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Heimlich

Heimlich

Titel: Heimlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Ellroy
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angenommen hatten.
    »Willst du ’nen Witz hören, Larry?« sagte ich.
    »Klar, Mann.«
    »Es ist meine Definition eines Sadisten. Bist du bereit? - Jemand, der nett zu einem Masochisten ist.«
    Brubaker lachte, erst lauthals, dann obszön. »Das ist die Geschichte meines Lebens, Mann! Nur, ich hab’ beide Rollen gespielt. Wirklich schade, daß du Doc nicht mehr kennenlernen wirst. Das hätte ihm richtig gefallen.«
    »Erzähl mir, wie euer Ding so läuft. Wie macht ihr’s?«
    »Er fährt alleine hoch; ich auch. Er hat den Stoff in einer wasserdichten Kiste in diesem kleinen Gehölz neben diesem kleinen Schuppen vergraben. Wir wickeln unser Geschäft ab, dann trinken wir einen oder zwei und quatschen über Sport und Politik oder die alten Zeiten, das ist alles.«
    »Ob Docs Wagen in den Schuppen paßt?«
    »Wahrscheinlich. Wie willst du Doc denn ruhigstellen, wenn du ihm die Spritze verpaßt? Das hast du doch vor, Mann, oder?«
    »Mach dir keine Sorgen. Und ihr trefft euch immer um zehn, und Doc kommt nie zu früh?«
    »Stimmt, Mann. Und jetzt mach du dir keine Sorgen. Du kannst Doc schon aus ’ner halben Meile kommen sehen. Ich bin immer früher da, um die Natur zu beobachten. Das leuchtet ein, was?«
    »Es leuchtet.«

    Zehn Minuten später waren wir dort.
    Wir bogen von der Straße ab und fuhren eine Viertelmeile über eine staubige Straße. Als wir zu dem Grundstück kamen, war es genau so, wie Brubaker es beschrieben hatte: weiche, braune Erde, die mit Steinen übersät war, Staub und ein weißer, verschalter Holzschuppen am Rande einer Gruppe abgestorbener Eukalyptusbäume.
    Wir parkten neben dem Schuppen. Brubaker zog die Bremse an und lächelte mich an. Ich wußte nicht, was das Lächeln bedeuten sollte, und hatte plötzlich Angst.
    Brubaker sah auf die Uhr. »Es ist neun Uhr fünfzehn«, sagte er. »Wir haben noch eine Dreiviertelstunde, aber du machst dich besser aus dem Staub, um sicher zu sein. Ich stehe neben meinem Wagen, wie sonst auch. Heiß, was? Aber hübsch. Gott, wie ich das Land liebe!«
    Ich holte mein Gewehr vom Rücksitz und wünschte, es wäre ein automatisches. Dann ging ich zu der Baumgruppe. Ich legte es hinter den Baum, der Brubakers Wagen am nächsten stand. Da könnte ich es mir schnell schnappen, wenn Doc Harris ankam. Ich zog meine 38er und überprüfte die Sicherung, dann steckte ich sie in den Gürtel zurück und ging zu einer dunklen, schattigen Stelle in der Mitte des Wäldchens.
    »Ich pfeife einmal, wenn er auftaucht«, rief mir Brubaker zu. Zum ersten Mal bemerkte ich Anspannung in seiner Stimme.
    »In Ordnung«, rief ich zurück und merkte, wie dünn meine Stimme klang.
    Ich lehnte mich gegen einen Baumstumpf, von dem aus ich sowohl Brubaker und seinen Wagen als auch die Straße sehen konnte. Die Anspannung machte mich so wirr im Kopf, daß ich nur mühsam denken konnte. Mein Kopf war völlig leer, und ich ertappte mich dabei, daß ich in einen Zustand totaler nervlicher Erschöpfung verfiel. Ich räusperte mich wiederholt und fing an, an mir herumzukratzen und zu fummeln, als müßte ich mir beweisen, daß ich noch da war.
    Ich hörte ein Rascheln trockener Blätter hinter mir und fuhr herum, die Pistole in der Hand. Es war nichts - wahrscheinlich nur ein trippelnder Nager. Ich hörte es wieder rascheln und drehte mich nicht um, dann hörte ich plötzlich das ka-raack! eines Schusses, und der Baumstumpf zersplitterte oberhalb meines Kopfes. Ich warf mich zu Boden und wälzte mich auf einen großen Haufen abgefallener Zweige zu. Ich zog die 38er aus dem Gürtel, entsicherte sie und hielt den Atem an. Ich ging hinter den Zweigen in Deckung und wühlte mich durch die getrockneten Blätter, um zielen zu können. Ich fand ein Plätzchen, das mir Schutz bot und von dem aus ich zielen konnte. Ich grub mich ganz tief ein und versuchte zu erkennen, aus welcher Richtung der Schuß gekommen war.
    Aber da war nichts: keine Bewegung irgendeiner Art, kein Geräusch außer dem rasenden Klopfen meines eigenen Herzens und dem scharfen Zischen meines Atems. Ich riskierte es, meinen Kopf über die Zweige hinauszustrecken und das Wäldchen schnell zu überblicken. Immer noch nichts. War Brubaker der Schütze?
    »Brubaker«, rief ich. Es kam keine Antwort.
    Ich sah nach links. Das Gewehr war immer noch gegen den Baumstumpf gelehnt. Ich kroch hinüber, dahin, von wo aus ich Brubakers Wagen und den Schuppen sehen konnte. Kein Brubaker. Nichts rührte sich. Ich beruhigte mich langsam und wurde

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