Heimkehr zu den Dakota
Berge.
»Wen?«
»Tashunka-witko und Tatanka-yotanka.«
»Ja, ich habe sie gesehen.«
»Die Krieger der Siksikau, Assiniboine und Dakota werden das Spiel der währen Begebenheiten vorführen.«
»Ich habe es gehört.«
Das Spiel der wahren Begebenheiten war eine Darstellung wichtiger, für die verschiedenen Stämme geschichtlich denkwürdiger Ereignisse durch diejenigen, die daran beteiligt gewesen waren.
»Weißt du schon, welche Kämpfe dargestellt werden sollen?« fragte Donner vom Berge weiter.
»Nein.«
»Aber ich habe es bereits erfahren. Der Kampf Tashunka-witkos, seine Gefangennahme und seine Flucht sollen vorgeführt werden. Also mußt du auch mitspielen, mein Bruder, denn du mußt Tashunka die Büchse geben, während er am Pfahle steht.«
»Tashunka-witko hat mit Mattotaupa gekämpft. Mattotaupa ist nicht hier.«
»Er ist nicht hier, also mußt du, Stein mit Hörnern, auch die Rolle deines Vaters spielen. Die List Mattotaupas mit den verkleideten Büffeln, mit denen er die Assiniboine narrte, soll ebenfalls gezeigt werden, und auch dabei wirst du Mattotaupa sein!«
»Ihr wollt mir wohl viel zu tun geben.«
»Es scheint so.«
»Aber mir gefällt das wenig. Wer hat den Häuptlingen und Ältesten den Vorschlag gemacht?«
Donner vom Berge zögerte. »Kluge Schlange«, gab er schließlich zu. »Die Assiniboine und Tashunka-witko sind einverstanden. Und du kannst nur an Ansehen gewinnen, wenn die kühnen und klugen Taten deines Vater vor allen Stämmen und Oberhäuptlingen bekanntgegeben werden.«
»Warum hat Kluge Schlange wohl den Wunsch, mein Ansehen so zu stärken?«
»Du bist mißtrauisch.«
»Ja. Ich habe früh lernen müssen, mißtrauisch zu sein. Du bist es nicht.«
»Ich bin es nur gegen meine Feinde, nicht aber gegen meine Stammesbrüder.«
»Stammesbrüder! Ich bin dein Blutsbruder, und ich bin Krieger. Aber bin ich ein Siksikau?«
»Noch nicht. Doch ich denke, nach dem Fest wirst du es werden.«
»Du bist gut, und du bist mein Bruder. Aber vielleicht irrst du dich.«
Donner vom Berge betrachtete seinen Blutsbruder auf diese Antwort hin nachdenklich und sehr aufmerksam. Aber er sagte nichts mehr.
Gegen Abend des Tages, an dem die beiden Freunde das Gespräch geführt hatten, ritt Stein mit Hörnern allein aus dem Festlager hinaus und ließ sich irgendwo in den Wiesen nieder. Er schaute nach der untergehenden Sonne. Nur ganz von fern hörte er die Geräusche des Lagers. Er pflückte sich einen dürren Grashalm und kaute daran, wie er als Knabe zu tun pflegte, ehe er das Rauchen gelernt hatte. Dabei dachte er über das nach, was sein Blutsbruder ihm mitgeteilt hatte. Je länger er darüber nachdachte, desto weniger gefiel ihm dieser Plan, aber er sah auch keinen Weg, dem gemeinsamen Beschluß der Häuptlinge, der einmal gefaßt war, noch auszuweichen. Alle Zungen würden davon sprechen, daß Harka Steinhart Nachtauge Wolfstöter, als Krieger genannt Stein mit Hörnern, der Sohn Mattotaupas sei. Der junge Krieger konnte sich keine Vorstellung machen, wo er jetzt, nach mehr als einem Jahr, seinen Vater in Gedanken suchen könne oder solle. Aber vielleicht hatte Kluge Schlange bei Old Abraham etwas erfahren, und vielleicht war das, was er erfahren hatte, nichts Gutes.
Der junge Krieger blieb lange an seinem einsamen Platz. Die Sonne war längst untergegangen, die Sterne leuchteten auf. Der Falbe hatte gegrast. Nun war er satt, stand neben seinem Herrn und schaute in die helle Sommernacht, als ob auch er Gedanken und Träumen nachhinge. Etwas huschte durch die Wiesen. Stein mit Hörnern hatte schon geglaubt, es sei ein Wolf, und hatte nach dem Bogen gegriffen. Aber gleich darauf erkannte er den schwarzfelligen jungen Hund, der sich immer mehr an ihn persönlich gewöhnte, während die übrigen Hunde wie Wölfe in der Meute lebten. Der Hund ließ sich bei dem Falben nieder und leckte sich die Pfoten.
Ein leichter Wind strich über die Prärie und kühlte den warmen Boden. Stein mit Hörnern überdachte noch einmal den geplanten Ablauf des Festes. An den ersten beiden Tagen hatte er nichts zu tun als zuzusehen. Am dritten Tage würde er vielleicht den Wettlauf, sicher aber mit dem Falben das Wettreiten der jungen Krieger gewinnen. Beim Wettschießen schnitt er auch nicht schlecht ab, das stand fest. Das Ballspiel war ein Schlagballspiel, Mannschaft gegen Mannschaft. Der junge Krieger hatte es schon als Knabe gern und flink gespielt, wenn auch nicht ganz so flink wie Junge Antilope. Am
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