Heimkehr zu den Dakota
Büffeln, eine Art Vorhut der großen Herden, die jetzt wieder nordwärts zogen. Die jungen Krieger verabredeten, daß Stein mit Hörnern eines dieser Tiere verfolgen sollte, um seinen Falbhengst an das Laufen mit Büffeln zu gewöhnen. Beute wollten die Kundschafter nicht machen, da es schwer war, sie zu bergen, ohne sich zu lange aufzuhalten. So nahm Stein mit Hörnern sich einen prächtigen Stier aufs Korn, jagte ihn mit dem Büffeljagdruf auf, und während alle sechs Büffel flüchteten, verfolgte er den einen. Der Mustang arbeitete wie ein trainiertes Büffelpferd, und seine Schnelligkeit übertraf die des Stieres. Stein mit Hörnern hätte zehnmal die Gelegenheit zum Schuß gehabt, schoß aber nicht, da es ihm nicht um das Töten, sondern darum ging, das Pferd einzuüben.
Er ließ den Mustang schließlich auslaufen und kehrte dann in einem leichten Galopp zurück.
Allein das Reiten auf einem solchen Pferd war ein Freude, die alle seine Glieder durchströmte und aus seinen Augen strahlte.
»Weißt du noch?« fragte Donner vom Berge, als die beiden sich zusammen auf den weiteren Kundschaftsweg machten. »Dies sind die Wiesen, auf denen wir als Knaben unsere ersten Büffel erlegt haben!«
»Und wo ich auf einem Büffelkalb ritt! Als die Büffelkuh ankam, hatten wir nicht wenig Angst!«
Die Freunde lachten in Erinnerung an ihre Streiche und galoppierten weiter.
Am nächsten Tage erspähten sie eine Büffelherde, die zu jagen sich lohnte. Donner vom Berge blieb in ihrer Nähe, um sie zu beobachten. Stein mit Hörnern aber machte sich auf, um die Zelte so rasch wie möglich zu benachrichtigen. Mit einem hellen Zuruf und einer leichten Berührung mit den Fersen feuerte er den Falben an, und wie ein kräftiger Sturmwind fegte der Hengst über die Weite der Prärie, mit flatterndem Schweif, flatternder Mähne, den Kopf weit vorgestreckt. Sein Reiter schmiegte sich an seinen Hals, um das Gewicht am besten zu verteilen und dem Luftzug keinen Widerstand zu bieten. Als er die Zelte erreichte, bedurfte es nur eines lauten Rufes, und schon stürmten die Krieger zu ihren Büffelpferden, mit Pfeil und Bogen bewaffnet. Sie setzten die Tiere in Bewegung und folgten in langer Reihe Stein mit Hörnern als Führer. Der Huf schlag donnerte, hier und da spritzten noch Pfützen aus getautem Schnee auf, an anderer Stelle wirbelte schon der Sand in die Höhe. Stein mit Hörnern mußte seinen Falben zuweilen zügeln, damit alle Mustangs mitkommen konnten.
Die Büffelherde war noch lange nicht erreicht, als Donner vom Berge den Jägern schon entgegenkam, um sie über die Bewegung der Herde und die Zahl aufs genaueste zu unterrichten. Der Jagdplan wurde festgelegt. Um den größten Jagderfolg zu sichern, durfte kein Krieger auf eigene Faust handeln; alle mußten ihr Vorgehen aufeinander abstimmen.
Stein mit Hörnern hatte in den vergangenen Jahren viele Büffeljagden mitgemacht, alle mit verschlossenen Mienen und halbem Herzen. Bei den Herbstjagden mit den Siksikau war er aufgelebt. Jetzt aber war ihm so überschäumend froh zumute, als ob er seine erste, wahrhaft große Büffeljagd vor sich habe, die Jagd, von der er schon als Kind geträumt hatte, die Jagd mit einem Mustang, der nicht seinesgleichen hatte! Die Reiter sangen:
»Meine Augen sehen gelbe Büffel,
und ich rieche Staub, den rote Nüstern
blasen auf den Sandpfad unserer Steppe.
Guter Bogen, spanne deine Sehne!
Guter Pfeil, versage nicht im Schusse!«
Die Vögel, die jede Büffelherde begleiteten, weil sie dabei leicht Nahrung fanden, flatterten in Scharen auf und davon. Die Reiter brachen in die Herde ein. Ihr lauter Jagdruf, das Donnern der Hufe von Hunderten von Büffeln mischten sich. Mit der Leidenschaft des Jägers, mit dem berauschenden und dennoch, klaren Gefühl der Sicherheit, Übung und Überlegenheit leitete Stein mit Hörnern den Falben durch das Gedränge der braunen Rücken, an drohenden Hörnern vorbei. Er war auf dem schnellsten Pferde allen voran und mit Donner vom Berge zusammen der erfolgreichste Jäger in der ganzen Schar. Die beiden hatten die Zahl der Büffel, die sie erlegen wollten, miteinander verabredet, und sie erfüllten beide, was sie sich vorgenommen hatten.
Als die Herde entfloh, als die Jäger sich sammelten, als die erlegten Büffel gezählt waren und nach den Zeichen an den Jagdpfeilen festgestellt wurde, wer der glückliche Jäger war, ergab es sich, daß Stein mit Hörnern und Donner vom Berge je zwölf Büffel zur Jagdbeute
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