Heimliche Hochzeit um Mitternacht (German Edition)
ich dich nicht einfach erschießen. Ich bevorzuge es, zu verwunden. Ich will dich bluten sehen, dich leiden sehen, so, wie ich durch dich gelitten habe.“
„Da muss ich dich enttäuschen. Ist das alles, St. John?“
„Fürs Erste, ja.“
„Guten Abend.“
St. John verneigte sich mit einer spöttischen Geste. „Mit Verlaub.“ Er strebte zur Tür und ließ die beiden Eheleute allein in der Bibliothek zurück.
Kaum war die Tür ins Schloss gefallen, machte Marcus ebenfalls Anstalten, den Raum zu verlassen, ohne sie eines Blickes zu würdigen.
„Ich kann es dir erklären.“
„Ich habe für heute genug von dir gehört. Ich werde mich jetzt von den Harrows verabschieden. Ich werde sagen, dass du indisponiert bist. Warte hier, bis ich dir einen Lakai schicke, der dich zur Kutsche eskortiert.“ Er maß sie mit kühlen Blicken. „In der Zwischenzeit solltest du deine Fassung zurückgewinnen und einen Blick in den Spiegel werfen, damit du mehr wie eine Duchess als eine Dirne aussiehst“, fügte er hinzu und verließ das Zimmer.
Während der Fahrt nach Haughleigh Grange sagte Marcus kein Wort, nur ab und zu sah er Miranda an, als sei sie ihm völlig fremd. Erst als sie das Entree betraten, brach er sein Schweigen. „Komm in mein Schlafzimmer. Schick Polly zu Bett.“
Sie legte eine Hand auf ihr Dekolleté. „Aber ich …“
„Du brauchst sie heute Nacht nicht mehr. Schick sie fort und komm zu mir“, versetzte er und ging zur Treppe.
Miranda folgte ihm ängstlich und begab sich in ihr Gemach. Als gäbe es noch einen Weg, sich dem, was ihr nun unweigerlich bevorstand, zu entziehen, sah sie sich in dem Raum um und schickte die müde, doch schmunzelnde Polly schließlich zu Bett. Vermutlich habe ich meinen Gatten derart erzürnt, dass ich Schlimmstes befürchten muss, dachte Miranda verzagt.
Plötzlich erschien Marcus in der Verbindungstür. „Ich erwarte dich, Madam.“
Sie wollte nach ihrem Nachtgewand greifen, das am Fußende ihres Bettes lag, doch er hinderte sie daran. „Das wirst du heute Nacht nicht brauchen. Lass es liegen und folge mir.“ Er wandte sich um und entschwand wieder in sein Schlafzimmer.
Hastig huschte sie ihm nach. Er hatte sich bereits seines Frackrocks und der Weste entledigt, das Krawattentuch hing über einer Stuhllehne. Miranda blieb unsicher stehen, was Marcus nicht zur Kenntnis nahm. Er setzte sich auf sein Bett und zog sich Stiefel und Strümpfe aus, um sie achtlos in eine Ecke zu werfen. Nachdem er sich auch seines Hemdes entledigt hatte, blickte er erwartungsvoll zu ihr hinüber.
Sie starrte ihn nur an, wie er entblößt vor ihr saß. Seine Brust war breit, und er hatte sehr muskulöse Arme, wie sie feststellte, als er sich anschickte, seine Breeches auszuziehen. Jede einzelne Bewegung, die er ausführte, zeugte von der ihm eigenen Stärke.
Plötzlich hielt er inne und bedachte sie mit einem ungehaltenen Blick. „Nun?“
„Was verlangst du von mir?“
„Nichts, das du nicht bereits freimütig einem anderen gegeben hättest. Die Zeit des Wartens und Redens ist beendet. Zieh dich aus.“
„Ich kann nicht. Ich komme nicht an die Knöpfe heran.“ Sie wandte sich zur Seite, damit er verstand und ihr half, das Kleid zu öffnen. Er seufzte ungeduldig, erhob sich und trat hinter sie. Während er das Oberteil nach und nach aufknöpfte, fuhren ihr wohlige Schauer über den Rücken, obgleich eine Spannung zwischen ihnen herrschte, die sie hätte ängstigen müssen. Schließlich schob er die Robe über ihre Schultern und legte eine Hand um ihre Taille, um mit der anderen an den Seidenbändern ihrer Korsage zu ziehen und sie ruckartig zu lockern. Schließlich ließ er von ihr ab und ging zum Bett. Miranda schlüpfte aus der Robe und sah sich suchend nach einer geeigneten Ablagemöglichkeit um.
„Lass sie liegen.“
Wie befohlen, ließ sie das Kleid fallen, zog Slipper und Seidenstrümpfe aus und legte sie ebenfalls auf den Fußboden.
„Dreh dich um.“
Mit gesenktem Blick tat sie, wie ihr geheißen, und legte eine Hand schützend vor ihre Brüste.
„Sieh mich an, wenn ich mit dir spreche.“
Als sie aufblickte, lag er komplett entblößt auf dem Bett und stützte den Kopf in die Hand. Wie sie sehen konnte, war nicht nur sein Oberkörper muskulös.
„Worauf wartest du? Zieh das Mieder aus.“
Sie wollte sich gerade abwenden, doch er fuhr entnervt dazwischen: „Keine scheinheilige Schüchternheit mehr, wenn ich bitten darf. Das beeindruckt mich nicht länger.
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