Heimkehr zu den Dakota
Nachtwind um die nackten Oberkörper und trocknete den Schweiß. Der Felsschotter rollte unter den Füßen weg, und sie mußten schnell springen wie Gemsen, wenn sie nicht bei jedem dritten Schritt wieder zwei zurückrutschen wollten. Schließlich war auch dieser mühsame Abschnitt bezwungen, und sie gelangten in festeres Gestein. Der Gipfel war nach der Nord- und Ostseite hin stark zerklüftet, nach Süden und Westen jedoch abgerundet. Der vorangehende Absaroka wählte die Westseite für den weiteren Anstieg. Der Wind wehte eisig kalt, und die Haut der drei zog sich fröstelnd zusammen, während im Körper die von der Bewegung erzeugte Wärme pulste.
Als sie nach stundenlangem Anstieg den Gipfel erreichten, schwand eben das Licht der Sterne. Der Wind nahm die Kraft des Sturmes an und rüttelte die Jäger mit solcher Gewalt, daß sie es vorzogen, sich zu Boden zu legen. Ihre Augen sahen das Erwachen des weiten Landes am Morgen. Die Sonne brach im Osten hervor, fern hinter den endlosen Prärien, die sich zu Füßen der Bergkette breiteten. Die Gipfel glänzten wie Gold, mit verschwenderischer Herrlichkeit fluteten überall die Farben im Licht. Bergeshöhe erhob sich neben Bergeshöhe, von Wetter und Wasser zerrissen, aber immer noch steil und kühn aufragend in die ersten Strahlen der morgendlichen Sonne. Grün breiteten sich Wälder und Täler. Das Rauschen des Windes in den Tannen und im Laube drang herauf bis zu den kahlen Höhen. Dohlen krächzten; ein Habicht schwebte über dem Walde, nicht höher flog er als der Gipfel, auf dem die drei jungen Jäger lagen und spähten.
Auch sie hatten scharfe Augen, scharf wie ein Vogel. Die Sonnenstrahlen wärmten ihnen den Rücken. Sobald die Nachtkälte vertrieben war, lag es sich für abgehärtete Menschen gut hier oben.
Ungeduldig war keiner der drei.
Sie lagen Stunde um Stunde in der Sonne, beobachteten den Habicht und eine Gruppe von Dickhornschafen, die an einem benachbarten Steilhang eine Salzlecke aufgesucht hatten und damit so eifrig beschäftigt waren, daß man sie mit Leichtigkeit hätte abschießen können. Als sich die Dickhornschafe nach einer Stunde immer noch am selben Platz befanden, wollte den einen der Absaroka schon die Jagdlust übermannen. Aber ein tiefer schluchtartiger Taleinschnitt lag zwischen den Jägern und den Dickhornschafen, und als der Krieger sich berechnet hatte, wie lange es dauern würde, bis er hin- und zurückgelangte, nahm er Abstand von dem geplanten Schuß.
Die Sonne war gestiegen, Täler, Berge und ferne Prärie lagen im Mittagsglast. Die Sicht war nicht mehr so klar. Im Dunste verschwimmend, erschienen die Konturen undeutlicher. Das grasbewachsene Hochland war vom hellen Himmel kaum noch zu unterscheiden. Die Felsen waren warm geworden. An der Salzlecke ruhten die wilden Schafe. Der Wind hatte sich gelegt, und nur das Rauschen des Wassers drang noch zum Ohr der drei Indianer auf dem Gipfel.
Sie hatten in den vergangenen Stunden mehrere Raubvögel gesichtet, aber der Adler hatte sich noch nicht gezeigt.
Die Sonne überschritt den Höhepunkt ihrer Bahn für diesen Tag. Sie senkte sich, erst kaum merklich, dann aber wurde es immer rascher sichtbar und fühlbar, wie sie nach Westen abstieg und ihre Strahlen an Kraft verloren. Der Nebel hatte sich verzogen. Die Umrisse der Berge zeichneten sich wieder scharf ab, Licht und Schatten gewannen neuartige Kontraste in ihrem stets wechselnden Spiel. Für die Augen der Indianer waren bis in weite Ferne viele Kleinigkeiten sichtbar.
Am nördlichen Horizont erschienen zwei Adler. Sie schwebten sehr hoch und zogen ihre Kreise nach der Prärie hin. Drei Augenpaare verfolgten die Adler mit Spannung.
Die Sonne stand schon im Rücken der Beobachter, die Luft war rein, das Blickfeld weit und ohne Blendung. Auf der Prärie äste und spielte eine Antilopenherde; für das Auge der drei Jäger war das einzelne Tier winziger als der Kopf einer Ameise, aber sie täuschten sich auch auf solche Entfernungen nicht darüber, was sie sahen. Die Adler stießen beide im Sturzflug herab. Die Indianer glaubten, sie müßten das Rauschen in der Luft hören. Zu spät stoben die Antilopen auseinander. Jeder der beiden Adler hatte eine Beute in den Fängen. Wahrscheinlich waren es Jungtiere, in die sie ihre starken Krallen geschlagen hatten. Schnell wie der Wind floh die verängstigte Antilopenherde auf der Grassteppe dahin und war bald nicht mehr zu sehen.
Harka war langsam aufgestanden, um das weitest mögliche
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