Heimliche Hochzeit um Mitternacht (German Edition)
er eine Braue.
„Nicht gefordert. Ich habe Wilkins angewiesen, Sie zu finden und Sie zu uns zu bringen wegen des Hochzeitsfrühstücks.“
„Ich habe nichts dergleichen bestellt.“
„Ich aber“, versetzte sie und sah entnervt zu ihm auf. „Es mag sein, dass Ihnen nichts daran liegt, unsere Vermählung festlich zu begehen – auch ich könnte gut auf dieses … dieses Melodram verzichten –, die Winslows indes erwarten eine Feier von uns und werden dieses Haus nicht verlassen, bevor wir sie nicht hinter uns gebracht haben.“
„Die Winslows sollen zum Teufel gehen!“
„Ich stimme Ihnen zu“, erwiderte sie mit gedämpfter Stimme, „aber schicken Sie sie leise zum Teufel, wenn ich bitten darf. Unter Umständen lauschen sie an der Tür.“
„Es ist mir egal, ob sie lauschen oder nicht. Wenn sie so unhöflich sind, sich uns aufzudrängen.“
„Also schön, dann fällt das Büfett eben aus. Und da ich in diesem Haus keine Autorität habe, überlasse ich es Ihnen, in den Salon zu gehen und sie hinauszukomplimentieren. Besser noch, Sie jagen Sie mit einem Machtwort davon. Darin scheinen Sie ja begabt zu sein.“
„Ah, wir kommen also endlich zum Punkt. Es geht dir eigentlich um St. John, habe ich recht? Ich habe ihm heute früh mitgeteilt, dass er hier nicht länger erwünscht ist, und dabei bleibe ich.“
„Um St. John? Machen Sie sich nicht lächerlich. Ich sage Ihnen, worum es geht: Sie sind einfach nicht gewillt, sich auch nur fünf Minuten wie ein anständiger Mensch zu gebärden.“
„Ich habe mich anständig gebärdet, als ich um deine Hand anhielt. Und ich habe dich geheiratet, oder etwa nicht?“
Sie zwang sich zu lächeln. „Und nun sollten Sie, genau wie ich, vorgeben, dass diese Tatsache ein Anlass zum Feiern ist. Zwingen Sie sich ein Stückchen Kuchen hinunter und ein Gläschen Champagner. Wir beide müssen ohnehin etwas essen, und es wird uns nicht umbringen, wenn wir es gemeinsam tun. Dann danken Sie dem Reverend, dass er die Trauung vollzogen hat. Entlohnen Sie ihn. Tun Sie irgendetwas, damit er geht.“
Die Tür zum Salon ging auf, und der Vikar erschien auf der Schwelle. Er strahlte. „Da haben wir ja den frischgebackenen Bräutigam! Wie fühlen Sie sich?“
Ihr Gemahl blickte derart grimmig zu dem Mann hinüber, dass dieser unverzüglich einen Schritt zurücksetzte. „So gut man es unter diesen Umständen erwarten darf, Reverend. Ich habe erfahren, dass meine Frau ein kleines Fest für uns organisiert hat. Lassen Sie uns in den Speisesalon gehen und schauen, was die Dienstboten vorbereitet haben.“
Marcus schritt voran, und Miranda atmete erleichtert auf. In der kurzen Zeit, die sie in Haughleigh Grange weilte, hatte sie das Speisezimmer noch nicht in Augenschein nehmen können. Indes sah der Raum genauso aus, wie sie befürchtet hatte: schmutzig und staubig und mit grässlichen Seidentapeten an den Wänden, auf denen armselig gemalte Schäfer und Schäferinnen ihre Schafe die Hügel hinauf- und hinuntertrieben.
Auch das Frühstück war so beschaffen, wie sie es erwartet hatte. Es gab dünnen Tee, halb gares Omelett und dazu einigermaßen passablen Schinken. Und die Köchin hatte aus dem schier unerschöpflich scheinenden Vorrat an trockenem Brot einen Korb zusammengestellt. Miranda fragte sich, wie die Frau es bewerkstelligte, das Brot so austrocknen zu lassen. Die Hochzeitstorte war der furchterregendste Bestandteil des Menüs: Die Köchin hatte in der kurzen Zeit nichts mehr backen können und in ihrer Not einen Kuchen auf Vordermann gebracht, der an einem der Vortage übrig geblieben sein musste. Miranda jedenfalls sah ihn heute zum ersten Mal. Die angeschnittene Ecke war mit geschlagener Sahne aufgefüllt, und die anderen Schönheitsfehler hatte sie mit Marzipanveilchen zu kaschieren versucht.
Marcus bediente sich an dem Büffet, ohne ein Wort zu verlieren, wobei er die ganze Zeit über ein Lächeln aufsetzte, das nicht hätte steifer sein können. Nachdem der Vikar ein Dankesgebet gesprochen hatte, auf das Marcus mit einem verständnislosen Blick antwortete, widmeten sie sich dem Essen.
Zu Mirandas Erleichterung war Wilkins ihren Anweisungen gefolgt und hatte den besten Champagner aus dem Weinkeller geholt, den er finden konnte. Da sie niemals zuvor ein solch edles Getränk genossen hatte, war sie erstaunt, wie leicht und prickelnd es schmeckte. Noch überraschter war sie, als sie nach zwanzig Minuten bemerkte, dass sie bereits das dritte Glas geleert, dafür
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