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Heimlich

Heimlich

Titel: Heimlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Ellroy
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Norsworthy oft ganz alleine laufen und suchte die zahlreichen Seitenstraßen der Central Avenue auf - kitschige kleine Häuserreihen, Hütten aus Teerpappe und überfüllte Mietshäuser. Ich kaufte mir zwei teure Ferngläser und versteckte sie auf Dächern von Gebäuden, die in meinem Gebiet standen. Spätabends linste ich durch sie in erleuchtete Fenster, immer auf der Suche nach Verbrechen und Wunder. Ich fand es. Die ganze Skala, angefangen bei der Homosexualität - die mir eigentlich egal war - bis zu wilden Jazzsessions, erregten Liebesspielen und Tränen. Rauschgiftsucht fand ich auch -und darauf reagierte ich. Informationen über Kifferei und Schlimmeres gab ich immer an die Kriminaler weiter, nie versuchte ich, mich in Szene zu setzen und die Verhaftung selbst zu machen. Ich wollte zeigen, daß ich mich ins Team einfügte, was ich in Wilshire nie getan hatte, und ich wollte erstklassige Zeugnisse für die Sergeantenprüfung, die ich kurz nach meinem 28. Geburtstag bestehen wollte.
    Ich machte auch Verhaftungen, und zwar gute. Ich hatte einen Spitzel gefunden, einen alten Schuhputzer, der sich verrückt gebärdete und die ganzen Junkies und Pusher haßte. Willy entging nichts, und er hatte den perfekten Schutz. Die ganzen Dreckskerle, Zuhälter und Pusher aus der Nachbarschaft kamen zu ihm, um sich die »Krokos wichsen zu lassen«. Vor ihm redeten sie ganz frei - sie hielten ihn für einen plappernden Idioten, der 30 Jahre lang zuviel Schuhcreme eingeatmet hatte.
    Er spielte mit: An seinem Schuhputzstand arbeitete er für Pfennige, mir verkaufte er Informationen, für die ich ihm ganz anständige Brocken meines Gehalts zahlte. Durch Willy war ich in der Lage, einen ganzen Sumpf von Kiffern und Heroinhändlern trockenzulegen, inklusive eines Kerls, der im Osten wegen Mordes gesucht wurde.
    Norsworthy ärgerte sich über meinen Erfolg. Er hatte das Gefühl, ich hätte seine Macht mißbraucht und daß seine Erfolgsliste im Vergleich zu meiner schlecht aussähe. Ich spürte, wie seine Verärgerung und seine Frustration wuchsen. Ich wußte, was er vorhatte, und unternahm sofort die nötigen Schritte, um es zu verhindern.
    Ich ging zum Leiter des Kripodezernats und erzählte ihm alles. Ich erzählte ihm von den Verhaftungen, die ich seinen Leuten ermöglicht hatte, und wie ich die Informationen erhalten hatte, die dazu führten -ich erzählte ihm, daß ich nachts alleine und ohne meinen aufdringlichen Partner auf Streife gegangen war.
    Dem dünnen, grauen und alten Lieutenant gefiel das. Er glaubte, ich wäre ein harter Brocken. Ich sagte ihm, daß der Großschwanz Norsworthy mir dies alles zunichte machen wollte, daß er sauer auf mich wäre und mir alles verderben wollte. Daß er mich bei Captain Jurgensen anschwärzen wollte, weil ich auf der Streife abgehauen wäre.
    Der alte Lieutenant schüttelte den Kopf. »Das können wir wohl nicht geschehen lassen, oder?« sagte er. »Ab sofort, Underhill, sind Sie die einzige Solo-Streife in diesem Revier. Gnade Ihnen Gott, wenn Sie je in die Scheiße geraten oder wenn Norsworthy je den Dienst quittieren sollte.«
    »Danke, Lieutenant«, sagte ich. »Sie werden es nicht bereuen.«
    »Warten wir’s ab. Noch einen Rat, mein Sohn. Hüten Sie sich vor dem Ehrgeiz. Manchmal macht er eher kaputt, als daß er weiterhilft. Jetzt machen Sie bitte die Tür hinter sich zu, ich möchte den Ventilator anstellen.«

7
    Am folgenden Mittwoch war ich zuhause und briet Night Train seinen morgendlichen Hamburger, als er mir die Nachricht brachte, die mein Leben für immer ändern würde.
    Meine Wirtin, Mrs. Gates, hatte sich laufend über Train beschwert, der ihre Pflanzen auffraß, ihre Sträucher, ihre Gartenstühle annagte, ihre Zeitungen und Illustrierten zerriß. Sie war eine Hundeliebhaberin, aber sie sagte mir oft, daß Night Train eher ein »Voodoo-Ungeheuer« als ein Hund wäre und daß ich ihn ordentlich »abrichten« sollte, um seine Wildheit zu zügeln. Daher setzte ich, als ich ein schrilles »Mr. Underhill!« aus dem Vorgarten hörte, mein breitestes Lächeln auf und ging nach draußen, um die Gemüter zu beruhigen.
    Mrs. Gates stand über Night Train und schlug mit einem Besen nach ihm. Es schien ihm zu gefallen, er wälzte sich auf seinem Rücken im Gras und hielt die Zeitung fest in seinem speicheltriefenden Maul.
    »Gib mir meine Zeitung, du Voodoo-Hund!« schrie die Frau. »Du kannst sie auffressen, wenn ich sie ausgelesen habe. Gib sie mir!«
    Ich lachte. Ich hatte

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