Heimliche Hochzeit um Mitternacht (German Edition)
nicht zu erschrecken, nahm er sich vor, während er die Treppe zu seinem Schlafzimmer hinaufschritt. Dort angelangt, entkleidetet er sich, ohne die Hilfe seines Kammerdieners in Anspruch zu nehmen, und schlüpfte in den mit Brokat gesäumten Schlafrock. Entschlossen, den Tag erfolgreich zu Ende zu bringen, trat er auf die Verbindungstür zwischen ihren Gemächern zu und öffnete sie. Nun also nehmen die Dinge ihren Lauf, dachte er, musste jedoch verblüfft feststellen, dass ein wichtiges Detail sein Vorhaben vereitelte: Seine Gemahlin weilte nicht in ihrem Zimmer.
Miranda warf einen Blick in die Speisekammer. Wie kann der Haushalt mit so wenig Vorräten überhaupt aufrecht gehalten werden?, fragte sie sich und schüttelte den Kopf. Ein Stückchen Käse und ein Kanten Brot waren alles, was ihr genügsames Herz begehrte, allerdings hatte sie erwartet, eine größere Auswahl vorzufinden. Der Bissen, den sie sich gönnte, reichte kaum, um eine Maus satt zu bekommen.
Der Käse war genauso hart wie das Brot. Und er schmeckte ebenso widerwärtig wie der Rest, den sie im Laufe ihres Hierseins gegessen hatte. In einem Anflug von Verzagtheit musste sie an ihre Familie denken. Liebe Cecily, lieber Vater, ich bin nach Devon gekommen und habe einen Duke geheiratet. Und ich bin müder und hungriger als jemals zuvor in meinem Leben.
Bitte, lasst mich nach Hause kommen.
„Was zum Teufel machst du in der Küche?“
Und warum musst du mich immer so anfahren?, fragte sie sich verdrossen und rieb sich die schmerzenden Schläfen.
Der Duke of Haughleigh stand mit vor der Brust verschränkten Armen im Türrahmen. „Ich kam in dein Zimmer in dem Glauben, du würdest mich erwarten, und musste stattdessen im ganzen Haus herumlaufen, um dich zu finden. Und ausgerechnet hier in der Küche hältst du dich auf. Wolltest du wie eine Katze am Herdfeuer schlafen? Hätte ich vielleicht die Dienerschaft wecken sollen, damit sie auf die Suche nach dir geht? Wäre es nicht ungeheuerlich, wenn meine Untergebenen dächten, ich hätte mir eine Frau genommen, sie für einen Tag gehabt und dann schon verlegt?“
„Es geht einzig und allein um Sie und darum, was die Leute denken, nicht wahr?“, gab sie schnippisch zurück. „Aus diesem Grund haben Sie mich auch geheiratet. Nur aus diesem einzigen Grund bin ich überhaupt noch hier, und ich gehe davon aus, dass Sie mich immer dann, wenn ich einen Fehler begangen habe, daran erinnern werden. Und das, solange ich lebe.“
„Wenn du in diesem Haus zu bleiben gedenkst, ja, dann richte dich nach meinen Wünschen. Und wenn ich dir erkläre, dass es wichtig ist, was die Leute sagen, dann tust du gut daran, es zu glauben und entsprechend zu handeln.“
„Genau das ist es ja“, versetzte sie wütend. „Es ist nicht mein Wunsch, in diesem Haus zu bleiben. Aus welchem Grund sollte ich das wollen?“
Seine Miene verfinsterte sich. „Manch einer wäre gewiss der Ansicht, dass ein geräumiges Haus und ein Duke als Ehemann Grund genug sind.“
Miranda konnte nicht länger an sich halten und stützte empört die Hände in die Hüften. „Wenn Sie das glauben, besitzen sie jämmerlich wenig Menschenkenntnis. Denn andernfalls wären Sie nicht dieser Meinung. Ich schwöre, dass ich mich niemals zuvor in meinem Leben so elend gefühlt habe. Sir, Sie sind übellaunig und benehmen sich unflätig.“ Sie stutzte, schnüffelte prüfend und rümpfte die Nase. „Und Sie sind betrunken. Sie können mich immerzu nur anfahren, erwarten jedoch, dass ich demütig in meinem Bett sitze und Ihrer Ankunft harre. Sie waren begierig darauf, mich unschicklich vor dem Altar zu küssen, und lassen sich trotzdem alle Zeit der Welt, um in der Hochzeitsnacht zu mir zu kommen. Ich habe Stunden auf Sie gewartet, bis ich vor Hunger fast gestorben wäre. Deswegen bin ich hier in der Küche auf der Suche nach etwas Essbarem.“ Sie gestikulierte heftig und ließ den Blick durch den Raum schweifen. „Und siehe da, es ist nichts Essbares vorhanden! Wie seltsam, dass es in einem vornehmen Haus wie diesem nicht anders zugeht als in einem ärmlichen Cottage. Sie scheinen nicht nur ein Tyrann, sondern auch ein Geizhals zu sein in Anbetracht der Tatsache, dass die Mahlzeiten so ärmlich ausfallen und die Räumlichkeiten verdreckt und kalt sind.“
Der Duke sah aus wie ein Hund, dem man einen Schlag auf die Schnauze verpasst hatte und der eine Schrecksekunde brauchte, ehe er entschied, ob er zum Angriff übergehen oder sich jaulend
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