Heimliche Hochzeit um Mitternacht (German Edition)
Waffenstillstand versprochen, aber wie ich sehe, kann man sich auf dich nicht verlassen. Tun wir einmal so, als seiest du ein Ehrenmann, St. John. Es geht um Haughleigh Grange.“
„Nun gut, Bruder. Also ein letztes Spiel, wie wir es in unserer Kindheit oft gespielt haben. Welche Art Vorstellung soll ich geben? Bitte verrate es mir.“
„Verhalte dich, als verließest du das Haus aus freien Stücken. Ich möchte vermeiden, den Dienstboten zu befehlen, dich vor die Tür zu setzen.“
„Ich soll fortgehen? Von Haughleigh Grange? Weshalb sollte ich so etwas tun, Marcus?“
„Weil du es hier ebenso unerträglich findest wie ich, St. John. Und du hasst mich. Das sind zwei ausreichende Gründe zu gehen. Wie du immer wieder zu betonen pflegst, bin ich der Duke of Haughleigh. In wenigen Stunden werde ich verheiratet sein, und die Chancen stehen gut, dass ich bald einen Erben haben werde. Es gibt also keine Veranlassung mehr für dich, hierzubleiben und darauf zu warten, dass ich mir den Hals auf der Treppe breche und der Titel samt Besitz an dich übergehen. Falls das für dich glückliche Ereignis dennoch eintreten sollte, bevor Miranda mir einen Sohn geboren hat, wird sie dich benachrichtigen, und du kannst nach Haughleigh Grange zurückkehren.“
„Du hast recht, Marcus, ich hasse dich und dieses Anwesen. Aber du musst wissen, dass mir Miranda ans Herz gewachsen ist.“
„In den zwölf Stunden, die sie unter unserem Dach weilt?“
„Ich habe seitdem mehr Zeit mit ihr verbracht als du, Marcus. Während du damit beschäftigt warst, Herr und Meister über Haughleigh Grange zu sein, und Befehle erteilt hast, bin ich dir zuvorgekommen und habe mich ein wenig um das Mädchen gekümmert. Daher fände ich es ein wenig schwierig, mich so bald von meiner lieben Schwägerin in spe zu trennen.“ St. Johns Lächeln war betont unschuldig. Marcus kannte es nur zu gut.
„Du wirst sie, wenn überhaupt, nur von ferne betrachten.“ Marcus zog die Schublade auf und holte eine Lederbörse heraus. Er warf sie auf den Schreibtisch. „Verlass unverzüglich das Haus und nimm diese Goldmünzen hier mit. Du brauchst nicht einmal mehr in dein Zimmer zu gehen, um zu packen, denn Wilkins hat sich deiner Sachen bereits angenommen. Sie werden innerhalb der nächsten Stunde ins Wirtshaus im Dorf gebracht.“
„Du denkst wirklich an alles, Marcus. Was wäre, wenn ich mich weigerte, dir zu gehorchen?“
„Auch daran habe ich gedacht, St. John.“
„Tatsächlich?“
„Du kannst in den Gasthof übersiedeln und von dort irgendein entferntes Ziel ansteuern, oder du erhältst eine Unterkunft zu Mutters Linken. Die Aussicht von dem Platz aus, den ich für dich vorgesehen habe, ist außerordentlich schön, obwohl du dann nicht mehr in der Lage sein wirst, sie zu genießen.“
„Brudermord? Du scheinst ein Mann der Taten geworden zu sein in den vergangenen zehn Jahren, Marcus.“
„Wir könnten uns stattdessen duellieren, wenn du dich traust. Das Ergebnis wird das gleiche sein, das versichere ich dir. Ich kann nur ahnen, was du in den zehn Jahren, die wir nicht mehr unter diesem Dach leben, angestellt hast. Aber ich habe Unterricht genommen bei den besten Fechtmeistern in Italien, und ich bin ein Meisterschütze. Ich habe dir Zeit zum Trauern um Mutter gegeben und mich bemüht, mich mit dir zu versöhnen, und Vergangenes zu vergessen. Das ist mir gründlich misslungen. Ab heute bist du nicht mehr willkommen in meinem Haus, St. John. Wenn du nicht freiwillig gehst, werde ich dich eigenhändig hinauswerfen.“
„Hast du Angst, Marcus?“
„Vor dir? Mit Sicherheit nicht.“ Marcus faltete die Hände hinter dem Rücken, um die Anspannung, die ihn quälte, zu verbergen.
„Vor der Vergangenheit, die dich einholen könnte.“
„Ich habe keine Angst, St. John. Ich bin nicht mehr der naive junge Mann von einst. Hier gibt es keinen Platz mehr für dich. Wie lautet deine Entscheidung?“
Sein Bruder streckte matt eine Hand vor und nahm die Börse an sich. „Wie könnte ich dein großzügiges Geschenk ausschlagen, lieber Bruder? Ich werde meinen alten Freunden in London einen Besuch abstatten und ihnen zu deinen und Mirandas Ehren einen Brandy ausgeben.“
Marcus spürte, wie seine Muskeln sich entspannten. Er hoffte jedoch, dass ihm die Erleichterung nicht ins Gesicht geschrieben stand. „Du hast einen weisen Entschluss getroffen, St. John.“
Miranda stand in dem kleinen Gotteshaus gleich neben dem Eingang und wartete auf den
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