Heimliche Hochzeit um Mitternacht (German Edition)
wollen.
Er musste unbedingt wissen, woher sie kam, bevor sie ihn völlig verzauberte. Er musste wissen, weshalb sie so hart hatte arbeiten müssen und welches Unrecht ihrer Familie geschehen war.
Er dachte einen Moment nach und nahm Papier und Feder zur Hand.
Liebste Miranda,
Er zerknüllte den Briefbogen und warf ihn ins Feuer. Wie sollte er seine Frau anreden, wenn sie ihm doch vollkommen fremd war?
Miranda,
Das klang kühl, aber angemessen.
nach der letzten Nacht halte ich es für das Beste, dass wir behutsam vorgehen auf der Reise, die uns bevorsteht. Du hast recht, ich hätte Dich nicht als meine Frau gewählt, wenn ich mich Dir aufgrund der Situation nicht verpflichtet gefühlt hätte – wie auch Du mich nicht gewählt hättest, allein meines Verhaltens wegen, das ich die vergangenen zwei Tage an den Tag gelegt habe.
Dies will jedoch nicht heißen, dass unsere Verbindung zum Scheitern verurteilt ist. Manchmal stärkt es eine Ehe, wenn man zunächst durch unwegsames Gelände schreiten muss und erst später das Glück und die Liebe entdeckt. Aus diesem Grund habe ich mich entschlossen, für zwei Wochen nach London zu reisen und Dich allein zu lassen, damit Du Dich mit Deiner neuen Umgebung in Ruhe vertraut machen kannst. Das Haus gehört Dir; verfahre mit allen Angelegenheiten, wie es Dir beliebt. Auch die Dienerschaft unterliegt Deinem Befehl. Ich denke, dass Du die Vorteile, die ein Titel und ein Anwesen wie dieses mit sich bringen, bald erkennen wirst, und hoffe, dass beides Dich für meine charakterlichen Unzulänglichkeiten entschädigen wird.
Nimm Dir Zeit, um Dich von Deiner Reise zu erholen und Dich auf dein neues Heim einzustellen, bevor wir noch einmal von vorne beginnen. Ich werde mein Bestes geben, meine Übellaunigkeit in London zurückzulassen und als reue- und respektvoller Ehemann zurückzukehren.
Und falls Du dennoch wünschst, abzureisen, werden wir ein entsprechendes Arrangement treffen, wenn ich wieder daheim bin. Es dürfte keine Schwierigkeit sein, die Ehe zu annullieren, da wir sie nicht vollzogen haben.
Bis zu meiner Rückkehr verbleibe ich Dein zuversichtlicher Ehemann,
Marcus, Duke of Haughleigh
Er versiegelte den Brief und platzierte ihn so, dass das Dienstmädchen ihn sehen und morgen auf den Frühstückstisch legen würde. Entschlossen, keine kostbare Zeit zu verlieren, zog er die Klingelschnur, um seinem Kammerdiener Anweisungen für die Abreise zu geben. Der Mann sollte unverzüglich anspannen lassen und seine Sachen packen.
Zuletzt nahm er die Briefe der geheimnisvollen Lady Cecily zur Hand und verstaute sie in einer Ledermappe. Zwei Wochen mussten genügen, um die Dame ausfindig zu machen und mehr über seine neue Gemahlin in Erfahrung zu bringen.
7. KAPITEL
Miranda erwachte früh und blinzelte in die Morgensonne, die durch das Fenster schien. Sie richtete sich auf und zog die Vorhänge an ihrem Himmelbett zu. Nach dem Zusammenstoß mit ihrem Mann in der Küche gestern Nacht wusste sie nicht, wie sie ihm heute begegnen sollte. Mit Sicherheit stand ihr Koffer bereits gepackt im Entree und wartete auf sie. Ob er ihr eine Postkutsche spendieren würde? Oder ging er davon aus, dass sie das Geld hatte, um sich allein zu behelfen?
Sie lachte bitter. Für die Fahrt hierher hatte sie beinahe alles ausgegeben, was sie besaß, und ihre Geldbörse schien sich nicht wie von Zauberhand wieder aufzufüllen. Selbst wenn sie nach London gelangte – wohin sollte sie gehen? Der Vater hatte ihr unmissverständlich bedeutet, dass es für sie keinen Weg zurück geben würde. Obwohl er sie mit einem Lächeln auf den Lippen verabschiedet hatte, wusste sie, dass seine Worte ihrer Sicherheit und seinem Seelenheil zuliebe ernst gemeint waren.
Es half nichts, sie würde den Duke aufsuchen und ihn um Verzeihung bitten müssen. Wenn sie bis dahin allerdings nicht endlich etwas Ordentliches zu essen bekam, würde sie sich am Ende wieder nicht zurückhalten können und ihm Vorwürfe machen.
„Euer Gnaden, sind Sie wach?“ Polly schob den Vorhang ein Stückchen zur Seite und lugte zu ihr hinein. Als sie sich vergewissert hatte, dass ihre Herrin nicht mehr schlief, öffnete sie den Vorgang ganz und reichte ihr ein Tablett mit Tee. „Vielleicht möchten Sie heute unten frühstücken. Die Köchin sagt, sie habe etwas für Sie vorbereitet und es in den Frühstückssalon bringen lassen. Es ist bestimmt nicht zu vergleichen mit dem, was Sie gewohnt sind, aber es dürfte besser sein als die Mahlzeiten,
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