Heimlich
für »Nigger« zu kennen.
Was ihre Größe und die illegalen Dumdumgeschosse in ihren Knarren anging, waren sie physisch glänzend zur Verbrechensbekämpfung ausgerüstet. Aber damit hörte ihre Wirksamkeit auch schon auf. Sie wurden in dieses Revier delegiert, um den Deckel auf einen kochenden Kessel zu drücken, in dem sie echte oder eingebildete Verdächtige zu Tode erschreckten oder sie grün und blau schlugen. Das war alles. In ihren Köpfen hatte das Wunder keinen Platz, nur eine manische Ordnungsliebe. Da ich das wußte, und da ich wußte, daß ich die Sergeantenprüfung in weniger als einem Jahr schaffen würde, entschloß ich mich, den Aufenthalt in Watts auf beste Art und Weise zu nutzen. Ich wollte mich in die Polizeiarbeit knien wie nie zuvor. Es sollte sich zeigen, daß das ganz leicht sein würde. Die Nachtstreife würde meiner Weiberjägerei den Garaus machen und mich das Wunder aus der Nähe beobachten lassen.
Nach dem Appell rief mich der Reviervorsteher, ein rauh aussehender, alter Captain namens Jurgensen, in sein Büro. Ich grüßte, und er wies mir einen Stuhl. Meine Personalakte hatte er vor sich auf dem Tisch aufgeschlagen, und ich konnte sehen, daß er verblüfft war: In gewisser Weise war das gut; es bedeutete, daß er kein Kumpel von Beckworth war und daß die beiden meine Versetzung nicht gemauschelt hatten.
Jurgensen schüttelte mir die Hand auf eine Weise, die seinem strengen Gesichtsausdruck durchaus entsprach. Dann kam er sofort zur Sache: »Das ist eine hervorragende Akte, Underhill, College-Abschluß. Beste Zeugnisse auf der Polizeiakademie. Zwei Ganoven getötet, die Ihren Partner umgebracht haben. Beste Tauglichkeit. Was zum Teufel wollen Sie hier?«
»Darf ich ehrlich antworten, Sir?« fragte ich.
»Unbedingt, Officer.«
»Sir, Captain Beckworth, der neue Chef von Wilshire, haßt mich. Das hat persönliche Gründe, deswegen steht in meiner Personalakte nichts Nachteiliges über mein Verhalten.«
Jurgensen dachte darüber nach. Ich konnte sehen, daß er mir glaubte. »Nun, Underhill«, sagte er, »das ist sehr schade. Was haben Sie denn hier bei uns vor?«
»Sir, ich möchte es in kürzester Zeit zu etwas bringen.«
»Dann werden Sie die Gelegenheit haben, richtige Polizeiarbeit zu leisten. Direkt hier auf dieser tristen Jauchegrube.«
»Sir, ich freue mich richtig darauf.«
»Das glaub’ ich Ihnen, Wachtmeister. Jeder, der hier in diese Abteilung kommt, fängt auf gleiche Art und Weise an. Nachtstreife im Herzen des Dschungels. Sergeant MacDonald wird Ihnen einen Partner zuteilen.«
Jurgensen nickte in Richtung Tür und zeigte mir an, daß ich entlassen wäre. »Viel Glück, Underhill«, sagte er.
Als ich meinen Partner in dem überfüllten, vor Hitze kochenden Mannschaftsraum kennenlernte, wußte ich, daß ich viel Glück brauchen würde - und mehr. Er hieß Bob Norsworthy. Er stammte aus Texas und kaute Tabak. Eine Hand hatte er lässig in seinen Gürtel gehakt, mit der anderen schwang er seinen Knüppel in perfekten Kreisen durch die Luft, als der Wachhabende uns einander vorstellte. Norsworthy war 1,98 Meter groß und wog ungefährt 210 Pfund. Er hatte kurzgeschnittenes, schwarzes Haar, das eng an seinem flachen Schädel anlag, blaue Augen, die so hell waren, daß es aussah, als hätte er sie bleichen lassen.
»Hey, hey, Underhill«, sagte er zu mir, als Sergeant MacDonald von uns gegangen war. »Willkommen in Kongo.«
»Danke«, sagte ich und streckte meine Hand aus, was ich sofort bedauerte, als Norsworthy sie in seiner riesigen Faust zerquetschte.
Er lachte. »Mein alter Handschlag gefällt Ihnen wohl? Den hab’ ich lange mit so ’nem Handquetscher geübt. Ich bin so was wie der Armdrücker-Champion in diesem Revier.«
»Das glaub’ ich Ihnen. Was machen wir denn heute auf der Patrouille, Norsworthy?«
»Nenn mich einfach Nors. Wie soll ich dich nennen?«
»Fred.«
»Okay, Fred. Heute abend machen wir einen langen Spaziergang die Central Avenue rauf und lassen alle wissen, daß wir da sind. Alle zwei Blocks steht da ’ne Notrufsäule, und wir rufen zu jeder Stunde die Wache an und lassen uns Anweisungen geben. Der alte Mac sagt uns dann schon, wo gerade die Kacke am Dampfen ist. Ich hab’ ’nen Schlüssel für alle Notrufsäulen. Die haben ’ne Verkleidung aus Eisen. Wenn wir die nicht dranließen, würden diese Scheiß-Macker alle einschlagen und jede Menge Quatsch damit machen.
Wir zerschlagen ’ne Masse ungesetzlicher Ansammlungen. Eine
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