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Heimkehr zu den Dakota

Heimkehr zu den Dakota

Titel: Heimkehr zu den Dakota Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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Feste teilnehmen sollten. Da aus dieser Stammesgruppe aber die beiden jungen Krieger kamen, die das Sonnenopfer bringen würden, faßte die Ratsversammlung den Beschluß, mit dem ganzen Zeltdorf zu dem Feste hinzuziehen.
    Die erwartungsvolle Stimmung steigerte sich, als die Zelte abgeschlagen wurden und die weite Wanderung zu der örtlichkeit begann, die für das Fest gewählt war. Die größte Schwierigkeit ergab sich daraus, daß der wilde Missouri überquert werden mußte. Stein mit Hörnern erinnerte sich, wie er als Knabe mit seinem treuen Grauschimmel über diesen Strom geschwommen war. Es war nun Sommer, alle Bäche und Flüsse hatten bei der großen Hitze einen niedrigen Wasserstand, und die Siksikau kannten den Strom und wußten, wo an seinem Oberlauf günstige Stellen für die Überquerung zu finden waren.
    Die Frauen und Mädchen bauten runde Boote aus Büffelhäuten und starken Weidenzweigen, die mit kurzen Rudern bewegt werden konnten und von mitschwimmenden Kriegern und Burschen gelenkt werden mußten. Die Männer hatten dabei nicht weniger zu tun als die Frauen. Aber was das Hinüberschaffen der Mustangs anbelangte, so wurde ihnen die Arbeit von dem Falbhengst abgenommen. Er trieb seine Herde zusammen, jagte und leitete sie an der günstigsten Stelle ins Wasser und brachte alle Tiere ohne Verlust hinüber. Am jenseitigen Ufer umkreiste er stampfend die Herde und war offensichtlich stolz auf seine Leistung. Hinter den Pferden waren die Hunde geschwommen; als sie herauskamen, schüttelten sie die Nässe ab und tollten umher.
    Nachdem das große Hindernis so glücklich bezwungen war, wurde die Wanderung in schnellem Tempo fortgesetzt. Die Stammesgruppe des Häuptlings Brennendes Wasser gehörte zu den ersten, die an dem vorgesehenen Festplatz eintrafen. Man befand sich auf den hochgelegenen Prärien zwischen Missouri und Yellowstone-River, zu Füßen der Vorberge der Rocky Mountains. Als Treffpunkt war das Gelände an einem Bach gewählt, der, von den Bergwassern gespeist, auch um diese Jahreszeit noch Wasser genug für die Bedürfnisse der Festteilnehmer führte. Die Frauen schlugen die Zelte auf.
    Die acht Festtage rückten rasch näher. Andere Siksikaugruppen, die Oberhäuptlinge selbst, Dakota und Assiniboine trafen ein. Es wimmelte bei den Zelten von Menschen, Pferden, Hunden. Die Kinder veranstalteten Ballspiele. Die jungen Krieger fanden sich zum »Lied der Pfeile« zusammen. Das gleichzeitige Abschießen der Pfeile rief ein harmonisches Summen der Bogensehnen hervor. Die Häuptlinge und Ältesten trafen sich abwechselnd als Gäste in ihren Zelten und berieten am Feuer mit vorsichtigen Worten die Interessen ihrer Stämme.
    Endlich gaben die Geheimnismänner und Häuptlinge den Ablauf des geplanten Festes durch die Herolde im einzelnen bekannt. Die festlich gekleidete Menge der Krieger und Burschen, mit etwas Abstand auch die Frauen, Mädchen und Kinder hörten mit großer Spannung zu. Donner vom Berge und Stein mit Hörnern standen zusammen in der vordersten Reihe. Beide trugen einen gestickten Festrock, Stein mit Hörnern hatte die Kette aus Bärenkrallen angelegt. Er trug den Wampumgürtel. Von dem Stirnband aus Schlangenhaut gehalten, hingen am Hinterkopf zwei der Schwanzfedern des Kriegsadlers, die der junge Absaroka Stein mit Hörnern geschenkt hatte. Verstohlene Blicke richteten sich von vielen Seiten auf die beiden Festteilnehmer, die durch den Sonnentanz gehen wollten.
    Die Häuptlinge und Geheimnismänner hatten bestimmt:
     
    1. Tag: Wettlaufen und Ballspiel der Knaben
    2. Tag: Wettschießen und Wettreiten der Burschen
    3. Tag: Wettlaufen, Wettreiten, Wettschießen und
    Ballspiel der jungen Krieger 4. Tag: Spiel der Jungfrauen
    5. Tag: Spiel der wahren Begebenheiten
    6. Tag: Ruhe
    7. Tag: Sonnenopfer
    8. Tag: Aufbruch.
     
    Donner vom Berge und Stein mit Hörnern gingen, nachdem der Herold den Festablauf bekanntgegeben hatte, in das Zelt zurück. Es war Vormittag und heller Sonnenschein, somit keine Stunde, um im Zelt zu sitzen. Die beiden fanden die Behausung denn auch ganz leer, sogar die Großmutter war draußen unterwegs. Aber die schwarze Hündin und ihre beiden wolfsähnlichen Jungen hatten sich vor dem Zelte in die Sonne gelegt und würden keine Fremden hineingelassen haben, ebensowenig wie der Fuchshengst und der Falbe, die vor dem Zelte angepflockt waren.
    Die Blutsbrüder setzten sich zu der Feuerstelle.
    »Hast du sie gesehen?« fragte Donner vom

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