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Heimlich

Heimlich

Titel: Heimlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Ellroy
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Night Train in den Monaten seit Wackys Tod liebgewonnen, und es gelang ihm immer, mich zu amüsieren.
    »Mr. Underhill, bringen Sie diesen elenden Hund dazu, meine Zeitung nicht aufzufressen! Sagen Sie ihm, er soll Sie mir geben!«
    Ich beugte mich hinunter und kraulte Night Train am Bauch, bis er die Zeitung fallen ließ und anfing, an mir zu schnüffeln. Ich schlug die Zeitung auf, um Mrs. Gates zu zeigen, daß sie unversehrt war, dann sah ich die Schlagzeile und war betäubt.
    »Frau erwürgt in einer Wohnung in Hollywood aufgefunden«, stand da. Unter der Schlagzeile war ein Foto von Maggie Cadwallader - die gleiche Maggie, die ich im Februar geliebt hatte, kurz vor Wackys Tod.
    Ich schob Train und die keifende Mrs. Gates beiseite, setzte mich hin und las:

Am späten Montagabend wurde eine junge Frau erwürgt in ihrer Wohnung in Hollywood von neugierigen Nachbarn aufgefunden, die Geräusche gehört hatten und hingingen, um nachzusehen. Die Frau, Margaret Cadwallader, 36 Jahre, wohnhaft Harold Way 2311, Hollywood, war als Buchhalterin bei der Small World Import-Export-Company in der Virgil Street in Los Angeles angestellt. Die Polizei wurde gerufen und der Leichnam der Frau zur Autopsie gebracht. Der Gerichtsmediziner des L. A. County, David Beyless, sagte jedoch, es handele sich schlicht und einfach um Tod durch Erwürgen. Kriminalbeamte aus Hollywood haben die Wohnung versiegelt und sehen Einbruch als das Motiv an.

    »Ich glaube, die Frau wurde getötet, als sie aufwachte, weil ihre Wohnung durchwühlt wurde. Der Zustand der Wohnung bestätigt dies. Da setzen unsere Untersuchungen an. Wir erwarten, schon bald eine heiße Spur zu finden«, sagte Sergeant Arthur Holland, der ermittelnde Beamte.

    Das Opfer stammte ursprünglich aus Waukesha, Wisconsin, und lebte seit zwei Jahren in Los Angeles. Ihre Mutter ist Mrs. Marshall Cadwallader aus Waukesha. Arbeitskollegen und Nachbarn werden sich um die Beerdigung kümmern.

    Ich legte die Zeitung weg und starrte ins Gras.
    »Mr. Underhill«, sagte Mrs. Gates. Ich ignorierte sie und ging zurück in meine Wohnung, saß auf dem Sofa und starrte auf den Boden.
    Maggie Cadwallader, eine einsame Frau, tot. Die in einer Nacht Eroberte, tot. Ihr Tod ähnelte in gewisser Weise dem der Frau, deren Leichnam Wacky und ich entdeckt hatten. Wahrscheinlich hatten die Todesfälle nichts miteinander zu tun, aber es gab doch ein ganz kleines, verbindendes Beweisstück: Ich hatte Maggie im »Silver Star Club« getroffen. Ihr erstes Mal, so sagte sie mir. Aber sie kann oft dorthin zurückgekehrt sein. Ich grübelte lange nach dem Namen der Frau, deren Leichnam Wacky und ich gefunden hatten, dann fiel er mir ein: Leona Jensen. Sie hatte ein Streichholzheftchen aus dem »Silver Star« unter vielen anderen in einem Aschenbecher gehabt. Das war sehr wenig, aber es reichte.
    Ich zog mich um und meinen hellblauen Gabardine-Sommeranzug an, kochte mir Kaffee und trauerte um Maggie - dabei dachte ich noch mehr an ihren kleinen Jungen in dem Waisenhaus im Osten, der seine Mutter nie sehen würde. Maggie, so einsam, so bedürftig der Dinge, die ich und wahrscheinlich niemand ihr hätte geben können. Die Nacht, die ich mit ihr verbracht hatte, war traurig gewesen. Meine Neugierde und ihre Einsamkeit waren geblieben, Ärger auf ihrer Seite und Ekel auf meiner waren das Ergebnis gewesen. Und jetzt das noch. Ich wußte, was ich zu tun hatte. Ich trank schnell drei Tassen Kaffee, schloß Night Train mit einem halben Dutzend Knochen in die Wohnung ein, holte meinen Wagen und fuhr in meine alte Heimat, das Wilshire-Revier.
    Ich parkte bei Sears um die Ecke und telefonierte mit der Wache. Ich fragte nach Detective Sergeant DiCenzo. Eine Minute später war er dran, er klang gequält. »DiCenzo hier, wer ist da?«
    »Sergeant, hier spricht Freddy Underhill. Erinnern Sie sich an mich?«
    »Klar, mein Junge, ich erinnere mich an Sie. Sie wurden berühmt, gleich nachdem ich Sie getroffen hatte. Was ist los?«
    »Ich möchte Sie kurz sprechen, sobald wie möglich.«
    »In ungefähr fünf Minuten geh’ ich rüber zu Shamrock, um Mittag zu essen. Ich werde ungefähr eine Stunde dort sein.«
    »Ich werde dasein«, sagte ich, dann hing ich auf.
    Das Shamrock war eine Sandwichdiele, ihre Spezialität waren Cornedbeef-Sandwiches. Ich fand DiCenzo hinten, er verdrückte gerade ein Riesensandwich und spülte es mit Bier hinunter. Er begrüßte mich herzlich. »Setzen Siesich. Sie sehen gut aus, College-Freund. Tut mir

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