Heimliche Hochzeit um Mitternacht (German Edition)
Kann ich die Köchin sprechen? Ist sie nüchtern und noch am Leben? Haben wir überhaupt eine Köchin, Wilkins?“
„Ja, Miss – Ma’am – Euer Gnaden.“ Mit jeder Anrede, die ihm über die Lippen kam, richtete der Butler sich ein Stück mehr auf.
„Dann informieren Sie die Frau, dass sie in einer Dreiviertelstunde ein Frühstück im Speisesalon aufgebaut haben wird, wenn sie weiterhin unsere Angestellte bleiben möchte. Ich erwarte keine Wunder. Sie soll lediglich das Beste aus dem zaubern, was ihr zur Verfügung steht, und das so rasch wie möglich. Und wir benötigen eine oder zwei Flaschen unseres besten Champagners aus dem Weinkeller, damit die Gäste von dem spärlichen kulinarischen Angebot abgelenkt sind. Bitte suchen Sie Seine Gnaden auf, und richten Sie ihm aus, dass wir ihn im Salon erwarten.“
Die strenge Ansprache schien ihre Wirkung getan zu haben, denn der Butler legte plötzlich eine enorme Geschwindigkeit an den Tag, als er in den Flur entschwand, der zum Küchentrakt führte. Miranda straffte die Schultern, reckte selbstbewusst das Kinn vor und setzte ein Lächeln auf, während sie zum Salon zurückging, um ihren Gästen gegenüber die glückliche Braut abzugeben.
Die Winslows saßen wie auf Abruf auf der Stuhlkante, als Miranda den Raum betrat. Sie setzte die Herrschaften über die unbedeutende Verzögerung in Kenntnis und bemühte sich, die Konversation nicht abbrechen zu lassen, was sich als ebenso schwierig erwies, wie einen toten Ochsen zum Reden zu bringen. Themen wie die Familie, die Vergangenheit, Freunde und Vorstellungen über die Zukunft waren in dem Zwiegespräch mit Mrs. Winslow am Morgen entweder ausgereizt oder vermieden worden. Anstrengungen, auf das Leben ihrer Gäste zu sprechen zu kommen, stellten sich als vergeblich heraus.
Der Zeiger der Kaminuhr wanderte weiter, ohne dass es ein Anzeichen gab, dass der Duke in Erscheinung treten würde. Es geschieht ihm ganz recht, wenn er just in dem Moment ins Zimmer tritt, wenn wir gerade über ihn reden, dachte Miranda und wandte sich dem Reverend zu. „Kennen Sie die Radwells schon lange, Mr. Winslow? Außer zu der Dowager Duchess, Gott hab sie selig, hatte ich zu niemandem aus der Familie eine Verbindung, und zu ihr auch nur deshalb, weil Lady Cecily, die mein Vormund ist, mit ihr befreundet war.“
„Hm, ja. Ich lebe in dieser Gegend, seit ich ein Knabe war. Unter dem alten Duke of Haughleigh standen die Dinge noch anders“, erklärte der Vikar vorsichtig.
„Tatsächlich?“, erkundigte Miranda sich, obwohl sie nicht damit rechnete, dass er ihr eine befriedigende Antwort geben würde.
Der Vikar sah unruhig zur Tür hinüber, als befürchte er, dass der Herr des Hauses in dem Augenblick, da sein Name fiel, plötzlich im Salon erschien. Mrs. Winslow hingegen war nicht länger imstande, ihr dunkles Geheimnis für sich zu behalten. „Der alte Duke of Haughleigh hätte diesen Unsinn, mit dem sich seine Söhne abgeben, niemals geduldet. Er kannte seine Pflichten, und sein Anwesen war mehr als vorzeigbar, als er die Zügel in der Hand hielt. Sein Sohn, der vierte Duke of Haughleigh, hat einige Jahre versucht, den Standard seines Vaters aufrechtzuerhalten, doch als seine erste Gattin starb, verließen ihn die Lebensgeister, und er ließ die arme Dowager Duchess allein zurück. Ihre Gnaden tat, was sie konnte, und Lord St. John …“ Mrs. Winslow schüttelte den Kopf, während ihrer Kehle ein Seufzer entfuhr. „Lord St. John hat sich nie bemüht, seine Familie zu unterstützen. In dem Augenblick, da er die Geschlechter zu unterscheiden verstand und Zahlen auf Spielkarten entziffern konnte, machte er Schulden. Ich bin der festen Überzeugung, dass die Dowager Duchess mehr an einem gebrochenen Herzen verstorben ist, denn an irgendeiner Krankheit.“
„Der jetzige Duke …“
Der Vikar kam nicht mehr dazu, seinen Satz zu beenden, denn wie gerufen stand plötzlich Selbiger in der Tür.
Mrs. Winslow gewahrte, dass ihr Mund offen stand, und schloss ihn hastig.
„Ich möchte dich einen Augenblick sprechen, Miranda.“
Das Wort „sofort“ war nicht gefallen, doch sein Tonfall genügte. Ihr Name aus seinem Munde mutete sie seltsam an. Das „R“ hatte er in einer Weise gerollt, als wollte er den Laut in ein lautes Grollen verwandeln.
„Wenn Sie mich kurz entschuldigen würden?“ Miranda erhob sich und entschwand zu Marcus in die Halle. „Euer Gnaden?“
„Du hast meine Anwesenheit gefordert, Miranda?“ Amüsiert hob
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