braunhäutige Gestalt. Im Gürtel steckten Messer und Revolver. Die Büchse trug der Indianer in der Hand.
»Das ist Top, ein erfahrener Scout des Stationslagers«, sagte der Bahnangestellte. »Wir können uns auf ihn verlassen!«
Frau Finley saß erschöpft auf ihrem Platz und starrte auf den Bahnangestellten und den Indianer, um aus der Ruhe, die von den beiden ausstrahlte, und aus den Worten des Weißen wieder Mut zu schöpfen. Aber plötzlich riß sie die Augen auf, sprang in die Höhe und halb ohnmächtig wieder zurücksinkend, flüsterte sie: »Das ist er! Das ist er! Der Mörder!«
Der Bahnangestellte betrachtete die aufgeregte Frau und dann den Indianer.
Herr Finley räusperte sich. »Meine Frau ist reichlich nervös«, sagte er und dabei zuckten seine Mundwinkel. »Sie verwechselt zwei Personen. Gehen Sie nur. Es ist alles in Ordnung.«
Der Angestellte und der Indianer entfernten sich, nachdem sie noch einmal gemahnt hatten, alles im Dunkeln zu lassen und sich nicht beim Fenster aufzuhalten.
Als die Familie wieder unter sich war, hauchte Ann: »Wie entsetzlich! Er ist es doch! Er ist es bestimmt!«
»Nun sei bloß still, Ann. Wie kannst du den Indianer, der vor dir steht, einen Mörder schimpfen! Er ist sehr gut bewaffnet, und wir sind in der Prärie. Die Bahnangestellten, das siehst du ja, taugen überhaupt nichts. Nicht einmal ein paar Büffel wagen sie zu vertreiben.«
»Dann ist es ja noch viel schrecklicher! Er wird uns doch nicht aus Rache umbringen. Laß ihn noch einmal rufen! Ich stelle meine Äußerung richtig! Ich habe ja auch wirklich nicht gesehen, ob er den Inspizienten damals erschossen hat. Es war nur so ein Gerücht …«
»Eben. Aber laß das jetzt bitte beiseite! Du machst sonst alles nur noch schlimmer.« Herr Finley war sehr gefaßt. »Ich habe ja bereits richtiggestellt.«
»Er ist es aber«, sagte Douglas. »Ich habe ihn auch wiedererkannt. Ob er unseren Zug und die Station an die Dakota verraten hat? Er führte doch damals so aufrührerische Reden!«
»Jedenfalls bitte ich euch beide, dich, Douglas, und dich, Ann, eurerseits überhaupt keine Reden zu führen, ehe wir nicht in Sicherheit sind! Für ein verfolgtes Insekt ist es am besten, sich zu verstecken.«
»Es sind doch genug Männer mit Flinten im Zug!« begehrte Douglas wieder auf. »Du siehst ja, sie haben sich schon alle zusammengefunden.«
»Aber nicht, um sich eure antiquierten Zirkusgeschichten anzuhören!«
Herr Finley vermochte in der gegebenen Situation zwar weder zu schlafen noch zu schnarchen, aber aus Protest gegen das Verhalten seiner Familie schloß er die Augen und lehnte den Kopf an.
»Setze dich lieber vom Fenster weg!« bat seine Frau. »Die Außenwand kann von einer Kugel durchschlagen werden!«
Der Angeredete gab keine Antwort mehr.
Der Zug wartete und wartete. Die Maschine blieb unter Dampf. Müdigkeit überfiel die Fahrgäste; sie begannen abwechselnd zu wachen und zu schlafen. Der Feuerschein in Richtung der Station war erloschen.
Als Douglas sich wieder aus dem Schlafe aufraffte, hörte er in der nächtlichen Stille Hufgetrappel. Sein Vater saß nicht mehr an seinem Platz. Da keine Gefahr mehr zu bestehen schien, hatte er sich zu der Truppe der bewaffneten Verteidiger des Zuges begeben. Die freudigen Rufe, die von dieser Gruppe her ertönten, ließen auch Douglas und seine Mutter Ann wissen, daß die
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