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Heimlich

Heimlich

Titel: Heimlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Ellroy
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zu hochgestochen. Da krieg ich keine Luft, da drinnen. Heute abend hol’ ich mein Geld ab, Ralph. Halt es bereit.«
    Ralph lachte. »Aber sicher, Junge.«

    Ich folgte Eddie zu seinem Platz in einem der besseren Abschnitte der Tribünen. Er holte sich ein Bier von einem Verkäufer und machte es sich gemütlich, las das Rennblatt und spielte mit einem Fernglas im Lederetui herum.
    Ich überlegte, was ich als nächstes tun könnte, und hatte eine Idee. Ich wartete den Start des ersten Rennens ab, und als die Gänge sich leerten und die Menge zu johlen anfing, ging ich zurück zu dem Souvenirstand und kaufte dort die neuesten Ausgaben dreier Zeitschriften: Life, Collier’s und Ladys’ Home Journal.
    Ich nahm sie mit aufs Klo, schloß mich ein, blätterte sie durch und fand sofort, was ich suchte. Fünf Schwarzweißfotografien von ganz gewöhnlichen Frauen; ich riß sie raus, ließ den Rest der Zeitschriften auf dem Boden liegen und steckte das Foto von Maggie Cadwallader zwischen die Zeitungsbilder.
    Dann suchte ich Ralph auf, den Mann hinter dem Fünfzig-Dollar-Schalter. Er war nicht da, deshalb schlenderte ich ziellos durch die verlassenen Hallen, bis ich ihn sah, wie er aus einer Übertragungskabine kam. Er rauchte eine Zigarre und trank eine Tasse Kaffee.
    Er sah mich auch und schien mich zu erkennen, bevor ich ihm meine Marke zeigte. »Ja, bitte?« sagte er geduldig.
    »Nur ein paar Fragen«, sagte ich. Ich zeigte auf eine Imbißbude am anderen Ende der Halle, vor der Tische und Stühle standen.

    Ralph nickte geduldig und ging voraus. Wir saßen uns an einem Metalltisch voller Fettflecke gegenüber; ich gab mich brüsk, sogar ein bißchen einschüchternd.
    »Mich interessiert der Mann, mit dem Sie ungefähr vor einer halben Stunde am Schalter gesprochen haben. Sein Vorname ist Eddie.«
    »Ja, Eddie.«
    »Wie heißt er mit Nachnamen?«
    »Engels. Eddie Engels.«
    »Was macht er von Beruf?«
    »Spieler, ’ne vorlaute Flasche. Ich glaube nicht, daß er ’nen Job hat.«
    »Mich interessieren die Frauen, mit denen er rumzieht.«
    »Mich auch! Oh, là, là!« Ralph amüsierte sich königlich über seinen eigenen Witz.
    »Da gibt’s eigentlich nichts zu lachen.« Ich breitete die sechs Fotografien vor ihm auf dem Tisch aus. »Eddie schon mal mit einer dieser Frauen gesehen?«
    Ralph studierte die Fotos gründlich, zögerte einen Moment, dann legte er seinen fetten Zeigefinger auf das Bild von Maggie Cadwallader. Ein Ruck ging durch meinen ganzen Körper, und meine Haut begann zu kribbeln.
    »Sind Sie sicher?« fragte ich.
    »Ja«, sagte er.
    »Wie können Sie sicher sein?«
    »Diese Mieze ist ’ne alte Schachtel, verglichen mit den anderen Babys, mit denen ich Eddie schon gesehen habe.«
    »Wann haben Sie die beiden gesehen?«
    »Weiß nicht - ich glaube, es war vor ungefähr zwei Monaten. Ja, das stimmt, es war am Tag der ›President’s Stakes‹ - im Juni.«
    Ich sammelte meine Fotos wieder ein und gab Ralph eine strenge Warnung mit auf den Weg. »Kein Wörtchen davon zu Eddie. Verstanden?«
    »Klar, Officer. Ich habe immer schon geglaubt, daß Eddie nicht ganz -«
    Ich ließ ihn nicht zu Ende reden. Ich war schon draußen. Und suchte wütend nach einem Telefon.
    Ich rief die Zentralkartei des Los Angeles County an, nannte meinen Namen und meine Nummer und sagte ihnen, was ich wollte. Nach fünf Minuten waren sie wieder dran: Es gab keinen Eddie, Edwin oder Edmund Engels, männlich, weiß, ungefähr dreißig Jahre alt, mit Vorstrafenregister in Los Angeles. Ich wollte schon aufhängen, da hatte ich eine Idee: Ich sagte dem Mitarbeiter, er solle die Verkehrsregister der letzten vier Jahre durchsehen. Diesmal wurde er fündig: Edward Engels, Horn Drive 1911, Hollywood, besitzt zwei Wagen: einen grünen 46er Oldsmobile, dem ich schon gefolgt war, und ein 49er Ford Cabriolet - rot mit weißem Dach, Kennzeichen JY 861. Ich dankte dem Angestellten, hing ein und rannte zu meinem Wagen.
    Als nächstes hielt ich in Pasadena, wo ich nach Ford- und Oldsmobile-Händlern suchte. Es dauerte eine Weile, aber ich fand sie und bekam, was ich wollte: Werbeaufnahmen ihrer 46er und 49er Modelle. Als nächstes fuhr ich in ein Kaufhaus auf dem Colorado Boulevard und kaufte mir eine Schachtel Buntstifte. Auf dem Parkplatz bearbeitete ich meine Unterlagen. Den Oldsmobile malte ich mit einem bleichen Meeresgrün an, der Ford wurde feuerrot und bekam ein weißes Verdeck. Das Ergebnis war gut.
    Inzwischen war es 13.45 Uhr, und es wurde

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