Heimliche Hochzeit um Mitternacht (German Edition)
streifte er sich kurzerhand seinen Siegelring ab und überreichte ihn dem Geistlichen, damit er ihn segnen konnte.
Anschließend wandte Marcus sich Miranda zu und verkündete feierlich: „Mit diesem Ring nehme ich dich zur Frau. Ich will dich lieben und achten und all meine weltlichen Güter mit dir teilen.“
Seine Stimme wie auch sein Blick verrieten ihr, dass ihm die Ereignisse der vergangenen vierundzwanzig Stunden leidtaten. Er küsste den Ring, bevor er ihn ihr aufsteckte, und schloss sacht ihre Hand zu einer Faust, damit das Kleinod ihr nicht von ihrem schlanken Finger rutschte. Für einen kurzen Augenblick kam es ihr vor, als bewahre sie den Kuss in ihrer Hand, so sehr durchflutete sie die Wärme dieser feierlichen und zugleich zärtlichen Geste.
Während der Vikar seine eintönige Ansprache zum Abschluss brachte, schweiften ihre Gedanken zu ihrer mütterlichen Freundin. Cecily hat recht, dachte sie, alles wird gut werden. Der Duke mochte schroff sein, doch in seiner Stimme hatte bei seinem Gelöbnis ein zärtlicher Ton mitgeschwungen, der es ihr leicht machte, seinen Worten zu glauben. Und als sie bei der Aufforderung des Geistlichen erbleicht war vor Sorge, hatte er ihr ohne zu zögern seinen Siegelring überlassen.
Der Vikar erteilte dem Brautpaar seinen Segen, und dann fand Miranda ihre Hand in Marcus’ Armbeuge wieder, um sich von den wenigen Anwesenden gratulieren zu lassen. Die Pfarrersfrau ließ sich sogar zu der Bemerkung herab, es sei unter den gegebenen Umständen eine ganz reizende Trauung gewesen. Schließlich wünschte sie dem Ehepaar alles Gute, ohne ein Hehl daraus zu machen, dass sie an ein dauerhaftes Glück der Brautleute nicht glaubte.
St. John lächelte breit wie immer, wenngleich Miranda nicht entging, dass der Ausdruck in seinen Augen etwas traurig war. Er schüttelte seinem Bruder die Hand, was dieser steif geschehen ließ. „Alles Gute, Marcus. Du hast wieder einmal mehr Glück, als du verdienst.“ Er wandte sich seiner frischgebackenen Schwägerin zu. „Miranda, meine Liebe.“ Er streckte den Arm vor, um ihre Hand zum Kuss an die Lippen zu führen. „Ich muss, so wünscht es mein Bruder, Haughleigh Grange noch heute Nachmittag verlassen. Wenn es jedoch irgendetwas gibt, das ich für Sie tun kann, fragen Sie im Gasthof unten im Dorf nach mir. Dort wird man wissen, wo Sie mich finden. Und jetzt …“ Seine Augen leuchteten. „Lassen Sie mich der Erste sein, der die Braut küsst.“
Bevor sein Bruder protestieren konnte, neigte er sich zu ihr vor und setzte seine Ankündigung in die Tat um. Es war ein süßer, harmloser Kuss, und Miranda konnte nicht anders, als über seine Impertinenz zu lächeln.
„St. John, ich denke, es ist an der Zeit, dass du gehst. Dein Abschied ist, wenn man es genau nimmt, längst überfällig. Und Sie …“, der Duke sah seine Braut an und zog sie zu sich in die Arme, während Miranda einmal mehr den Eindruck gewann, er wirke gewaltig neben seinem Bruder. „… müssen lernen, darauf zu achten, wem Sie einen Kuss schenken, Madam.“
Sein Blick war durchdringend, und seine Augen schienen plötzlich dunkler zu werden. Miranda hatte das Gefühl, in ihnen zu ertrinken ob ihrer Erregung und der Vorahnung, was später geschehen würde. Wie gebannt ließ sie es zu, dass er seine Lippen auf ihre presste und ihr mit der Hand über den Hals und das Haar strich. Obwohl sein Kuss an diesem Ort sehr unschicklich anmutete, erschauerte sie wohlig. Ohne dass sie verstand, warum, löste sich die Anspannung in ihr, und sie schmiegte sich an ihn, während sie unter sein Revers fuhr und mit beiden Händen seine muskulöse Brust erkundete.
Sie wusste, dass es falsch war – die Gefühle und Gedanken, die sich ihrer bemächtigten, hatten in einem Gotteshaus nichts zu suchen. Sie öffnete den Mund, um ihm Einhalt zu gebieten, doch schon fühlte sie seine Zunge an ihren Lippen, und er küsste sie so leidenschaftlich, dass sie zu atmen vergaß.
Miranda spürte Hitze in sich aufsteigen, während sie versuchte, ihre Fassung zurückzugewinnen. Gütiger Gott, nein, schalt sie sich beschämt, ich darf seine Zärtlichkeiten nicht so unbeherrscht erwidern! Sie wand sich aus seiner Umarmung und trat einen Schritt zurück, um ihn entsetzt anzustarren. Er lächelte und betrachtete sie einen langen Moment – zutiefst erstaunt, wie ihr schien –, bevor er sich umdrehte, um St. John hinterherzusehen. Sein Bruder hatte sich wortlos zurückgezogen und schlenderte gerade zur
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