Heimliche Hochzeit um Mitternacht (German Edition)
zurückziehen sollte. In diesem Augenblick gewahrte sie, was sie getan hatte, und der Boden unter ihren Füßen schien zu schwanken. Es war unwahrscheinlich, dass der Duke of Haughleigh den Schwanz einkniff und davonlief.
„Wenn das Ihre Meinung ist, Madam“, erwiderte er kühl, „dann sollte ich Sie nach London zurückschicken.“
Sie war zu weit gegangen. Sie war im Begriff, ihren Vater zu enttäuschen. Und Cecily. Sie hatte den Duke of Haughleigh in Rage gebracht. Und nun wusste sie nicht, wohin sie gehen sollte. Alles begann sich um sie zu drehen.
„Verdammt.“ Marcus sah, wie sie zu taumeln begann, und stürzte zu ihr, um sie aufzufangen, bevor sie auf den Steinfußboden fiel. Wer hätte gedacht, dass sie nach einem solch bewundernswerten Wutausbruch in Ohnmacht fallen würde?, fragte er sich verblüfft. Er zog sie an sich und erhielt die Antwort. Das arme Dinge bestand nur aus Haut und Knochen. Es war keine Übertreibung gewesen, als sie verkündet hatte, sie habe Hunger. Er musste ihr recht geben: Er war ein miserabler Gastgeber.
Er hob sie auf seine Arme und schickte sich an, das federleichte Bündel aus der Küche zu tragen.
Sie kam zu sich und schlug schwach mit der Hand gegen seine Brust. „Lassen Sie mich herunter.“
„Damit du wieder besinnungslos wirst und hinfällst? Mit Sicherheit nicht.“ Er trug sie zur Tür hinaus, erklomm mit Leichtigkeit die Stufen und beeilte sich, sie in ihr Schlafzimmer zu bringen. Je näher er seinem Ziel kam, desto unruhiger wurde sie. Er spürte ihre Angst und umfing sie fester.
„Bitte nicht“, flehte sie und begann zu zittern, als er sie über die Türschwelle trug.
Marcus betrachtete sie aufmerksam, als wolle er ihre Gedanken erraten, und schüttelte schließlich den Kopf. „Nein, Miranda, du brauchst nichts zu befürchten. Ich vergreife mich nicht an einem halben Gespenst wie dir.“ Er legte sie auf dem Bett ab, worauf sie sich auf die Seite rollte, die Knie anzog und sich die Hände vor das Gesicht legte.
Im Schein des Kaminfeuers sah sie noch dünner aus. Ihr Nachthemd entsprach ungefähr dem, was er erwartet hatte, doch es sah ebenso abgetragen aus wie ihr Tageskleid und war ein wenig zu kurz.
Er ergriff ihre Hände und zog sie fort, um ihr in die Augen zu sehen, und strich sacht mit den Daumen über ihre Handflächen. Sie fühlten sich rau an und wiesen frische Blasen auf. Die unzähligen Schrammen zeugten davon, dass sie wusste, was es hieß, für seinen Lebensunterhalt hart arbeiten zu müssen. Er ließ sie los, worauf Miranda sogleich ihre Arme verschränkte, um ihre Hände zu verbergen, und verschreckt zu ihm aufblickte.
„Ich werde Polly mit einer kleinen Stärkung zu dir schicken. Und in Zukunft scheue dich nicht, deine Wünsche zu äußern – sei es ein Scheit für den Kamin oder eine zusätzliche Mahlzeit. Ich werde mich jetzt zurückziehen. Und du sollst dich ausruhen und zu neuen Kräften kommen, bevor du irgendeine Entscheidung triffst. Gute Nacht, Miranda.“
Er zog die Tür behutsam ins Schloss und ließ sich an seinem Sekretär nieder. Was für ein seltsamer Vogel sie ist, dachte er und setzte sich auf dem Stuhl zurecht. Sie war bereit, ihre Flügel auszubreiten und mitten in den Sturm zu fliegen, um gegen ihn anzuflattern. Hatte sie nicht recht, wenn sie sagte, er sei übellaunig und benehme sich unflätig?
Er lächelte. Bereits nach einem Tag nahm sie es mit ihm auf. Mit ihren vor Wut geröteten Wangen, den funkelnden Augen und wild gestikulierend hatte er Miranda ausgesprochen anziehend gefunden. Sie war kein zartes Blümchen, bei dem man Angst haben musste, es zu berühren. Und genauso wenig war sie eine berechnende Verführerin, die ihn um den kleinen Finger wickeln wollte. Diese Frau hatte Feuer und scherte sich einen Teufel um ihn oder seinen Titel. Wenn sie sich auch in Liebesdingen so temperamentvoll und leidenschaftlich zeigte wie vorhin in der Küche, war es höchste Zeit für diese Hochzeit gewesen.
Natürlich musste er die Schäden, die er in den vergangenen Stunden angerichtet hatte, wiedergutmachen, wenn er wollte, dass sie freiwillig zu ihm kam; er sollte allerdings vorsichtig sein. Bethany hatte ihn damals mit ihrem Liebreiz und diesen betörenden Blicken eingewickelt, bevor sie seine Hoffnungen unwiederbringlich zerstörte. Miranda konnte dies allein durch ihren starken Willen erreichen, ihn mit Leidenschaft verführen, ihn schwach machen und ihm den Wunsch einpflanzen, ihr um jeden Preis gefallen zu
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