Heimkehr zu den Dakota
beisteuerten. Sie wurden beide mit freudigen Rufen gefeiert. Die gesamte Beute war so groß, daß Brennendes Wasser einen Boten schickte, die Zelte sollten abgeschlagen werden und das Dorf sogleich zum Jagdfeld herbeiwandern, damit die Frauen und Mädchen die Beute an Ort und Stelle verarbeiten konnten. Während der Bote unterwegs war, begannen die Männer schon, die erlegten Tiere abzuhäuten.
Die Zelte kamen, mit ihnen auch die Hunde, allen voran die schwarze Wolfshündin und ihre beiden Jungen, die schon herangewachsen waren. Sie witterten das gute Fressen. Die Frauen und Mädchen hatten nun wieder reichlich Arbeit.
Eines Abends, als Brennendes Wasser bei Dunklem Rauch zu Gast geladen und die beiden jungen Krieger noch auf Kundschaft unterwegs waren, die Frauen sich also allein mit dem kleinen Jungen im Häuptlingszelt befanden, sagte die Mutter zu Sitopanaki:
»Stein mit Hörnern hat zwölf Büffel erlegt, Nachtwandler aber nur drei.«
»Du sagst es mir«, antwortete die Tochter und lächelte in sich hinein. »Stein mit Hörnern wird durch den Sonnentanz gehen.«
»So sagen der Geheimnismann und der Häuptling, ja.«
»Es wäre gut, wenn Stein mit Hörnern für immer bei unseren Zelten bliebe.«
»Du mußt es wissen, Mutter.«
»Hast du noch nicht bemerkt, ob er bei uns ein Zelt aufschlagen und ein Mädchen in dieses Zelt führen will? Büffelhäute sind genug da.«
»Mädchen auch, Mutter.«
»Du hast noch nicht erspäht, daß er zu wählen beginnt?«
»Nein, Mutter. Vielleicht weiß Spottdrossel mehr.«
»Willst du mich verspotten?«
»Nein, Mutter.«
Donner vom Berge und Stein mit Hörnern kamen zurück. Dadurch wurde das Gespräch beendet. Die jungen Krieger und erfolgreichen Jäger wollten zu Abend essen.
Am nächsten Morgen erfuhr das Zeltdorf, daß Kluge Schlange mit seinem Sohn Nachtwandler zu der Blockhausstation des Old Abraham reiten wollte, um für Nachtwandler eine Flinte einzutauschen. Der Häuptling schlug vor, daß Stein mit Hörnern die beiden begleiten sollte, da er von Feuerwaffen am meisten verstehe, aber Kluge Schlange schlug diesen Rat ab und ritt allein mit seinem Sohn und einem Packpferd davon.
Als der kluge Krieger und sein Sohn zwanzig Tage später zurückkehrten, hatten sie eine Vorderladerflinte erworben. Donner vom Berge bat seinen Blutsbruder, sie sich einmal anzusehen, aber Stein mit Hörnern hatte schon von fern einen Blick darauf geworfen und meinte nur: »Selbst mein Bogen würde im Wettbewerb mit dieser Flinte leicht siegen.«
Nachtwandlers Hoffnung, als Besitzer eine Flinte an Ansehen zu gewinnen, war damit vereitelt, denn die Äußerung von Stein mit Hörnern wurde an den Zeltfeuern weitererzählt, und in bezug auf Jagd und den Umgang mit Waffen genoß Stein mit Hörnern besonders unter den jüngeren Kriegern schon eine uneingeschränkte Autorität.
Stein mit Hörnern selbst beobachtete Kluge Schlange und dessen Sohn Nachtwandler mit verborgener Aufmerksamkeit. Er hatte den Eindruck, daß die beiden ihm anders begegneten, seitdem sie auf dem Blockhaus gewesen waren. Er hatte zu Kluge Schlange immer nur förmlich-höfliche Beziehungen gehabt, und dies galt auch umgekehrt. Aber jetzt fühlte er sich zuweilen von einem verdeckt-spöttischen Blick gestreift oder von einer halben Andeutung berührt, deren Sinn er witterte wie das Wild die Gefahr. Die Bemerkungen waren aber nicht scharf genug umrissen, um den Sprecher dabei zu fassen und zu stellen. Donner vom Berge, der seinen Blutsbruder gut kannte, merkte, wie dieser zuweilen unruhig wurde.
Sonnenopfer
Warme Tage lösten den Frühling ab, und alle Gedanken richteten sich schon auf das große Fest und auf das Sonnenopfer. Ein Bote der Oberhäuptlinge der Siksikau kam mit der Nachricht, daß die Verhandlungen mit den Dakota und mit den Assiniboine glücklich verlaufen und ein Festfriede von acht Tagen und Nächten vereinbart sei. Das Treffen sollte in den Prärien zwischen Missouri und Gelbsteinfluß stattfinden, einem Gebiet, in dem schon manche Kämpfe ausgefochten worden waren, da mehrere Stämme es für sich beanspruchten. Die Frühjahrsjagden hatten große Beute gebracht, so daß zum Feiern Zeit blieb, und die Festtage wurden vor die Herbstjagden gelegt, für die sich die Vertreter der Stämme wieder zu ihren eigenen Zelten begeben wollten.
Die Stammesgruppe, der Häuptling Brennendes Wasser vorstand, mußte sich entscheiden, ob das ganze Zeltdorf oder nur einige ausgesuchte Krieger an dem
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