Heimliche Hochzeit um Mitternacht (German Edition)
in Luft auf. „Sie zu heiraten ist nicht im Entferntesten das, was ich mir wünsche“, erwiderte er spitz. „Aber es muss sein. Sie sind nun einmal hier, dank meiner verblichenen Mutter, die das Durcheinander angerichtet hat und es nun mir überlässt, alles wieder ins Lot zu bringen. Und tun Sie nicht so, als wäre unsere Vermählung nicht Ihr Ziel gewesen. Sie sind unserer Verlobung gleichsam nachgelaufen, und jetzt haben Sie, kaum dass wir einander vorgestellt wurden, einen Antrag bekommen. Das ist doch ein großer Erfolg für Sie. Ein Bravourstück. Können Sie nicht wenigstens so tun, als wären Sie zufrieden? Ich kann nur hoffen, dass wir zusammenpassen. Wenn Sie mich entschuldigen würden, ich werde dem Vikar schreiben und den Brief auf den Weg schicken, sobald die Straßen passierbar sind. Ich werde ihm die Situation erklären und für morgen früh seine Anwesenheit erbitten. Ich will hoffen, dass Gold und ein guter Wille die Unschicklichkeit unserer ersten Begegnung zu verringern vermögen. Und ich werde ihn davon überzeugen, nicht auf das kirchliche Aufgebot zu bestehen. Wir können eine Zeremonie in meiner Familienkapelle abhalten, fernab von neugierigen Augen und mit seiner Frau als Trauzeugin.“ Er machte auf dem Absatz kehrt und ging steifbeinig zur Tür.
„Entschuldigen Sie“, rief sie ihm nach. „Was soll ich in der Zwischenzeit tun?“
„Zum Teufel gehen“, fuhr er sie an. „Oder auf Ihr Zimmer. Für was Sie sich entscheiden, ist mir einerlei.“ Er schritt hinaus und zog unsanft die Tür hinter sich zu.
„Aber ich habe kein Zimmer“, sagte sie verzagt und blickte zu der geschlossenen Tür hin.
St. John lachte hinter ihr.
Erschrocken drehte sie sich um. Sie hatte seine Anwesenheit ob der einschüchternden Persönlichkeit des Duke fast vergessen. Wenigstens würde sie, mit etwas Glück, einen Verbündeten im Haus haben.
„Nehmen Sie sich das Gebaren meines Bruders nicht so zu Herzen. Er ist ein wenig aufgebracht, was jeder Mann an seiner Stelle jetzt wäre.“
„Er klingt also furchterregender, als er gemeinhin ist?“
„Ja, da bin ich mir sicher.“ St. Johns Antwort kam Miranda ein wenig zu zögerlich, und für einen Augenblick hatte er eine Miene aufgesetzt, als denke er an irgendein missliches Ereignis in der Vergangenheit. Dann schien er die Erinnerung wieder zu verbannen und lächelte sie so herzlich an, dass ihr das Herz höher schlug. „Ihr Gastgeber hat offensichtlich vergessen, sich um ein Zimmer für Sie zu kümmern. Aber ich bin sicher, ich kann eines für Sie finden und für ein kleines Abendbrot sorgen. Lassen Sie uns den Butler auftreiben. Was meinen Sie? Wir wollen einmal sehen, was er mit Ihrem Gepäck angestellt hat“, verkündete er gut gelaunt und bot Miranda seinen Arm.
3. KAPITEL
Marcus war überzeugt gewesen, dass die mehrere Meter dicke Erdschicht ihres Grabes ihn vor den Einmischungen seiner Mutter schützen würde. Er hatte geglaubt, ein halbes Versprechen, den Wunsch der Dowager Duchess in Erwägung zu ziehen, sei genug, um ihrer Seele Frieden zu geben und ihn von weiteren Schritten bezüglich des Treffens mit diesem Mädchen zu entbinden.
Offensichtlich hatte er sich geirrt. Seufzend leerte er eine Schublade des mütterlichen Sekretärs und ging ungebrauchtes Briefpapier, Umschläge und Karten durch. Aus Versehen stieß er gegen das Tintenfass. Er fluchte. Da er nicht so rasch etwas Geeignetes zum Aufwischen fand, bediente er sich des Tischläufers, um die verspritzte Tinte daran zu hindern, sich auf dem edlen Wurzelholz auszubreiten.
Sie hatte die Angel ausgeworfen, und er war so dumm gewesen, bei der erstbesten Gelegenheit ihren Köder zu schlucken wie eine hungrige Forelle. Er hätte die Bibliothek einfach verlassen und das Mädchen St. John zuschanzen sollen. Oder sie in den Sturm hinausschicken, damit sie allein um das bisschen Ehre, das ihr noch geblieben war, kämpfte.
Doch wie hätte er ihr das antun können? Er sank auf den Stuhl neben dem Sekretär. In dem Moment, da er ihr in die Augen geblickt hatte, war er verloren gewesen. Als sie begriffen hatte, was sie mit ihrem Besuch angerichtet hatte, war in ihren Augen kein Triumph, sondern lediglich Hilflosigkeit zu lesen gewesen. Und obwohl ihr die Hoffnungslosigkeit ins Gesicht geschrieben stand, hatte sie sich als Antwort auf sein unwirsches Verhalten gestrafft und das Kinn vorgereckt, statt in Ohnmacht zu fallen.
Dieses Gefühl der Hoffnungslosigkeit war ihm wohlvertraut. Er musste
Weitere Kostenlose Bücher