Heimliche Hochzeit um Mitternacht (German Edition)
der Duke gereizt.
„Ich bin selbstverständlich davon ausgegangen, dass ich erst nach der Trauung gehen soll. Irgendjemand muss dir die Braut doch übergeben.“
„Ich nehme an, dass ich aus diesem Grund ein leeres Zimmer vorgefunden habe, als ich Miranda abholen wollte.“
„Es soll Unglück bringen, wenn der Bräutigam die Braut kurz vor der Hochzeit zu Gesicht bekommt.“
„Das trifft auf dich ebenso zu wie auf mich“, antwortete Marcus mit drohendem Unterton.
„Ich bitte Sie, Euer Gnaden“, unterbrach Miranda die Brüder. „Wäre es ein solch großes Vergehen von Lord St. John, wenn er eine Stunde länger bliebe als verabredet?“
„Wenn Sie es so wünschen“, lenkte ihr zukünftiger Gemahl kühl ein, obwohl er ihr den Wunsch am liebsten verwehrt hätte. Er nickte zum Altar hinüber. „Wenn du darauf bestehst, St. John, und gegen meine spezielle Anweisung an der Zeremonie teilnehmen willst, dann hältst du dich jetzt zurück und reizt mich nicht länger. Führe sie zum Altar, dann können wir beginnen.“
St. John reichte der Braut seines Bruders den Arm und eskortierte sie das kurze Stück den Mittelgang entlang, während Marcus ihnen folgte. Miranda spürte, ohne dass sie sich nach ihm umwenden musste, wie aufgebracht Seine Gnaden war. Und kaum dass sie sich in Bewegung gesetzt hatten, stieß er St. John am Arm an, um ihm zu bedeuten, dass er schneller gehen solle.
St. John zuckte zusammen. „Bist du in Eile, Marcus? Ich kann zwar verstehen, dass du mit einer solch reizenden jungen Dame an deiner Seite keine Zeit verlieren willst, doch wir sollten versuchen, diesem einzigartigen Augenblick gebührenden Respekt zu zollen. Es ist nicht nötig, dass wir an den Altar stürzen.“
„Du sollst nur zügiger laufen“, zischte Marcus hinter ihnen. Miranda traute sich nicht, sich nach ihm umzudrehen; sie konnte sich indes denken, was für ein Gesicht er machte. Er musste kurz davor stehen, laut zu fluchen.
Sie erreichten den Altar, und der Vikar blickte mit einem gütigen Lächeln zu ihnen hinab. „Liebes Brautpaar, wir haben uns heute vor Gottes Angesicht und vor dieser kleinen Gemeinde versammelt …“ Er stockte, als er den Blick über die leeren Sitzreihen schweifen ließ und St. John sich nicht daran hindern konnte, ironisch zu hüsteln, und setzte seine Rede mit lauter, doch nach wenigen Augenblicken monotoner Stimme fort: „… und sind weder unbedacht noch leichtfertig, noch mutwillig in der Angelegenheit verfahren …“
Miranda biss sich auf die Lippe, als sie sich klarmachte, dass diese Verbindung nur angesichts der eben genannten Untugenden zustande gekommen war.
„… der soll sprechen oder für immer schweigen.“
Der Pfarrersfrau entfuhr ein missbilligender Laut, der dramatisch die peinliche Stille unterbrach.
Dann wandte der Vikar sich dem Brautpaar zu. „Ich fordere euch auf, hier und jetzt die Wahrheit zu sprechen – wie es am Tage des Jüngsten Gerichts von euch verlangt wird: Wisst ihr einen Grund, der einer ehelichen Verbindung im Weg steht?“
Gütiger Gott, vergib mir, was ich tue . Ich verspreche dir, dass ich diesem Mann eine treue und gute Dienerin sein werde, betete Miranda im Stillen. Und bestrafe mich nicht für das Geheimnis, das ich im Herzen trage, denn ich habe Cecily und Vater geschworen, es für mich zu behalten. Ich weiß, es ist unrecht, aber …
Sie spürte, wie Marcus ihre Hand fester umschloss, während sie betete. Ohne sich dessen gewahr zu werden, hatte er sie näher an sich gezogen, sodass sie sich an seinen starken Arm schmiegen konnte. Obwohl sie einander fremd waren, fühlte sie sich für diesen Augenblick geborgen. Vielleicht war das ein gutes Zeichen: Wenn sie sich in ihrem Gefühl nicht irrte, würde seine Stärke sie in Zukunft begleiten, und sie durfte sich beschützt und aufgehoben fühlen.
Der Vikar führte sie durch die Zeremonie, und Marcus antwortete ihm mit einem entschlossenen „Ich will.“ Indessen hielt er noch immer ihre Hand und ermutigte sie durch diese Geste, ebenso unverzüglich und feierlich zu sprechen.
Auch sein Treuegelöbnis schwor er entschieden, blickte jedoch, als sie daraufhin verkündete, ihn zu lieben und zu achten in guten wie in schlechten Zeiten, nur flüchtig zu ihr hinüber.
Dann bat der Reverend um den Ring. Marcus warf seiner Braut einen ratlosen Blick zu und ließ keinen Zweifel daran, dass er dieses unverzichtbare Utensil vergessen hatte. Während St. John sich ausgesprochen amüsiert zeigte,
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