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Heimliche Hochzeit um Mitternacht (German Edition)

Heimliche Hochzeit um Mitternacht (German Edition)

Titel: Heimliche Hochzeit um Mitternacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Merrill
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Gelegenheit, Vergleiche anzustellen, ging es ihr durch den Kopf. Ich dagegen werde nur einen Mann kennen . Ob es mit einem anderen schöner wäre, brauchte sie daher nicht zu interessieren. Sie musste sich jedoch eingestehen, dass allein der Gedanke, es könne so sein, sie störte. Hatte sie nicht immer gewusst, dass es anderswo angenehmer war als bei ihr daheim? Hatte sie nicht der törichte Drang nach vorteilhafteren Umständen hierhergeführt?
    Sie erinnerte sich nur zu gut an ihren letzten Posten. Sie arbeitete in der Küche eines der großen Häuser unweit ihres Zuhauses. Eines Morgens war sie mit einer Schüssel Erdbeeren auf dem Weg zur Köchin, als ein vornehmer Gast der Herrschaften sie in dem langen Flur erspähte und auf sie zu kam. Er lächelte und wünschte ihr einen guten Morgen. Sie erwiderte sein Lächeln und schickte sich an, um ihn herumzugehen. Darauf fragte er nach ihrem Namen, und als sie ihm geantwortet hatte, setzte sie ihren Weg zur Küche fort.
    Der Gentleman holte sie ein und drückte sie an die Wand, ehe sie verstand, was geschah. Er nahm eine Erdbeere aus der Schüssel, die sie sich in die Seite gestemmt hatte, und biss begehrlich in die Frucht, wobei der Saft seine Lippen benetzte. Dann nahm er noch eine Beere heraus und fuhr ihr damit über den Mund, während er sie aufforderte, sie zu kosten. Da sie sehr hungrig war und der Versuchung, wenigstens eine der köstlichen Früchte zu genießen, nicht widerstehen konnte, aß sie ihm wie ein zahmes Tier aus der Hand. Indessen spürte sie, wie seine andere Hand zu ihrer Brust wanderte und sie begehrlich umfasste.
    Wie erstarrt stand sie da, und eine Stimme in ihr rief, sie sollte fortlaufen. Doch ihre Füße rührten sich nicht von der Stelle. Er küsste ihr Ohrläppchen und wisperte, er wüsste einen besseren Weg, wie sie zu Geld kommen könnte, als hier als Küchenmagd zu arbeiten. Und er könnte sich vorstellen, wie gut ihr neue Kleider und Geschmeide zu Gesicht stünden. Sie brauchte nur die Schüssel abzugeben und ihn auf sein Zimmer zu begleiten.
    Und zu ihrer Schande war sie versucht gewesen, mit ihm zu gehen. Der Teil in ihr, der schwach, müde und ängstlich war, hatte ihr gesagt, dass sie nicht lange überlegen sollte. Es wäre so viel einfacher gewesen, sich zurückzulehnen und aufzugeben. Doch dann hatte der Gentleman damit begonnen, ihr ins Ohr zu flüstern, was er mit ihr zu tun begehrte, und plötzlich war Wut in ihr aufgestiegen und der Mut, sich von ihm loszureißen. Sie hatte die Schüssel fallen lassen und war aus dem Haus gerannt. Auf diese Weise hatte sie ihre Ehre gerettet, ihre Arbeit jedoch verloren. Im Nachhinein wusste sie, sie konnte sich glücklich schätzen, dass der Fremde sich ihr nicht einfach rücksichtslos aufgezwungen hatte.
    Cecily hatte ihr erklärt, dass sie klüger daran tat, einem Mann, der sich als grob herausstellte, nachzugeben und ruhig dazuliegen, bis er von ihr abließ.
    Mirandas Gedanken schweiften wieder zu Marcus zurück. Der Kuss in der Kapelle war seltsam gewesen. Ihr Gemahl hatte ihr, wie sie zugeben musste, zunächst angenehme Gefühle erzeugt; dann aber war sie außerstande gewesen, sich ihm zu entziehen, und er hatte sie in einer Weise überwältigt, dass es sie bange machte. Sie stellte sich vor, wie sie unter ihm lag, während er seinem Drang nachgab und sich dabei wie ein unflätiger Stallbursche gebärdete. Sie nahm sich vor, ruhig zu bleiben und ihn gewähren zu lassen. Womöglich hatte er bald genug von ihr und würde in sein Schlafgemach zurückkehren.
    Ich darf nicht so schwarzsehen, mahnte sie sich. Immerhin legte der Duke of Haughleigh, wie es schien, mehr Wert auf Reinlichkeit als seine Dienerschaft. Er war rasiert in der Kapelle erschienen und hatte nach Eau de Cologne geduftet. Sein Atem war angenehm und seine Zähne gepflegt. Das sind die Vorteile, die ein Leben in Reichtum mit sich bringt, dachte sie. Und ein solches privilegiertes Leben hatte sich der Vater für sie gewünscht.
    Sie spitzte die Ohren, ob Geräusche im Nachbarzimmer zu vernehmen waren. Doch obwohl es bereits nach Mitternacht war, rührte sich nebenan nichts.
    Zu ihrem Verdruss quälte sie seit mindestens einer Stunde unbändiger Hunger, was angesichts der Tatsache, dass sie seit ihrer Ankunft in Haughleigh Grange nichts Vernünftiges mehr gegessen hatte, wenig verwunderlich war. Ich hätte statt Champagner zu trinken lieber das miserable Menü essen sollen, schalt sie sich. Die Sorge darüber, wie ihr Gemahl

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