Heimkehr zu den Dakota
zu dem Häuptling der Dakota-Oglala, Tashunka-witko, gebeten. Ein Bote kam in das Zelt von Brennendes Wasser und brachte dort die Einladung vor. Tashunka-witko wollte mit dem Sohn Mattotaupas das Spiel der wahren Begebenheiten vorberaten. Dieser Bitte konnte sich Brennendes Wasser nicht verschließen, und er äußerte die Meinung, daß Stein mit Hörnern hingehen und mit Tashunka-witko sprechen sollte. Der junge Krieger erhob sich daher, um mit dem Boten zusammen zu dem Dakota hinüberzugehen.
In dem großen und reich ausgestatteten Häuptlingszelt traf er nicht nur Tashunka-witko, sondern auch Tatanka-yotanka, den einflußreichen Geheimnismann der Dakota, an, den er seit der Verbannung Mattotaupas nicht mehr gesehen hatte. Außer diesen beiden Führern der Dakotastämme war noch ein dritter Oberhäuptling mit Namen Machpiyaluta, Rote Wolke, im Zelte. Der Bote zog sich zurück, sobald er Stein mit Hörnern hereingeleitet hatte.
Die Würdenträger saßen am Feuer und rauchten. Der junge Krieger zögerte, bis ihn Tatanka-yotanka mit einer Handbewegung bat, Platz zu nehmen. Als Stein mit Hörnern sich niedergelassen hatte, nestelte er seine Pfeife los, und Tashunka-witko reichte ihm Tabak. Es herrschte zunächst Schweigen; alle rauchten.
Tatanka-yotanka stand schon in jenem mittleren Alter, in dem einige Jahre den Menschen nicht mehr stark verändern. Sein Ernst, das Gewicht und die Leidenschaft seines Wollens sprachen sich in seinen Zügen auch ohne Worte aus. Mehr noch als von diesem mächtigen Geheimnismann fühlte sich Stein mit Hörnern von der Erscheinung Tashunka-witkos gefesselt. Dieser Häuptling mochte nicht mehr als sechs oder sieben Jahre älter sein als Stein mit Hörnern. Aber seine verhaltene Art und die von gründlicher Denkarbeit geformten Züge ließen ihn überlegen erscheinen.
Die Pfeifen waren zu Ende geraucht.
»Wie lautet dein Name als Krieger?« begann Tatanka-yotanka.
»Stein mit Hörnern.«
»So wirst du bei den Siksikau genannt.«
»Hau.«
»Du weißt, was wir bei dem Spiel der wahren Begebenheiten vorführen werden.«
»Ich weiß, was der Herold verkündet hat, und ich weiß, daß die Häuptlinge von mir verlangen, im Spiel der wahren Begebenheiten nicht nur Harka, sondern auch Mattotaupa zu sein.«
Die Oberhäuptlinge und der Geheimnismann sahen sich an, und Stein mit Hörnern hatte den Eindruck, daß sie erstaunt waren oder daß sie ihm nicht glaubten. Er wartete ab.
»Du wirst nicht Mattotaupa sein«, teilte Tatanka-yotanka mit. »Hast du das noch nicht gehört?«
»Nein«, erwiderte Stein mit Hörnern betont.
»Also wirst du von uns hören, was die Häuptlinge der Siksikau dir verschwiegen haben. Dein Vater ist hierhergekommen.«
Harka Steinhart, genannt Stein mit Hörnern, erschrak und suchte das zu verbergen.
»Dein Vater Mattotaupa«, erläuterte Tashunka-witko, »ist in die Zelte der Oberhäuptlinge der Siksikau gekommen und will an dem Spiel der wahren Begebenheiten teilnehmen. Die Siksikau haben ihn aufgenommen. Sie beanspruchen diese Jagdgründe, in denen wir uns zum Fest versammelt haben, als ihre Jagdgründe. Wir aber sagen, daß dies Jagdgefilde der Dakota sind. Mattotaupa darf unser Jagdgebiet nicht betreten; das wissen die Siksikau, denn ich selbst habe es ihnen gesagt; du als Knabe hast damals meine Worte mit angehört. In unseren Augen haben die Siksikau den Festfrieden somit gebrochen. Wir wollen während der Festtage kein Blutvergießen beginnen, aber wenn wir heimwärtsziehen und die Siksikau tragen nicht Sorge dafür, daß Mattotaupa unsere Jagdgründe sofort verläßt, so graben wir das Kriegsbeil aus. Hast du das vernommen?«
»Aus deinem Munde, Tashunka-witko.«
»Die Männer der Siksikau scheinen dich noch immer wie einen Knaben zu behandeln, obgleich du ein Krieger geworden bist. Ich habe dich im Süden beim Weg des Feuerrosses im Kampf gesehen. Ich habe nach dir gerufen. Warum hast du dich mir nicht gestellt?«
»Ich wollte nicht.«
»Weißt du jetzt, was du willst?«
»Ich fürchte dich nicht, Tashunka-witko!«
Stein mit Hörnern wurde von einem jähen Zorn gepackt. »Wenn dieses Fest zu Ende ist, stehe ich dir zum Kampf.«
»Denke etwas gründlicher nach, ehe du sprichst. Wenn dieses Fest endet, bist du durch den Sonnentanz gegangen und liegst auf den Decken, um dich pflegen zu lassen. Ich habe keine Zeit, hier zu warten, bis du wieder aufstehst.«
Der junge Krieger konnte diese Feststellung nicht widerlegen, aber die Niederlage, die er
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