Heimliche Hochzeit um Mitternacht (German Edition)
kann manchmal auch verdammt ernst sein – wenn ich ein Ziel vor Augen habe. Sie haben mich noch nicht von meiner besten Seite gesehen. Es würde mich sehr wundern, wenn mein Bruder ein gutes Haar an mir gelassen hätte.“
„Sie irren sich“, betonte Miranda. „In der vergangenen Nacht gab es herzlich wenig Gelegenheit, mich mit ihm zu unterhalten.“ Beschämt verstummte sie. Ich klinge gerade so, als hätte ich auf Intimitäten zwischen mir und Marcus anspielen wollen, dachte sie, senkte den Blick auf ihren Teller und nahm einen Bissen von ihrem Toastbrot.
„Hat er sich denn die Zeit genommen, Ihnen den Anlass für seine plötzliche Abreise mitzuteilen?“
„Ich bin sicher, dass er einen guten Grund hat, nach London zu fahren“, antwortete sie vorsichtig.
St. John hob seine Tasse an die Lippen und nickte. „Natürlich hat er einen guten Grund. Es gibt gewisse Personen in der Stadt, denen er mitteilen muss, dass er nun ein verheirateter Mann ist. Um peinlichen Situationen vorzubauen.“
„Ich verstehe nicht“, erwiderte Miranda und sah ihn erwartungsvoll an.
Er räusperte sich. „Nun, er wird nicht wollen, dass Gerüchte über ihn kursieren. Er wird zwar seine Gewohnheiten nicht ändern müssen, jetzt, da er wieder vermählt ist, aber es wäre klug von ihm, seine Mätresse zu beruhigen und ihr zu versichern, dass er sie noch immer favorisiert. Es ist schon ein Kreuz mit der Eifersucht der Frauen.“ Er musterte Miranda und gewahrte zwei rosa Flecken auf ihren Wangen. „Ich weiß, dass ich so etwas nicht einmal andeuten sollte, vor allem nicht einer Dame gegenüber, die erst einen Tag verheiratet ist. Ich finde jedoch, dass Sie es verdienen, die Wahrheit zu erfahren. Ich wollte Sie keinesfalls beleidigen.“
Also ist er zu seiner Geliebten gefahren, nachdem er mich gestern Nacht so ritterlich verschon hat, ging es Miranda durch den Kopf, und in einem Anflug von Empörung griff sie nach einem weiteren Toast und nahm einen Bissen, den sie zerkaute, bis er sich vollständig aufgelöst hatte. Dabei gab es keinen Grund, dass sie sich ärgerte. Sie hatte damit rechnen müssen. Schließlich hatten sie nicht aus Liebe geheiratet. Und ein Schulmädchen war sie auch nicht mehr. „Es ist gut so, vielen Dank, St. John. Sie haben vollkommen recht. Es ist besser, wenn ich weiß, wie die Dinge stehen.“
Er seufzte erleichtert. „Ich bin froh, dass Sie es so gelassen aufnehmen. Sie erinnern sich hoffentlich daran, dass ich Ihnen helfen möchte, wann immer Sie mich brauchen. Falls Sie einen starken Arm benötigen und mein Bruder nirgendwo aufzutreiben ist, können Sie sich stets auf mich verlassen.“
Sie lächelte schwach. „Vielen Dank.“
„Und nun, meine Liebe, muss ich mich auf den Weg machen. Ich muss mich um meine Verantwortlichkeiten kümmern. Das haben Sie mir doch geraten.“ Er seufzte wieder. „Das Bild eines Müßiggängers abzugeben ist überraschend anstrengend. Darf ich darauf hoffen, dass wir heute Abend gemeinsam dinieren?“
„Natürlich.“ Sie sah ihm nach, wie er das Zimmer verließ, und es kam ihr in den Sinn, dass es ein Menü geben musste, wenn sie als Dame des Hauses zum Dinner einlud. Es bedurfte einer gründlichen Planung, eines umfangreichen Einkaufs und einer arbeitswilligen Dienerschaft. Seine Gnaden mochte mit dünnem Tee und fade schmeckendem Eintopf ausgekommen sein. Miranda wollte allerdings nicht glauben, dass die Fähigkeiten der Köchin damit bereits erschöpft waren.
Sie trug jetzt die Verantwortung im Haus. Zumindest, bis ihr Gemahl wieder daheim war. Und solange sie das Sagen hatte, war es geradezu ihre Pflicht, grundlegende Veränderungen vorzunehmen, um den Haushalt wieder auf Vordermann zu bringen.
Sie erhob sich, straffte die Schultern und machte sich auf den Weg in die Wirtschaftsräume, um der Köchin einen Besuch abzustatten und ein grundsätzliches Machtwort zu sprechen.
Sie hatte gerade die Küche betreten, als eine kleine, stämmige Frau mit säuerlicher Miene in den Raum kam.
„Wer sind Sie, und was machen Sie hier unten?“, wollte sie wissen.
Miranda straffte das Rückgrat und setzte ein Lächeln auf. „Ich bin die Dame des Hauses. Und wer sind Sie?“
„Es gibt keine neue Herrin. Zumindest nicht, seit die Dowager Duchess nicht mehr unter uns weilt.“
„Seit gestern gibt es wieder eine. Der Duke und ich haben geheiratet. Mrs. …?“
„Seine Gnaden hat mir kein Wort davon gesagt, dass er heiraten will“, widersprach die Frau.
Von der
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