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Heimliche Hochzeit um Mitternacht (German Edition)

Heimliche Hochzeit um Mitternacht (German Edition)

Titel: Heimliche Hochzeit um Mitternacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Merrill
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nur in den Spiegel blicken. Und nun hatte er gewissermaßen seine Resignation auf sie übertragen, auf dieses arme Geschöpf. Lady Miranda war im Begriff, sich in den Stricken seiner verfluchten Familie zu verfangen. Und wenn es etwas gab, das ihr Unglück mildern würde …
    Marcus wandte sich zu dem Schreibtisch um. Da seine Mutter ihre Briefe hoffentlich nie verbrannt hatte, würde er womöglich einen Hinweis auf ihren Plan, diese Ehe zu stiften, in ihren Hinterlassenschaften finden. Am Tag, als sie ihn um die Unterredung gebeten hatte, war ihm ein Kuvert auf ihrem Sekretär aufgefallen. Er dachte nach. Endlich kam die Erinnerung zurück, und er schnipste erfreut mit den Fingern. In ihrer Schatulle musste er liegen. Er erhob sich, trat zum Nachttisch und nahm ein Bündel sorgfältig mit einem Satinbändchen verschnürter Briefe aus dem Kästchen. Die Dowager Duchess hat offensichtlich vor allem die Korrespondenz mit ihrem jüngeren Sohn, diesem doppelzüngigen Flegel, aufbewahrt, dachte er entnervt. Jede seiner Episteln begann mit „Liebste Mutter“.
    Marcus konnte nur staunen über St. Johns Fähigkeit, kalt lächelnd und ohne rot zu werden zu lügen. Er hatte seiner Mutter maßlos geschmeichelt, ohne dass sein Schriftzug zittrig geworden wäre vor Lachen über seine Wortwahl. Fraglos war sein Anliegen nie ein anderes gewesen, als die Mutter wieder einmal um Geld zu bitten.
    Seine eigenen Briefe hingegen fand Marcus nicht, dafür aber Schreiben von Anwälten, die von rechtlichen Arrangements das Anwesen betreffend handelten. Alles deutete darauf hin, dass sie gut darauf vorbereitet war zu sterben.
    Auf dem Boden des Kästchens lag ein weiteres flaches Bündel cremefarbener Briefe. Er legte den Stapel, den er in der Hand hielt, beiseite, nahm den untersten heraus und faltete ihn auf.
Liebste Andrea,
es sind inzwischen fast vierzig Jahre vergangen, seitdem wir uns das letzte Mal in Miss Farthings Schule begegneten, doch ich habe oft an Dich gedacht. Ich habe von Deiner Vermählung mit dem Duke of Haughleigh erfahren wie auch von der Geburt Deiner zwei Söhne. Zu jener Zeit erwog ich, Dir meine Glückwünsche zu senden, indes verstehst Du sicher, weshalb dies unklug gewesen wäre. Dennoch habe ich an Dich gedacht und Dich in meine Gebete eingeschlossen, in der Hoffnung, dass Dir das Glück widerfährt, das Du verdient hast.
Ich schreibe Dir nun, da ich hoffe, dass Du einer alten Freundin in Not helfen wirst. Dabei geht es nicht um mich, sondern um die Tochter unseres gemeinsamen Freundes Anthony. Mirandas Leben war seit dem Tod ihrer Mutter kein leichtes, zumal ihr Vater fortwährend in Schwierigkeiten ist. Sie hat nicht die geringste Aussicht auf eine angemessene Partie.
Wenn ich mich nicht irre, sind Deine beiden Söhne zu diesem Zeitpunkt unverheiratet. Dein ältester Sohn hat seit dem Tod seiner Frau und seines Kindes vor zehn Jahren nicht wieder geheiratet. Ich weiß, wie wichtig es für Dich ist, dass er einen Erben zeugt. Und wir beide wissen, wie es zu Unfällen kommen kann, insbesondere bei so umtriebigen jungen Männern.
Vielleicht dient eine Ehestiftung uns beiden? Lass uns Miranda mit einem Deiner Söhne verheiraten.
Ich hoffe auf eine baldige Antwort,
Cecily Dawson.
    Ein eigenartiger Brief, dachte Marcus. Es war durchaus möglich, dass eine alte Schulfreundin um Hilfe bat, doch reichlich ungewöhnlich mutete ihn an, dass sie sich erst nach vierzig Jahren wieder meldete. Er nahm den zweiten Brief zur Hand.
Andrea,
ich warte noch immer auf eine Antwort in der Angelegenheit Lady Miranda Grey. Ich habe nicht den Wunsch, nach Devon zu reisen und die Sache von Angesicht zu Angesicht zu regeln; wenn ich indes gezwungen bin, wird es so geschehen.
Bitte antworte auf meinen Vorschlag.
Cecily Dawson
    Marcus hob eine Braue. Wie seltsam, dachte er, während er neugierig den dritten Brief öffnete.
Andrea,
ich danke Dir für die kurze Antwort vom Vierzehnten dieses Monats, aber ich fürchte, das genügt nicht. Deine Sorge, das Mädchen sei unkeusch, ist unbegründet. Bitte nehme zur Kenntnis, dass Miranda unschuldiger ist bezüglich der Dinge, die sich in einem Schlafzimmer abspielen, als wir beide in ihrem Alter waren. Und ich wünsche, dass es so bleibt, bis sie eine Partie gemacht hat, die ihrem Stand angemessen ist. Was auch immer ihrem Vater widerfahren ist – Miranda darf dafür nicht verantwortlich gemacht werden. Leider ist sie arm wie eine Kirchenmaus und wird überhäuft mit Angeboten, die nichts mit

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