Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Heimlich

Heimlich

Titel: Heimlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Ellroy
Vom Netzwerk:
kleine, braune Augen und immer mit einem braunen Dreiteiler bekleidet. Sein Gesicht hatte etwas Furchterregendes, egal, welche Verhörtechnik er gerade erklärte. Er war ein hervorragender Schauspieler mit einem riesigen Ego, er konnte im Nu die Rolle wechseln, aber immer gelang es ihm, seine Rolle überzeugend zu spielen.
    Ich war auf der Polizeiakademie, als die Untersuchungen des Falles »Schwarze Dahlie« gerade liefen. Smith hatte die Aufgabe, alle bekannten Sexualverbrecher von Los Angeles zusammenzutreiben. Nachdem er seinen Vortrag beendet hatte, erzählte er, der beifallsheischende Schauspieler, uns, mit welchem »menschlichen Abschaum« er es zu tun hätte. Er erzählte uns, daß er auf der Suche nach dem Mörder dieses »tragischen, vergnügungssüchtigen Mädchens Elisabeth Short« Dinge gehört, gesehen und getan hätte, die wir, die »Elite der Männer von Los Angeles«, die »dem größten Ruf auf Gottes Erde« folgten, hoffentlich nie würden hören oder sehen oder tun müssen. Es war phantastisch nichtssagend. Wochenlang drehte sich auf der Polizeiakademie das wichtigste Gesprächsthema darum, mit welcher Härte Smith seine Maßnahmen ergreifen würde. Ich fragte einen meiner Ausbilder, Sergeant Clark, über ihn aus.
    »Er ist ein brutaler Hurensohn, der seine Arbeit tut«, sagte er.
    Elisabeth Shorts Mörder wurde nie gefunden - was bedeutete, daß auch Dudley Smith menschlich und fehlbar war. Mit dieser Art von Logik baute ich mich auf, als ich am Abend auf der Los Feliz nach Glendale fuhr. Ich ging noch einmal alle Aspekte meiner Geschichte durch und wußte, daß ich meine persönliche Beziehung zu Maggie Cadwallader verschweigen mußte. Ich hatte mich selbst auf einen meisterlichen Auftritt vorbereitet, wollte dem großen Iren in den Arsch kriechen, ihm an die Gurgel gehen, ordinär sein und unterwürfig. Ich wollte alles, außer dumm sein, denn ich wollte unbedingt an der Untersuchung teilnehmen, die Eddie Engels zur Strecke bringen würde.

    Captain Jurgensen wohnte in einem kleinen Holzhaus an einer baumlosen Seitenstraße der Brand Avenue nahe der Ortsmitte von Glendale. Als ich die Stufen zum Haus hochging, fing ein Hund an zu bellen, und ich hörte, wie Jurgensen ihn beruhigte: »Ein Freund, Colonel, ein Freund. Platz jetzt.«
    Der Hund winselte, kam näher, um mich zu begrüßen, und ging mir sofort an den Schritt.
    Jurgensen saß auf seiner Veranda in einem Gartenstuhl. »Hallo, Underhill«, sagte er, »setzen Sie sich.« Er deutete auf einen Korbstuhl neben sich. Ich nahm Platz.
    »Wegen dieses Nachmittags, Captain -«, begann ich. Jurgensen schnitt mir das Wort ab, als wäre ich sein Hund. »Vergessen Sie es, Fred. Genug geredet. Ab sofort sind Sie vorübergehend der Kripo unterstellt. Lieutenant Smith wird Sie einweisen. Er wird in ein paar Minuten hier sein. Möchten Sie Eistee? Oder ein Bier?«
    »Lieber ein Bier, Sir.«
    Der Captain brachte es in einer Kaffeetasse, gerade als ich einen alten Vorkriegs-Dodge einparken sah. Ich sah, wie Dudley Smith sorgfältig seinen Wagen verschloß, seine Hosen hochzog und über den Rasen des Vorgartens auf uns zukam.
    »Keine Angst, Fred«, sagte Jurgensen, »er ist auch nur ein Mensch.«
    Ich lachte und trank mein Bier, als Dudley Smith laut auf die dünne Holzverkleidung der Veranda pochte. »Knock, knock«, sagte er in seinem musikalischen, hohen Singsang. »Wer klopft denn hier? Dudley Smith, der Gangsterkassier.« Er lachte über seinen eigenen Witz, dann kam er rein und streckte Captain Jurgensen seine riesige Hand entgegen. »Hallo, John. Wie geht’s dir?«
    »Dudley«, sagte der Captain.
    Smith nickte in meine Richtung. »Und das ist unser brillanter junger Kollege, Officer Frederick Underhill!«
    Ich stand auf, um dem großen Cop die Hand zu geben, und bemerkte zufrieden, daß er fünf Zentimeter kleiner war als ich. »Hallo, Lieutenant«, sagte ich, »es ist mir ein Vergnügen, Sie kennenzulernen.«
    »Das Vergnügen ist ganz auf meiner Seite, mein Junge. Warum setzen wir uns nicht? Wir haben wichtige Dinge zu besprechen, und unsere Körper sollten sich entspannen, während unsere Köpfe arbeiten.«
    Smith fläzte sich in den einzigen Polsterstuhl auf der Veranda. Er streckte seine langen Beine aus und lächelte Jurgensen freundlich an. »Bitte ein Bier, John, in der Flasche, und laß dir ruhig Zeit.«
    Gehorsam ging der Rangälteste. Der Ire starrte mich mit seinen kleinen, braunen Augen an, die auffällig von seinem derben, roten

Weitere Kostenlose Bücher