Heimlich
unterbrach sie und fragte mit strenger und väterlicher Stimme: »Und der Wagen war rot und weiß wie auf diesem Bild hier?«
»Ja«, sagte der Junge, »genau so. Er hatte ’nen Fuchsschwanz an der Antenne, ganz wild.«
Ich war aufgekratzt. Ich schrieb mir ihre Namen, ihre Telefonnummern auf und sagte ihnen, sie würden bald Helden werden. Ich schüttelte allen dreien feierlich die Hand, dann ging ich los.
Ich fand ein Telefon auf dem Hollywood Boulevard und ließ mir von der Auskunft Eddie Engels’ Nummer geben. Ich wählte die Nummer und ließ es fünfzehnmal klingeln. Keine Antwort. Die Nachteule Eddie war ausgeflogen.
Ich fuhr zurück zum Sunset Strip, drehte nach Norden ab auf den Horn Drive und parkte auf der Straße gegenüber von Eddies Bungalow. Ich kramte in meinem Kofferraum nach Einbrecherwerkzeug und fand auch welches: ein Winkeleisen aus Metall, das dünne Ränder hatte und so aussah, als könne man damit Türschlösser knacken. Damit und mit einer Taschenlampe ging ich durch den dunklen Hof. Dieses Mal wußte ich, daß ich nach »Engels« in Nummer elf suchen mußte. Es war drei Bungalows weiter auf der linken Seite. Alle Lichter waren aus. Ich öffnete die Vortür, schaute in beide Richtungen, dann hielt ich die Taschenlampe auf die innere Tür und untersuchte den Mechanismus. Es war ein einfaches Schnappschloß. Ich holte das linke Eisen raus, klemmte die Taschenlampe unter die linke Armbeuge, keilte das Metall zwischen Schloß und Türpfosten ein und drückte. Es ging sehr schwer, aber ich ließ nicht nach. Fast hätte ich das Eisen abgebrochen. Schließlich machte es laut und metallisch »katak«, und die Tür sprang auf.
Ich ging schnell rein und schloß die Tür hinter mir. Ich ließ die Taschenlampe die Wände entlangstreifen, um einen Lichtschalter zu finden. Den fand ich und ließ das Wohnzimmer kurz in hellem Glanz erstrahlen. Es war geschmackvoll mit Perserteppichen, hellen, modernen Wiener Möbeln und Ölgemälden von Rennpferden an allen vier Wänden eingerichtet.
Ich knipste das Licht aus und ging in den Gang. Ich knipste noch ein Licht an und stieß beinahe ein Telefontischchen um. Das Tischchen hatte drei Schubladen. Ich schaute in allen nach, ob ich so etwas wie ein privates Telefonbuch finden würde. Da war nichts - die drei Schubladen waren leer.
Ich schaltete das Licht wieder aus und stieß ins Schlafzimmer vor. Meine Augen gewöhnten sich langsam an die Dunkelheit, daher war es ganz leicht, die Gegenstände in dem Zimmer zu erkennen - Bett, Kleiderschrank, Buchregale. Die Fenster waren mit schweren Samtvorhängen verhangen. Also konnte ich es riskieren, während meiner Durchsuchung das Licht anzulassen. Ich schaltete eine Tischlampe ein, die ein Zimmer erleuchtete, das seltsam gesetzt wirkte - nur ein einfaches Bett, überzogen mit einer Tagesdecke, ein Buchregal, mit Pferdebüchern vollgestopft, Stierkampfposter und gerahmte Pferdestiche an den Wänden. Hinter dem Bett ein begehbarer Kleiderschrank, vollgestopft mit Klamotten. Mindestens fünfzig Jacketts hingen auf den Bügeln, dreißig oder vierzig Hosen und zahllose Anzug- und Freizeithemden - auf dem Boden standen Batterien von Schuhen, von den elegantesten Lederschuhen bis zu sportlichen Tretern. Alle geputzt und ordentlich aufgereiht. Eddie, der Stenz. Das war nicht genug. Ich wollte Beweise, die Eddie, den Verkommenen, zutage fördern würden - Eddie, den Killer.
Sehr gründlich und sorgfältig ging ich die Schubladen des Kleiderschranks durch und suchte nach Telefonbüchern, Zeitschriften, Fotografien, etwas, das Eddie Engels mit Maggie Cadwallader oder Leona Jensen verbinden würde. Aber es gab nichts. Nur Unterwäsche aus goldener Seide, aber daran konnte man keinen Mann aufhängen.
Ich ging wieder zurück und fühlte in allen Jackentaschen. Nichts. Das Schlafzimmer war abgehakt, ich schaltete das Licht aus und ging wieder ins Wohnzimmer. Ich leuchtete mit der Taschenlampe in die Ecken, in die Buchregale, unter die Stühle und Sofas. Nichts. Nichts Persönliches. Nichts, was beweisen würde, daß Eddie Engels jemand anderer wäre als ein fescher Heini, der Pferde liebte.
Dann stand da noch ein Schnapsschrank mit je einer Flasche Scotch, Bourbon, Gin und Brandy. Keine Fotos von geliebten Menschen oder Familienmitgliedern. Die Wohnung war aufreizend unpersönlich eingerichtet, das Heim eines Phantoms.
Ich ging in die Küche. Sie war, wie erwartet, kompakt und sehr ordentlich; eine Frühstücksecke, ein
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