Heimkehr zu den Dakota
geht oft seine eigenen Wege.«
»Und trifft dabei Mädchen der Dakota«, erwiderte Sitopanaki, auch ganz leise, in einem Tone, aus dem vieles herausgehört werden konnte.
Häuptling Brennendes Wasser wurde wach. Niemand konnte wissen, ob er die letzten Worte seiner Tochter gehört hatte. Sitopanaki wandte sich vom Bruder ab und lief hinaus, um Wasser zu holen. Donner vom Berge sah ihr nach, wie sie durch den Zeltschlitz hinaushuschte, und wartete, bis sie wiederkam. Er betrachtete ihr schmales, herbes Gesicht noch einmal eindringlich, und es schmerzte ihn, als er begriff, daß seine Schwester litt. Wozu? Wofür? Er hatte sich im abgelaufenen Jahr nichts anderes vorstellen können, als daß sein Blutsbruder, den sie liebte, sie eines Tages heimführen würde. Draußen ließ sich ein leichter Galopp hören; das war der Falbe. Der Reiter hielt vor dem Zelt, pflockte das Tier an und trat ein. Es war ihm nichts anzumerken. Er kam wie immer zum Feuer heran und nahm an der Morgenmahlzeit teil, die die Frauen zubereiteten.
In den folgenden Morgenstunden verbreitete sich im Zeltlager am Festplatz allgemeine Fröhlichkeit. Der Eifer der Knaben bei Wettlauf und Ballspiel steckte die Burschen und selbst die jungen Männer an. Als die Wettspiele der Knaben gegen Mittag entschieden waren, begannen die Burschen und die jungen Männer schon zu üben. Es waren je zwei Zelte aufgestellt worden. Die Ballspieler hatten Eschenstöcke, die am Ende gekrümmt waren, und trieben damit einen kleinen, harten, mit Pferdehaar gefüllten Lederball. Gelang es, ihn in das Zelt der Gegenpartei zu schießen, so war eine Spielphase gewonnen. Donner vom Berge führte eine Gruppe. Stein mit Hörnern sträubte sich mitzuspielen, da er viele Jahre keinen Stock mehr in der Hand gehabt und keinen Ball mehr getrieben hatte. Aber Donner vom Berge gab nicht nach und wollte den Freund unbedingt dabei haben. »Oder möchtest du in einer anderen Gruppe spielen?« fragte er unvermittelt.
Stein mit Hörnern horchte auf. Der Ton, in dem die Frage gestellt wurde, war ihm bei seinem Blutsbruder ungewohnt. Er überlegte einen Moment und sagte dann: »Ich werde euch bei diesem Spiel nicht viel nützen, aber wenn du mich haben willst, so sträube ich mich nicht länger.« Dabei wirkte seine Art zu sprechen gereizt. Er spielte aber mit, hatte sich nach drei bis vier Spielen wieder eingespielt und war ein zuverlässiger Partner, der den Ball gut zuspielte. Je länger die jungen Krieger hinter dem Ball her waren, desto schneller und leidenschaftlicher wurde das Spiel. Es fanden sich immer mehr Zuschauer ein, die die Spieler mit ihren Zurufen anfeuerten, und auf einmal sah Stein mit Hörnern unter den Zuschauern auch Speerspitze und Schonka stehen. Sein Spiel veränderte sich sofort. Er spielte härter, noch schneller und ließ merken, daß er jeden Fehler, der in seiner Mannschaft gemacht wurde, als solchen erkannte und in Gedanken tadelnd vermerkte. Donner vom Berge entging das nicht, aber er konnte den Grund nicht erkennen und wunderte sich nur. Einmal nahm der Freund ihm den Ball vom Stock weg und jagte ihn mit einem ungewöhnlichen kräftigen und sicheren Schlag in das Torzelt hinein. Ringsherum wurde Beifall gespendet, und Donner vom Berge fragte freundlich: »Willst du beim nächsten Spiel die Gruppe führen?«
»Doch nicht etwa ich«, antwortete Stein mit Hörnern mit einer Art Bissigkeit.
Der Siksikau schüttelte den Kopf. Stein mit Hörnern sah sich nach einem Ersatzmann um und verließ das Spielfeld.
Am nächsten Tage waren die Burschen mit ihren Wettbewerben an der Reihe. Stein mit Hörnern wußte nun schon, wem er nicht begegnen wollte, und verstand es, sich bei den Zuschauern stets so aufzustellen, daß er mit den alten Freunden und Feinden nicht zusammenkam. Er blieb auch mehr als die anderen im Zelt, als ob ihn die Wettspiele des Tages wenig interessierten.
Häuptling Brennendes Wasser sprach ihn bei Gelegenheit an und bat ihn, am kommenden Tage bei dem Wettschießen der jungen Krieger den Knochenbogen zu benutzen, mit dem Mattotaupa in die Sonne geschossen hatte. Stein mit Hörnern konnte dieses Angebot nicht ablehnen, zeigte sich aber auch nicht besonders erfreut. Er nahm den Bogen, erklärte, daß er damit noch üben müsse, um am nächsten Tage sicher treffen zu können, hängte den Bogen über die Schulter und ritt auf der Schimmelstute in die Prärie hinaus. Nach einigen Stunden kam er zurück.
Als der Tag sich neigte, wurde Stein mit Hörnern
Weitere Kostenlose Bücher